Das Uniper-Kraftwerk Datteln 4, mit einer Spiegelung fotografiert.

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Energieversorger Uniper verzichtet auf russische Kohle fürs Kraftwerk Datteln 4

rnUnternehmen stand in der Kritik

Der Betreiber des Kohlekraftwerks Datteln 4, das Unternehmen Uniper, stand in der Kritik: Durch den Einsatz russischer Kohle finanziere er Putins Krieg gegen die Ukraine mit. Doch das ist offenbar Geschichte.

Waltrop, Oer-Erkenschwick, Datteln

, 31.03.2022, 15:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Betreiber des Kohlekraftwerks Datteln 4, Uniper, verfeuert bereits keine Steinkohle aus Russland mehr in der Anlage am Dortmund-Ems-Kanal. Das teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Es hatte in der Kritik gestanden, weil unter anderem der Umweltverband BUND und die Dattelner Grünen den Vorwurf erhoben, durch den Einsatz russischer Kohle werde Putins Krieg gegen die Ukraine mitfinanziert. Uniper insgesamt will bis Ende 2022 auf den Einsatz russischer Kohle verzichten, wie das Düsseldorfer Unternehmen weiter erklärt.

Uniper hatte sich zu Beginn des Ukraine-Krieges nicht konkret dazu geäußert, wie hoch der Anteil der Kohle aus Russland war, die bisher in Datteln eingesetzt wurde. Nur so viel: Der Anteil russischer Kohle im Kohlemix für Datteln 4 sei „nicht unerheblich“. Im Falle des Ausfalls russischer Kohle „können wir die Versorgung in Datteln durch andere Länder sicherstellen“, hatte ein Uniper-Sprecher mitgeteilt und Zulieferer wie Australien, Indonesien und Südafrika genannt.

Der Kraftwerksbetreiber Trianel in Lünen hatte sich mehr in die Karten schauen lassen: Fast 70 Prozent der Kohle, die im Trianel-Kraftwerk Lünen verfeuert wird, kam demnach bis zum Kriegsbeginn aus Russland. Auch dort sprach man von dem Bestreben, die russische Kohle durch solche aus anderen Ländern zu ersetzen.

Kraftwerksgegner: Es gibt keine „guten“ Lieferländer

Roland Schumann vom Netzwerk „Datteln 4 stoppen wir“ zeigte sich, von unserer Redaktion mit der Nachricht von Uniper konfrontiert, überrascht. Dass das Unternehmen keine russische Kohle mehr einsetze, sei ja eine gute Nachricht. Allerdings gebe es keine alternativen Lieferländer, aus denen der Bezug von Kraftwerkskohle unproblematisch sei, was Fragen von Umweltstandards und/oder Menschenrechten angehe. Ein Stichwort ist die „Blutkohle“ aus Kolumbien. Schwere Öko-Schäden, Vertreibungen und Enteignungen infolge des Kohlebergbaus sind die Aspekte, die Kritiker in Verbindung mit diesem Lieferland seit Langem anbringen. Es bleibe dabei, so Schumann: Ziel müsse der beschleunigte Ausstieg aus der Kohleverstromung und ein entschiedener Ausbau der Erneuerbaren sein.

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Zur Frage, ob Uniper Verständnis dafür habe, dass es Protestaktionen mit dem Vorwurf der Mitfinanzierung von Putins Krieg gebe, antwortet das Unternehmen: „Wenn Uniper keine Kohle aus Russland mehr bezieht, hat sich dieses Argument erübrigt.“

Der Protest bleibt, der Fokus verschiebt sich

Davon, dass sich damit die Proteste gegen das Kraftwerk generell erübrigt hätten, kann allerdings keine Rede sein. Die für diesen Samstag (2. April), 14 Uhr, auf dem Neumarkt in Datteln geplante Demo, zu dem das Netzwerk „Datteln 4 stoppen wir“ zusammen mit weiteren Klimagruppen und Umweltverbänden aufruft, wird natürlich stattfinden, auch wenn sich der Fokus nun vielleicht ein wenig verschiebt. Denn neben dem Umstand, dass aus Sicht der Kraftwerksgegner auch andere Lieferländer für Dattelns Kraftwerkskohle nicht akzeptabel sind, bleiben die zahlreichen altbekannten Argumente: Schon der Standort sei unrechtmäßig ausgewählt worden, sodass das OVG Münster den Bebauungsplan bereits zweimal aufgehoben habe, erinnert das Netzwerk in einer Pressemitteilung. „Ein Kraftwerk wie Datteln dürfte niemals am Netz sein, weil es in jeder Hinsicht falsche Signale setzt.“

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Was ist mit der Fernwärme?

Ein Aspekt, der Fernwärme-Kunden, etwa auch in Recklinghausen, interessieren dürfte: Wie entwickeln sich da die Preise? Antwort von Uniper: „Die Fernwärmepreise werden gemäß den vertraglichen Vereinbarungen über Preisänderungsklauseln regelmäßig zum 1. Mai und 1. November eines Jahres an Veränderungen angepasst (u.a. Veränderungen der Rohstoffpreise). Hier ist die endgültige Kalkulation noch nicht abgeschlossen.“