Über 300 Cannabis-Pflanzen sichergestellt Wohl „größter Fund im Kreis Unna“

Von Michael Dörlemann
Über 300 Cannabis-Pflanzen beschlagnahmt: „Größter Fund im Kreis Unna“
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Zwei Tage nach dem Aufsehen erregenden Drogenfund ist von dem großen Polizeieinsatz nichts mehr zu sehen. Die drei Rolltore der Halle an der Landwehrstraße, in deren Keller sich die Plantage befand, sind dicht verschlossen – ebenso wie ein dicke Stahltür nebenan. Über den drei parkenden Autos und Anhänger auf dem Hinterhof eines ehemaligen Installationsbetriebs hängt noch Brandgeruch. Ob sich darunter auch der Geruch von Cannabis mischt – da ist die Nase nicht ganz sicher.

Bei den Nachbarn ist der Drogenfund immer noch Gesprächsthema Nummer eins. Der Busunterehmer und der Inhaber einer Fahrschule nebenan machen sich Sorgen, dass sie mit der Drogenplantage in der Öffentlichkeit in Verbindung gebracht werden könnten. Auf Fotos waren die Gebäude und der Hof von beiden Unternehmen zu sehen. Die Polizei hatte den Hof des Busunternehmens Vehling lediglich genutzt, um dort ihre Einsatzfahrzeuge abzustellen.

Der Drogenfund, den die Polizei am vergangenen Samstag gemacht hat, ist einem Angestellten der Fahrschule von Michael Kepp zu verdanken. Der Fahrlehrer, der Unterricht für den Lkw-Führerschein hielt, sah Rauchschwaden, die aus der Richtung einer Lagerhalle auf dem Nachbargrundstück kamen. Er ist selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in einer anderen Stadt und machte sich sofort auf, nach der Quelle des Rauchs zu forschen.

Er sah, dass er aus dem Keller der Halle am Ende des Nachbargrundstücks drang. Sicherheitshalber fasste auch noch die Tore der Halle an. Als er feststellte, dass sie schon heiß wurde, alarmierte er sofort die Feuerwehr, schildert Kepp.

Eine Einheit der Bereitschaftspolizei rückt an, um die Pflanze sicherzustellen.
Eine Einheit Bereitschaftspolizei rückte an der Landwehrstraße an, um die Pflanzen aus der Drogenplantage sicherzustellen. © Lametz/news 4 Video-Line TV

Als die Feuerwehrleute unter Atemschutz in den Keller vordrangen – wie bei Kellerbränden üblich – erlebten sie eine Überraschung. Der Keller war voll mit Cannabis-Pflanzen. Die Feuerwehr alarmierte sofort die Polizei, die mit den Mitgliedern eine Hundertschaft anrückte, um die Pflanzen zu sichern und abzutransportieren.

Es seien mehr als 300 Cannabis-Pflanzen sichergestellt worden, bestätigte Bernd Pentrop, der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Unna. Möglicherweise handle es sich um die größte jemals sichergestellte Menge im Kreis, sagte er. Die Pflanzen sind jetzt erst einmal bei der Polizei gelagert. „Die Staatsanwaltschaft und ein Richter bestimmen, was damit passiert“, sagte er. Sie werden wohl auf die eine oder andere Art vernichtet.

Wer die Halle gemietet und die Pflanzen im Keller angebaut hat, kann die Polizei nach Pentrops Angaben aber noch nicht sagen. „Die Ermittlungen dazu dauern noch an“, sagte er am Montag.

Es ist offenbar nicht einfach herauszufinden, wer die Halle gemietet und im Keller Cannabis herangezogen hat. Der Vermieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, vermutet, das seine Mieter falsche Namen und eine falsche Adresse angegeben haben. Er habe überhaupt nichts davon mitbekommen, was die Männer in der Halle und dem Keller getrieben haben, versichert er. „Ich habe auch keinen Grund gehabt, mir Zutritt zu den Räumen zu verschaffen“, sagt er. Er habe noch nicht einmal einen Schlüssel.

Die Beamter der Kripo kommt, um die Halle zu untersuchen.
Die Kripo suchte Spuren an und in der Hale, um zu ermitteln wer das Cannabis dort angebaut hat. © Lametz/news 4 Video-Line TV

Der Mann hat die gesamte Immobilie nach eigenen Angaben erst vor gut einem Jahr vom ursprünglichen Eigentümer gekauft – dem Inhaber des Installationsbetriebs, das früher dort seinen Sitz hatte. Zu dem Komplex gehören neben der Halle ganz am Ende des Grundstücks auch das Ladenlokal, die Werkstätten und Büros des Betriebs sowie mehrere vermietete Wohnungen. Früher sei der Keller unter den gesamten Komplex von vorne bis hinten durchgängig gewesen. Den Durchgang zum Keller unter der Halle habe er zugemauert, sodass dieser Teil nur noch von der Halle selbst betreten werden kann.

Zu den Mietern der Halle will der Vermieter mit Hinweis auf die laufenden polizeilichen Ermittlungen keine Angaben machen. Er sei über eine Anzeige, die er auf einer Internet-Plattform aufgegeben hatte, auf die Mieter gekommen, sagt er. Auf die Anzeige hätten sich mehrere Interessenten für die Halle gemeldet. „Die machten von allen den seriösesten Eindruck.“ Nachdem er schon keinen Erfolg hatte, das Ladenlokal zu vermieten, sei er schon froh gewesen, zumindest die Halle verpachten zu können – zumal er zurzeit dabei sei, den gesamten Komplex zu renovieren.

Ein Nachbar spricht von „drei Gestalten“, die er gelegentlich an der Halle gesehen habe. Es bleibt spannend, wer die Cannabis-Plantage mitten in Bergkamen angelegt hat.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. August 2023.