TSC Kamen geht mit einer Anwältin gegen die Stadt vor „Wir sind hier absolut zweitrangig“

TSC Kamen geht mit einer Anwältin gegen die Stadt vor: „Wir sind hier absolut zweitrangig“
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Es brodelt gewaltig beim Fußball-B-Ligisten TSC Kamen. Dabei geht es nicht um die sportlichen Belange. Intern ist zunächst einmal alles in Ordnung. Der Grund für die derzeitige Missstimmung im Verein ist die Stadt Kamen, mit der der TSC kurz vor einem Rechtsstreit steht.

TSC Kamen geht mit Anwältin gegen die Stadt vor

„Wir sind hier absolut zweitrangig und werden nur geduldet“, beginnt TSC-Vorsitzender Namuk Kanar und führt in einem Pressetermin über die Sportanlage des Kamener B-Ligisten an der Gutenbergstraße am Schulzentrum.

Dabei gibt es auf den ersten Blick überhaupt keinen großen Grund für den Ärger, sondern eher sehr viele kleinere, wie auch Kanar betont. Die Verkaufshütte am Sportplatz ist alt und morsch, auf der Platzanlage gibt es kein fließendes Wasser und somit auch keine Sanitäranlagen, die Grillhütte soll wieder verschwinden und die Sichtfolie mitsamt dem Vereinslogo des Türkischen SC Kamen am Vereinsheim muss ebenfalls unverzüglich entfernt werden.

Die Verkaufshütten beim TSC Kamen sind in einem schlechten Zustand.
Die Verkaufshütten beim TSC Kamen sind in einem schlechten Zustand. © Daniel Knapp

Laut TSC-Boss Kanar verfüge der Klub in der neuen Spielzeit über insgesamt acht Mannschaften, allerdings sind im DFBnet aktuell lediglich sechs Teams gemeldet worden. Die Gegner müssen sich bei Spielen überwiegend in der Turnhalle am Schulkomplex umziehen, Toiletten sind nur im Vereinsheim oder eben in der Turnhalle verfügbar. „Der Weg ist einfach zu weit. Wir möchten unseren Mitgliedern und Gästen einfach sanitäre Einrichtungen auf dem Sportplatz anbieten“, erklärt Kanar weiter. Dafür habe der Verein sich ein Angebot über einen mobilen WC-Container machen lassen, wobei sich die Kosten dafür auf rund 3000 Euro belaufen sollen. Auf Nachfrage gibt die Stadt Kamen die Entfernung von der Platzanlage zu den Toiletten mit 120 bis 180 Meter an – „zumutbar und nicht unüblich“, wie sie findet.

„Wenn jemand eine Behindertentoilette braucht, dann müssen wir uns die mit dem Kamener SC teilen und das WC ist dauernd abgeschlossen“, befindet Kanar diesen Zustand als „nicht hinnehmbar“. Auf Nachfrage beim Kamener SC und auch bei der Stadt Kamen ergab diese, dass die Toilette mit einem genormten Euro-WC-Schlüssel geöffnet werden kann. Jede berechtigte Person kann diesen Schlüssel beantragen und damit europaweit mehr als 12.000 Toiletten öffnen - auch die an der Gutenbergstraße.

Auch das eigene Vereinsheim mit Blick auf den Platz des Kamener SC dürfe so nicht bleiben. „Wir haben die Sichtschutzfolie bewusst angebracht, damit auch die Frauen bei uns nicht immer angeguckt werden. Jetzt sollen wir die wieder entfernen“, berichtet Namuk Kanar von einer Frist der Stadt Kamen, die am 15. Juli abgelaufen sei und gibt sich selbstbewusst: „Wir lassen die Folie dran!“

Die Kommunikation mit der Stadt Kamen läuft derzeit nur über die Anwältin des Vereins. Auch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (D.I.T.I.B.) würde für die eigenen Mitglieder beim TSC Kamen gerne Sport anbieten. „Die Frauen könnten in der Sporthalle Gymnastik machen und Volleyball spielen und die Jungs würden auf unserer Anlage gerne Fußball spielen. Da reden wir schon über mindestens 200 Personen“, berichtet Kanar über eine geplante Fusion mit der größten sunnitisch-islamischen Organisation, die den Hauptsitz in Köln hat und fügt fragend hinzu: „Die können wir doch nicht wegschicken. Wo bleibt da die Integration?“

Löcher und morsche Bretter zieren die Verkaufhütte.
Löcher und morsche Bretter zieren die Verkaufhütte. © Daniel Knapp

Die Stadt Kamen hingegen kann die Herangehensweise des TSC so nicht nachvollziehen. „Wir behandeln alle Vereine in unserer Stadt gleich. Es gibt Nutzungsverträge, an die sich alle zu halten haben. Der TSC Kamen hält sich eben nicht daran“, erklärt Peter Büttner, Pressesprecher der Stadt Kamen. Und schiebt dann nach: „Die Hütten haben wir dem TSC Kamen aus unserem Bestand kostenfrei zur Verfügung gestellt und aufgebaut. Wenn der TSC neue Hütten haben möchte, dann kann der Verein sich diese gerne auf eigene Kosten beschaffen.“

Eine Geschichte, die den Höhepunkt wahrscheinlich noch vor sich hat, zumal beide Seiten einen festen Standpunkt haben - ob zurecht oder eben nicht.