Der frühere US-Präsident Donald Trump hat beim Parteitag der Republikaner in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin seine Nominierung als Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl im November angenommen. In seiner Rede am Donnerstagabend (Ortszeit) ließ er seine spalterischen Pläne weitgehend außen vor und appellierte stattdessen an die Einheit seiner Partei und des Landes.
Nur fünf Tage nach dem gescheiterten Anschlag auf sein Leben zeigte sich der 78-Jährige erneut mit bandagiertem Ohr – und beschrieb, wie er den Moment erlebte, in dem ihn am Samstag in Pennsylvania bei einem Wahlkampfauftritt ein Schuss des Attentäters am Ohr traf. „Überall floss Blut, doch in gewisser Weise fühlte ich mich sehr sicher, weil ich Gott auf meiner Seite hatte“, sagte er. „Ich sollte heute Abend nicht hier sein.“
Hätte er nicht im Moment des Schusses zur Seite geschaut, dann wäre er nicht mehr am Leben, betonte er. „Ich stehe hier vor euch, in dieser Arena, nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes.“ Seine Anhänger bejubelten ihn frenetisch.
Trump holte weit aus und sagte, er werde nur einmal ausführlich von der Attacke auf ihn erzählen. „Ihr werdet es kein zweites Mal von mir hören, weil es tatsächlich zu schmerzhaft ist, es zu erzählen.“
Trump sagte, er habe durch die Attacke etwas Neues gelernt. „Wenn etwas mit den Ohren passiert, bluten sie mehr als jeder andere Teil des Körpers.“ Das hätten ihm die Ärzte erklärt. „Ich fragte: Warum ist da so viel Blut?“
Bilder von Trump mit Blut am Ohr und etwas Blut im Gesicht – und zugleich mit geballter Faust – gingen nach der Attacke um die Welt. Seine Anhänger hätten gedacht, er sei getötet worden, sagte der 78-Jährige. „Ich wollte etwas tun, um sie wissen zu lassen, dass es mir gut ging. Ich hob meinen rechten Arm, schaute zu den Tausenden und Abertausenden von Menschen, die atemlos warteten, und begann zu rufen: Kämpft! Kämpft! Kämpft!“ Und weiter: „Als meine geballte Faust hoch in die Luft ging, merkte die Menge, dass es mir gut ging, und brüllte vor Stolz auf unser Land.“ So etwas habe er noch nie zuvor gehört.
Erinnerung an getöteten Familienvater
Trump hat zudem an den bei dem Attentat vor knapp einer Woche getöteten Mann erinnert. Trump küsste den Helm des ehemaligen Feuerwehrmannes, der bei der Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania erschossen wurde. Auch die Jacke des Mannes war auf der Bühne zu sehen. „Er war unglaublich“, sagte Trump. Er sei von allen respektiert worden.
Der 50-Jährige hat Behörden zufolge seine Frau und Tochter von den Kugeln abgeschirmt, als der Schütze das Feuer eröffnete. Er wurde tödlich getroffen, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Der Mann arbeitete als Werkzeugingenieur und hatte sich viele Jahre lang bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert, wie Medien berichteten.

Ungewohnt versöhnliche Töne
Der für seine aggressive Rhetorik bekannte Republikaner schlug im Verlauf der Rede ungewohnt versöhnliche Töne an. „Die Zwietracht und die Spaltung in unserer Gesellschaft müssen geheilt werden. Wir heilen es einfach schnell. Als Amerikaner sind wir durch ein einziges Schicksal und eine gemeinsame Bestimmung miteinander verbunden. Wir erheben uns gemeinsam, oder wir fallen auseinander“, sagte er. „Ich trete an, um ein Präsident für ganz Amerika zu sein, nicht die Hälfte von Amerika, denn es gibt keinen Sieg, wenn man für die Hälfte Amerikas gewinnt.“
Seine demokratischen Rivalen, Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris, erwähnte er nicht direkt, sondern verwies nur allgemein auf die Regierung. Er umging auch jeden direkten Bezug auf kontroversere Pläne oder seine Lieblingsthemen, darunter die angeblich manipulierte Wahl 2020, die Erstürmung des US-Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 oder seine Pläne, Millionen irreguläre Migranten aus den USA zu deportieren.
Vizekandidat Vance gibt sich als Mann des Volkes
Trumps auf die Zukunft ausgerichtete Rede markierte den Höhepunkt und Abschluss des Nominierungsparteitags der Republikaner, bei dem auch der Senator J. D. Vance als Trumps Vizepräsidentschaftskandidat nominiert wurde. Bei seiner etwa anderthalbstündigen Ansprache ging Trump nur mit wenigen Worten auf den Senator ein, der ab sofort den Wahlkampf mit ihm bestreiten wird.
„Ich freue mich sehr, einen neuen Freund und Partner zu haben, der an meiner Seite kämpft“, sagte Trump. „Er wird ein großartiger Vizepräsident sein.“ Der 39-Jährige werde ihn lange begleiten, „und es war eine Ehre, ihn auszuwählen“. Vance sei ein großartiger Student an der Elite-Universität Yale gewesen, ebenso wie dessen Ehefrau Usha. „Das sind zwei kluge Leute“, sagte Trump und ging danach schnell zum nächsten Thema über.
Vance hatte sich in seiner Rede am Mittwochabend (Ortszeit) als Mann des Volkes präsentiert, auf sein entbehrungsreiches Aufwachsen in der alten Industrieregion der USA, dem „Rust Belt“, verwiesen und geltend gemacht, dass seine Partei die Herausforderungen am besten verstehe, mit denen gewöhnliche Amerikaner konfrontiert seien.