
Auch wenn noch nicht alle Stimmen ausgezählt sind, steht schon am Mittwochmorgen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass der Republikaner Donald Trump (78) die Wahl gewonnen hat. Kamala Harris (60), die im August Joe Biden (82) als Kandidatin der Demokraten abgelöst hat, hat es nicht geschafft, als erste Frau in der Geschichte der USA ins Weiße Haus einzuziehen.
Dass bei einer demokratischen Wahl mit mehr als 200 Millionen Menschen ein Mann wie Donald Trump das Vertrauen der Mehrheit erringen kann, wird für mich ein ewiges Geheimnis bleiben. Donald Trump, ein verurteilter Verbrecher, notorischer Lügner und Demagoge. Donald Trump, der übelste Hetzreden gegen Minderheiten schwingt, nichts als Hass und Angst schürt.
Donald Trump, der sich immer wieder durch sexistische und faschistische Entgleisungen hervortut und all das in Macho-Manier wie ein Werbebanner vor sich herträgt. Dass die Menschen in den USA einem solchen Mann die Verantwortung für ihr Land übertragen – ich verstehe es nicht.
Trump-Sieg: Folgen für Europa
Was bedeutet eine zweite Amtszeit von Donald Trump für uns und unser Land? Wenig Gutes. Wenn Trump auch nur einen Bruchteil dessen umsetzt, was er im Wahlkampf angekündigt hat, müssen wir uns auf stürmische Zeiten einstellen. Der brisanteste Punkt ist dabei sicherlich Trumps Ankündigung, die Unterstützung der Ukraine für den Krieg gegen Russland drastisch zurückzufahren und die Ukraine zur Kapitulation zu nötigen.
Sollte Trumps Freund Putin in der Ukraine gewinnen, steht die Sicherheit ganz Europas, auch die unsere, auf dem Spiel. Seit Monaten warnen alle Experten: Die Ukraine ist Putin nicht genug. Was wird sich Putin als nächstes unter den Nagel reißen? Schon in seiner ersten Amtszeit hat Trump mehr als deutlich gemacht, was er von Internationalen Organisationen wie der NATO und der UNO hält – nichts, aber auch gar nichts. Die Welt und vor allem Europa möge sich bitteschön um sich selbst kümmern, für ihn zähle Amerika und sonst gar nichts.
Mit dem 5. November ist die Welt noch ein ganzes Stück unsicherer geworden. Negative Nachrichten gibt es auch für den Kampf gegen ein weiteres, wenn nicht sogar das drängendste Problem unserer Zeit, den Klimawandel. Dass ein Präsident Donald Trump dem Umwelt- und Klimaschutz auch nur einen Funken Aufmerksamkeit widmen wird, darf niemand hoffen. Dass im Übrigen auch für unsere ohnehin in schwierigem Fahrwasser steckende Wirtschaft die Zeiten noch stürmischer werden, ist ebenso absehbar. Trump sagt selbst, er liebe Zölle und werde etwa Autos aus Deutschland und Europa mit Strafzöllen belegen. Ein Horror für uns als Export-Nation.
Nach US-Wahl: Koalition sollte sich zusammenraufen
Trump hat vor einigen Wochen gesagt, möglicherweise werde diese Wahl die letzte sein. Dass er den Hang zu einem Autokraten hat, ist schon lange klar. Aber selbst wenn die USA es mit ihrer langen demokratischen Tradition schaffen sollten, einen Diktator Trump zu verhindern (was ich ganz stark hoffe), muss man nüchtern feststellen: Schon jetzt hat Trump allen Demokratien gewaltigen Schaden zugefügt.
Durch die von ihm verbreiteten Verschwörungstheorien, durch seine durch nichts belegten Unterstellungen, wonach man ihm die letzte Wahl gestohlen habe und das auch diesmal versuchen werde, hat er das Vertrauen in das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft erschüttert. Das sollte uns in Deutschland eine Warnung sein, im Kampf gegen Extremismus und Hetze jedweder Art nicht nachzulassen.
Auch wenn ein anderer Ausgang der Wahlen in den USA für Deutschland sicherlich besser gewesen wäre, müssen wir in den nächsten vier Jahren damit leben, in den USA mit einem unberechenbaren Präsidenten an der Spitze keinen verlässlichen Partner mehr jenseits des Atlantiks zu haben. Der Zusammenhalt in Deutschland und Europa wird damit noch wichtiger. Das sollten auch die Koalitionäre der Ampel ernst nehmen.
Gegenüber dem, worauf wir uns nach diesem Wahltag einstellen müssen, ist ein Streit über die Wirtschaftspolitik Kinderkram. Man möchte ihnen zurufen: Rauft euch zusammen, es gibt Wichtigeres zu tun! Damit sollten sie gleich heute Abend beim Koalitionsgipfel anfangen.
Trumps unglaubliche Rückkehr an die Macht: Radikale Agenda für zweite Amtszeit