„Tri Sestri“ Musikdrama hat Tschechovs „Drei Schwestern“ als Vorlage

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Friederike Blum inszeniert die Oper von Peter Eötvös im Theater Hagen in einer kargen Seelenödnis.

Aus Anton Tschechows vieraktiger Schauspielvorlage über die vier Geschwister, Olga, Andrej, Mascha und Irina macht Eötvös drei Sequenzen, die die selbe Geschichte aus den Perspektiven von Irina, Andrej und Mascha wiederholt

Starke Ensembleleistung

Gleich zwei Orchester hat der Ungar für die Oper komponiert. Eins, das Philharmonische Orchester Hagen, sitzt auf der Bühne.

Im Graben spielt das Ensemble Musikfabrik, dessen Instrumente, darunter auch ein Sopransaxophon und Akkordeon, je eine Figur oder Figurengruppe darstellen

Starke Auftritte der Sänger

Das Sängerensemble sorgt für einen kurzweiligen Abend. Dorothea Brandt überzeugt als Irina, die sich entschließt, Tusenbach (Dmitri Vargin) zu heiraten, der tragisch von seinem Rivalen Soljony (Valentin Ruckebier) getötet wird.

Kenneth Mattice spielt einen wunderbar geschlagenen Andrej, der seinen Ehrgeiz im Leben verloren hat. Toll und schrill gibt Vera Ivanovic dessen Frau Natascha.

Maria Markina ist eine bühnenpräsente, starrköpfige Mascha, die sich dem Kommandanten Werschinin (Insu Hwang) annähert. Die ganze Besetzung legt einen starken Auftritt hin.

Tragik und Komik

Durch die scheiternde Kommunikation der Figuren entstehen skurrile, komische Momente. Alle sehnen sich danach, gehört und verstanden zu werden.

Geredet wird viel, aber nur Kokolores, der im Streit über Hammelfleisch endet. Effektvoll ist im Hintergrund ein Spiegelhalbkreis angeordnet (Bühne: Tassilo Tesche), der die Handlung zigmal reflektiert.

Schauspiel von Tschechov folgt

Das Geschehen konzentriert sich im Salon, der durch ein teppichgroßes Spitzendeckchen angedeutet ist. Das zeigt Wirkung! Die Figuren entkommen dem drögen Provinzleben und ihrer unerfüllten Sehnsucht nicht.

Joseph Trafton und Taepyeong Kwak sorgen für musikalische Präzision auf der Bühne und im Graben. Eötvös‘ Oper wird in Hagen zu einem aufregenden Klangerlebnis!

Das Schauspielstück „Drei Schwestern“ von Tschechov feiert in der Inszenierung des Hagener Intendanten Francis Hüsers am 15. April im Theater Hagen Premiere.

Termine: 1. / 9. / 30. 4., 20. 5.; Karten: Tel. (02331) 207 32 18. Das Theater Hagen im Internet

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