Nur schweigend zuhören und zur Kenntnis nehmen – das war nicht ihr Ding. Als Ratsmitglied hat Sigrid Krynen etliche politische Sitzungen mit gepfefferten Beiträgen gewürzt. Und als die Sozialdemokratin sich 2009 nach 25 Jahren aus der aktiven Lokalpolitik zurückzog, bedauerte das nicht nur die eigene Partei. „Man muss mich ja nicht aus dem Rat hinaustragen. Jetzt sollen auch Jüngere mit neuen Ideen ran“, hatte die damals erst 66-jährige Sigrid Krynen gesagt. Am 10. November ist die Hochlarmarkerin im Alter von 80 Jahren gestorben.
Bereits 1969 war sie in die Partei eingetreten. „Sie war eine total ehrliche Haut“, sagt Rafaele Dianin über die Verstorbene. Einige Jahre haben die beiden Frauen gemeinsam die SPD im Stadtrat von Recklinghausen vertreten. „Sigrid war immer ein sehr streitbares Mitglied, vor allem, wenn es um die Rechte von Frauen und Kindern ging. Das haben viele in unseren Reihen sehr geschätzt.“ Und dass Sigrid Krynen nicht nur forderte, sondern auch selbst machte, gab ihr Rückenwind.
Sie hat 1990 das Frauenhaus mitbegründet
Beispiel Frauenhaus: Dass unsere Stadt 1990 endlich einen Zufluchtsort für misshandelte Frauen bekam, war Sigrid Krynen und weiteren engagierten Recklinghäuserinnen zu verdanken, die die Ärmel hochkrempelten und einen Trägerverein gründeten. Es war vor allem eine Herkulesaufgabe, dass das für Frauen und ihre Kinder überlebenswichtige Asyl nicht am fehlenden Geld scheiterte.

Für die Kinder aus Recklinghausen machte Sigrid Krynen sich nicht nur im Jugendhilfeausschuss stark. Die Nikolausfeier im Fritz-Husemann-Haus war das „Baby“ der damaligen Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Stuckenbusch/Hochlarmark. Und viele, viele Kinder haben ihr unvergessene Begegnungen mit dem Mann im roten Mantel zu verdanken.
Eine Kindheit in Süd
Sigrid Krynen ist in Süd aufgewachsen, dort zur Reitwinkelschule gegangen. Und als sie ihren späteren Mann Helmut kennenlernte, ist er nach Recklinghausen gezogen. Vor 60 Jahren heirateten beide, bekamen drei Töchter. Die Familie zog nach Hochlarmark. Die gelernte Speditionsfrau legte nur zwischenzeitlich Familienpausen ein, war zuletzt bei der Metro beschäftigt.

Zusammen mit Sigrid Krynens 80. Geburtstag am 14. April 2022 wurde die diamantene Hochzeit gefeiert. Da war sie bereits von jahrelanger Krankheit gezeichnet: Vom Krebs und den Folgen einiger Operationen hatte Sigrid Krynen sich nie erholt. Ihr Mann Helmut und die Töchter umsorgten und pflegten sie zu Hause bis zum Tod, der für alle dennoch plötzlich und unerwartet eintrat. Zur Familie zählen zudem sechs Enkel und zwei Urenkel.
Am Freitag, 25. November, wird Sigrid Krynen beerdigt – natürlich in „ihrem“ Hochlarmark. Die Trauerfeier beginnt um 10 Uhr auf dem Waldfriedhof.
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