Stell dir vor, du gehst eine Straße entlang und auf einmal siehst du sie oder ihn. Die Person, bei der du denkst: „Wow, den oder die möchte ich kennenlernen.“ Und fast im selben Moment schaltet sich der innere Kommentator, der „Quatschi“, ein und versaut dir diese Nummer. Uns fällt ein, dass wir schüchtern sind, dass wir nicht wissen, wie wir den anderen ansprechen können. Und überhaupt, was will so eine attraktive Person mit mir? Und wir fangen an, uns selbst abzuwerten oder klein zu halten.
So geht es vielen meiner Kunden. Sie sind schüchtern und trauen sich nicht, jemanden in der Öffentlichkeit anzusprechen. Hinzu kommt noch, dass sie gar nicht so genau wissen, wie man in Begegnung kommt. Und was wäre zu tun, wenn er oder sie auf die Ansprache eingeht?
Aus dieser Unsicherheit heraus nutzen viele schüchterne Menschen die Möglichkeit des Online-Datings. Es ist auch vermeintlich erst einmal bequemer. Ich muss nur nach rechts swipen, um ein Match zu haben und ein Korb in Form von Ghosting erscheint nicht so schlimm wie ein Korb, den man auf öffentlicher Straße einholen könnte. Allerdings verschleiert man mit Online-Dating nur sein Problem. Denn spätestens bei der ersten Begegnung wird die Schüchternheit sichtbar und der Teufelskreis beginnt von vorne.
Hinter Schüchternheit steck eine Angst
Im Kern steckt hinter Schüchternheit eine Angst. Und zwar die Angst vor Ablehnung. Im Endeffekt wird ein „Nein“ vom anderen persönlich genommen. Wir glauben, dass das Gegenüber nein zu uns als Mensch sagt. Und häufig begründen wir das, weil wir uns nicht gut genug oder liebenswert fühlen. Gedanklich machen wir uns klein.
Das Dilemma bei diesen Gedanken ist, dass wir andere nicht ansprechen, weil wir Angst haben, diese gefühlte Ablehnung zu erfahren. Nur: Sprechen wir niemanden an, ist das Ergebnis auf jeden Fall ein nein. Wir nehmen den anderen die freie Wahl ja oder nein zu sagen. Und der Moment, in dem sich zwei Menschen hätten kennenlernen können, ist verstrichen – weil der innere Kommentator, den ich auch liebevoll „Quatschi“ nenne, lauter schwachsinnige Begründungen hatte, warum wir den anderen nicht ansprechen. „Ich bin doch gar nicht sein/ihre Liga“; „Warum sollte er/sie mit mir ausgehen?“ „Heute sehe ich echt nicht gut aus.“ Die Liste ist lang...
Warum lassen wir anderen nicht die freie Wahl?
Doch wie wäre es, wenn wir dem anderen wieder die freie Wahl lassen, ob er oder sie uns kennenlernen möchte? Andernfalls nehmen wir uns regelmäßig die Chance, unseren Traumpartner kennenzulernen. Diese Chance nehmen wir uns, weil wir dem „Quatschi“ mehr Macht geben und er uns unter Kontrolle hat, anstatt umgekehrt.
Ich weiß, das klingt mal wieder viel zu einfach. Aber was hast du zu verlieren, wenn du ein „Nein“ bekommst? Das hast du ja eh schon, hart aber wahr.
Was ich in meinen Coachings auch immer vermittle, ist, dass es nicht um ein „Ja‘“ geht.
Natürlich wäre das ein Best-Case-Szenario. Aber mir geht es darum, dass man die Angst vor Ablehnung Stück für Stück ablegt und die Erfahrung sammelt, dass der „Quatschi“ wirklich einfach nur Quatsch erzählt.
Mit kleinen Schritten beginnen
Fange mit kleinen Schritten an, wie nach der Uhrzeit oder dem Weg fragen. Dann kannst du dich steigern, indem du der Person ein ehrlich gemeintes Kompliment machst. „Du hast ja eine tolle Augenfarbe – solche Augen sieht man selten!“
Der nächste Schritt wäre, dass du dabei ein wenig flirtest und weitere Komplimente machst.
Je mehr du dies trainierst, wird die Schüchternheit peu à peu verschwinden. Und sei dabei nicht zu verbissen. Sehe es als Spiel, es geht nicht darum zu gewinnen, sondern um das Spiel an sich. Einfach darum, eine vergnügliche Zeit zu haben und Spaß dabei zu haben.
Falls du doch merken solltest, dass du dich arg blockiert fühlst, was absolut nachvollziehbar ist, kannst du dir natürlich auch Unterstützung von einem Coach holen. Oder hör mal in unseren Podcast „Beziehungsstatus Single“ rein. Den gibt es überall, wo es Podcasts gibt.