Seine Angebote waren so verlockend, dass Fußball- und Musikfans wie blind darauf reinfielen: Nach einer skrupellosen Betrugsserie mit Fake-Tickets stehen einem 25-jährigen Wittener insgesamt viereinhalb Jahre Haft bevor. Am Bochumer Landgericht gab der hartnäckige Betrüger jetzt sein „Betteln um Gnade“ endgültig auf.
Ob TikTok, Instagram, Facebook oder Telegram: Der Betrüger hatte seine Kartenangebote über fast alle gängigen sozialen Kanäle gestreut. Weil er vor allem auf besonders attraktive Fußballspiele und Konzerte setzte, lockte er zahlreiche Interessenten an.
Was niemand ahnte: Der Wittener besaß nicht ein einziges Ticket. Er hatte es nur darauf abgesehen, vor allem Fußballfans von Schalke, Dortmund und Köln schnelles Geld aus der Tasche zu ziehen. Der 25-Jährige spielte ganz bewusst mit deren Hoffnung, doch noch kurzfristig einen Glückstreffer landen zu können und Karten für ein bereits ausverkauftes Top-Event an Land zu ziehen.
Bis zu 200 Euro überwiesen ihm hoffnungsfrohe Fans beispielsweise für das Weihnachtssingen im Signal-Iduna-Park. Was alle „Käufer“ am Ende vereinte war: Sie erhielten nichts.
Für das letztjährige Halbfinal-Heimspiel des BVB in der UEFA-Champions-League gegen Paris nahm der Wittener Betrüger seinem vorerst letzten Opfer bei einem persönlichen Treffen an den Edelstahlwerken in Witten sogar einmal 100 Euro in bar ab. Und übersendete danach E-Tickets, die am Signal-Iduna-Park letztendlich als „ungültig“ durchfielen.

Nachdem der Verteidiger die Betrugsmasche seines Mandanten in einem ersten Berufungsprozess im November 2024 bereits „nicht sonderlich schlau“ genannt hatte, ging er am Donnerstag (13.3.) sogar noch ein Stück weiter.
„Das ist in meinen inzwischen 34 Jahren als Anwalt das Dümmste, was ich jemals erlebt habe“, räumte Verteidiger Bernd Podlech-Trappmann ein. Wer wie sein Mandant sofort nach einer einschlägigen Verurteilung einfach so weiterbetrüge, wer durch persönliche Übergabe-Treffen und die Preisgabe des eigenen Kontos sein Auffliegen mehr als nahelege, der wisse ganz genau, dass er irgendwann erwischt wird. „Dümmer kann man eigentlich nicht sein“, resümierte der Anwalt.
Der Angeklagte hatte bis zuletzt noch auf Milderungen wegen einer vermeintlich krankhaften Spielsucht gehofft. „Wir betteln im Grunde um Gnade. Für uns geht es aber darum, Zeit zu gewinnen“, argumentierte sein Verteidiger.
Ein Sachverständigengutachten legte sich aber fest, dass der 25-Jährige sich etwaige Schuldeinschränkungen wegen Spielsucht abschminken kann. Nach einer neuerlichen Beratung auf dem Gerichtsflur zog der Ticketbetrüger dann schließlich doch noch seine Berufung zurück.
Am 8. September 2023 hatte das Wittener Amtsgericht gegen den Ticket-Betrüger erstmalig eine zweijährige Bewährungsstrafe plus 100 Sozialstunden verhängt. Hintergrund dafür waren 41 vorgetäuschte Kartenangebote.
Weil der 25-Jährige nur drei Tage nach dem Betrugsurteil mit derselben Masche weitere 27 Opfer abgezockt hatte, folgte am 24. Juli 2024 am Amtsgericht in Witten das zweites Betrugs-Urteil. Weitere zweieinhalb Jahre Gefängnis wurden verhängt.
Betrüger will Kontrolleur werden
Weil nun beide Urteile rechtskräftig sind, steht dem Ticket-Betrüger die Verbüßung von insgesamt viereinhalb Jahren Haft bevor. Bis zum Strafantritt in wenigen Wochen will sich der 25-Jährige nun möglichst noch einen neuen Job an Land ziehen, um so seine Chancen für eine Haftverbüßung im offenen Vollzug (Häftlinge können tagsüber arbeiten gehen) zu erhöhen.
Seine Jobwahl hat der Ticketbetrüger bereits getroffen: Er möchte in der Sicherheitsbranche anheuern – und jetzt Ticketkontrolleur werden.