Schwerer Unfall in Thüringen mit sieben Toten Verursacher (34) ohne Führerschein

Schwerer Unfall in Thüringen mit sieben Toten: Fünf 19-Jährige unter den Opfern
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Der mutmaßliche Verursacher des schweren Unfalls mit sieben Toten in Thüringen ist ein 34-Jähriger. Nach den bisherigen Ermittlungen sei nunmehr „gesichert“ davon auszugehen, dass der bei dem tragischen Unfall selbst lebensgefährlich verletzte Mann das Auto lenkte, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Ulf Walther, der Deutschen Presse-Agentur. Dies habe die Auswertung von Spuren und die Befragung von Zeugen ergeben.

Bislang war er als Beifahrer und ein 45-jähriger, schwer verletzter Mann als Fahrer des unfallverursachenden Wagens vermutet worden. Gesichert ist laut Staatsanwaltschaft, dass beide Männer unter erheblichem Alkoholeinfluss standen und zum Unfallzeitpunkt keinen Führerschein besaßen. Der Jüngere schwebt den Angaben nach weiter in Lebensgefahr und konnte noch nicht vernommen werden.

Am frühen Samstagabend war ein Autofahrer mit seinem Wagen in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei Autos zusammengestoßen. Die beiden entgegenkommenden Autos fingen daraufhin Feuer und brannten aus. Für fünf junge Menschen - drei Männer und zwei Frauen im Alter von 19 Jahren - sowie einen 60 Jahre alten Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie verbrannten in ihren Fahrzeugen. Auch ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Auto überlebte den Crash nicht.

Zwei ausgebrannter PKW stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza.
An dem Unfall in Bad Langensalza waren drei Fahrzeuge beteiligt von denen zwei in Flammen gerieten. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Unfall in Thüringen: Verursacher soll sich vor Unfall betrunken haben

Nach Informationen der „Ostthüringer Zeitung“ geht die Polizei auch einem Hinweis nach, wonach sich die drei Männer in dem unfallverursachenden Auto vor dem verheerenden Zusammenstoß betrunken haben könnten. Es habe sich ein Zeuge gemeldet, der ausgesagt habe, er habe auf einem Supermarkt-Markplatz wenige Kilometer vom Unfallort entfernt drei Personen gesehen, die harten Alkohol getrunken hätten und dann weggefahren seien. Die Beschreibung der Männer vom Parkplatz soll auf die im Unfallfahrzeug passen. Die Polizei wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Ermittelt wird wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts. Alle Unfallopfer kommen aus Thüringen.

Bundesstraße 247: Höchstgeschwindigkeit reduziert

Der Unfall ereignete sich in einer langgezogenen Kurve. Nachdem die Bundesstraße 247 mehr als einen Tag lang gesperrt blieb, wurde sie am Sonntagabend wieder für den Verkehr freigegeben. Allerdings wurde die Höchstgeschwindigkeit vor der Unfallstelle nun herabgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte.

Für die eingesetzten Rettungskräfte und Polizisten stehen weiterhin Seelsorger als Ansprechpartner bereit. „Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen“, sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach. 19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. „Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, das sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich bestürzt und schrieb auf Twitter: „Ich trauere um die Toten und fühle mit den Angehörigen. So viel Leben in Sekunden ausgelöscht. Es bleibt Fassungslosigkeit.“

Innenminister Georg Maier (SPD) dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen und sprach von Bildern, „die noch lange nachwirken werden“. Er sei tief erschüttert, sagte Maier der „Bild“-Zeitung. „Meine Gedanken sind bei den Schwerverletzten und den Angehörigen der Toten.“

Auch Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) zeigte sich bestürzt: „Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und den Verletzten wünsche ich schnelle, vollständige Genesung.“ Die Unfallursachen würden untersucht und die Ergebnisse genau ausgewertet, damit künftig solche schweren Unfälle besser verhindert werden könnten, sagte Karawanskij. Sie kündigte Gespräche mit dem Projektträger der Straße an, „um der Kritik an der Verkehrsraumgestaltung nachzugehen“.

Trauergottesdienst in Mühlhausen

Die Trauer um die Opfer ist in Thüringen groß. In einer ökumenischen Andacht versammelten sich am Mittwochabend mehrere hundert Menschen in und vor der Divi-Blasii-Kirche in Mühlhausen.

Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sagte, nach dem schrecklichen Unfall blieben Verzweiflung, Wut, Gelähmtheit und Sprachlosigkeit. „Wir spüren die große Leere, den großen Verlust, aber wir stehen zusammen“, richtete der Landesbischof Worte des Trostes an die Angehörigen und Familien in dem vollen Gotteshaus. Auch Freunde, Ersthelfer, Feuerwehrleute und Polizisten waren zu der Andacht gekommen. Jugendliche entzündeten für jeden Toten eine Kerze und legten Steine ab. Im Anschluss standen Seelsorger bereit.

Bereits am Dienstagabend hatten sich in der Innenstadt von Mühlhausen hunderte Menschen versammelt. Sie legten Kerzen und Blumen nieder und stellten Fotos der Unfallopfer auf.

Auch im Netz ist die Anteilnahme groß. Auf einer Gedenkseite kondolierten bereits zahlreiche Menschen. Zudem gibt es einen Spendenaufruf zur finanziellen Unterstützung der Familien der fünf toten 19-Jährigen bei den Beerdigungskosten. Bislang wurden den Angaben zufolge knapp 13.000 Euro gesammelt.

dpa

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