Als langjähriger Moderator der Fußball-Talkshow „Doppelpass“ hat der Europameister von 1996, Thomas Helmer (unter anderem BVB, Bayern), nicht nur viele spannende Diskussionen erlebt, sondern auch zahlreiche Erinnerungen an seine eigene Karriere als Fußballprofi gesammelt. Eine Episode bleibt dem ehemaligen Libero dabei besonders im Gedächtnis: Ein Live-Anruf von Uli Hoeneß während einer laufenden Sendung. Im Gespräch mit der Sportredaktion im Vorfeld seiner Live-Show „Doppelpass on Tour“ in der Stadthalle Unna am 7. Oktober 2024 gibt Helmer Einblicke in diesen denkwürdigen Moment – und reflektiert seine Zeit bei Borussia Dortmund, dem FC Bayern sowie das berüchtigte Phantomtor von 1994.
„Welcher Uli?“
Helmer erinnert sich lebhaft an den Moment, als ihm während einer Doppelpass-Werbepause gesagt wurde, Uli Hoeneß sei am Telefon. „Wir hatten gerade Werbung. Da schnaufen alle einmal durch, man fragt die Gäste, ob alles okay ist. Dann bekomme ich ein Kommando von der Regie aufs Ohr. Die Frage: Wie machen wir weiter?“, erzählt Helmer. Doch noch bevor er selbst entscheiden konnte, ob die Diskussion des letzten Themas fortgeführt wird, kam die entscheidende Info: „Zwei Minuten bevor es wieder losgeht, bekomme ich die Ansage aufs Ohr: Uli ist in der Leitung. Ich frage: Welcher Uli? Die Antwort: Wie viele Ulis kennst du?“
Uli Hoeneß war also am Telefon, und Helmer wusste sofort, dass dies ein ganz besonderer Moment werden würde. „Ich dachte im ersten Moment: Oh Gott“, sagt Helmer lachend. Der Bayern-Boss meldete sich, um Hasan Salihamidzic, den damaligen Sportvorstand des FC Bayern, in Schutz zu nehmen. Salihamidzic war in der Sendung von den Gästen zuvor scharf kritisiert worden, und Hoeneß ließ es sich nicht nehmen, seinen Mann zu verteidigen. „Er hat damals Hasan in Schutz genommen, so wie er jeden beim FC Bayern in Schutz nimmt. Das ist ja seine große Stärke“, lobt Helmer Hoeneß‘ Loyalität. „Mit Uli Hoeneß ist es immer geil zu diskutieren. Er ist nicht nachtragend und für mich als Moderator sind das doch die schönsten Momente.“
Thomas Helmers Phantomtor: Eine schlaflose Nacht
Ein weiteres Kapitel in Thomas Helmers Karriere, das untrennbar mit seinem Namen verbunden ist, ist das berühmte Phantomtor vom 23. April 1994. Damals erzielte Helmer in einem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg ein nicht reguläres Tor – der Ball ging am Tor vorbei, wurde jedoch als Treffer gewertet. Es war ein Vorfall, der in der deutschen Fußballgeschichte nachhallte, und der für Helmer eine schlaflose Nacht bedeutete.
„Das Phantomtor gehört leider zu meiner Karriere dazu. Da bin ich nicht stolz drauf. Ich weiß gar nicht, ob ich in der Nacht nach dem Spiel überhaupt geschlafen habe“, sagt Helmer auf entsprechende Frage zur Nacht auf den 24. April 1994. „Als die Entscheidung kam, dass das Spiel wiederholt wird, war ich zum Glück mit der Nationalmannschaft im Ausland. Da war ich ganz froh drüber.“
Unterschiede zwischen BVB und Bayern
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Helmers Karriere war sein Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Bayern München. Der Unterschied zwischen den beiden Klubs könnte kaum größer sein, wie Helmer betont: „Der BVB kam in den 80er-Jahren aus der Relegation und danach ging es stetig bergauf. Der Pokalsieg 1989 war der erste Höhepunkt.“ In Dortmund sei zu jener Zeit alles noch sehr familiär gewesen, und der Verein war noch nicht unter den Topteams der Bundesliga etabliert.

Ganz anders sei die Situation in München gewesen, wo Helmer in den 90er-Jahren den nächsten großen Schritt in seiner Karriere machte. „In München war die Denkweise schon damals eine ganz andere, allein vom Anspruch her. Da war der Druck von innen und von außen viel größer. Der Wechsel war für mich ein Riesenschritt.“ Die Zeit in München sei für Helmer von einem enormen Leistungsdruck geprägt gewesen, den er jedoch als wertvolle Erfahrung mitnimmt.
Tipps für Amateurfußballer: Spielpraxis und Beidfüßigkeit
Neben seinen Erfahrungen im Profi-Fußball hat Helmer auch tiefe Wurzeln im Amateurbereich. „Ich habe 18 Jahre in Bad Salzuflen Kreisliga gespielt“, erzählt er. Die Zersplitterung des Spielplans der Bundesliga und die Sonntagsspiele sieht er − aus Sicht der Amateure − jedoch kritisch, da sie negative Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen im Amateurfußball haben. „Es ist natürlich bedauerlich, wenn die Zuschauer wegen der Profispiele wegbleiben. Ich hätte mir damals auch nicht vorstellen können, als Profi mal samstags um 13 Uhr zu spielen, wie es heute in der 2. Bundesliga der Fall ist.“

Seinen Ratschlag an junge Spieler formuliert Helmer klar und pragmatisch. Zwei Dinge seien aus seiner Sicht entscheidend: „Erstens: Man sollte auf jeden Fall versuchen, beidfüßig zu sein. Ich bin mit dem schwächeren linken Fuß sehr weit gekommen. Davon gibt es heute aber zu wenige Spieler.“ Zweitens betont Helmer die Bedeutung von Spielpraxis. „Man sollte dort hingehen, wo man auch spielen und viel Spielpraxis sammeln kann. Man braucht diese Erfahrung. Man braucht Siege, Niederlagen – ja, auch Verletzungen – das sammelst du nur, wenn du viel spielst.“ Spielpraxis sei der Schlüssel zur Entwicklung eines Spielers, und junge Talente sollten nicht nur darauf achten, bei großen Vereinen unter Vertrag zu stehen, sondern auch regelmäßig auf dem Platz zu stehen.
Es gibt noch Karten für Helmer-Auftritt in Unna
Insgesamt blickt Thomas Helmer auf eine abwechslungsreiche Karriere zurück – als Spieler, Moderator und TV-Experte. Ob als Verteidiger beim BVB und FC Bayern, als Nationalspieler oder als Stimme im „Doppelpass“: Helmers Erfahrungen und Anekdoten sind reichhaltig und bieten nicht nur Fußballfans wertvolle Einblicke. Mit seiner gelassenen und humorvollen Art bleibt der 59-Jährige dem deutschen Fußball auch weiterhin erhalten – sei es demnächst in der Unnaer Stadthalle mit seinen Gästen auf der Bühne oder in der Erinnerung an besondere Momente aus Showbusiness und einer eindrucksvollen Karriere. Für seine Live-Show gibt es übrigens bei Eventim noch Karten (ab 39,50 Euro) zu erwerben.
Thomas Helmers Karriere in Zahlen
- 1984–1986 Arminia Bielefeld 39 Spiele (5 Tore)
- 1986–1992 Borussia Dortmund 190 (16)
- 1992–1999 FC Bayern München 191 (24)
- 1999–2000 AFC Sunderland 2 (0)
- 1999 → Hertha BSC (Leihe) 5 (1)
- 2002 SV Seligenporten 1 (0)
- 1990–1998: Nationalmannschaft 68 (5)
- Erfolge: Europameister 1996, Vizeeuropameister 1992; U.S. Cup 1993,
UEFA-Pokal-Sieger 1995/96, UEFA Champions League – Finalist 1998/99, Deutscher Meister 1993/94, 1996/97, 1998/99, DFB-Pokalsieger 1988/89, 1997/98, Finalist 1998/99, DFB-Ligapokal-Sieger 1997, 1998, DFB-Supercup-Sieger: 1989
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