Die beiden kennen sich schon seit ihrer Jugend. Aber erst mit über 30 Jahren sind sie ein Paar geworden. „Da wussten wir ja, worauf wir uns einlassen“, sagt Matthias Kleiböhmer lächelnd. Dass seine Beziehung zu Daniela und ihr Familienleben mit zwei gemeinsamen Kindern nicht ganz gewöhnlich ist, dürfte ihnen ebenfalls sehr klar gewesen sein.
Matthias ist Theologe und arbeitet bei der evangelischen Stiftung „Creative Kirche“. Mikrobiologin Daniela arbeitet bei einer Medienagentur - und ist überzeugte Atheistin.
„Als es in der Jugend alle irgendwohin zum Studium zog, da war es okay, dass er Theologie studierte“, sagt Daniela. Man habe ja auch gar nicht gewusst, wo sich das bei jedem einzelnen hin entwickle. Als dann einige Studienkollegen von ihm gleich als Pastor gestartet seien, wäre das für sie nichts gewesen.
Lieber kein Pastor
„Pastorenfrau im Pfarrhaus ist ja so eine Rolle, da hätte ich mich im Leben nicht gesehen“, sagt Daniela. Matthias gefällt die Tätigkeit in seiner Stiftung: Zunächst begann er als Fundraiser, später organisierte er Gospel-Konzerte und Musicals. „Sie hat es von Anfang an respektiert, dass der Glaube den Menschen als Lebenshilfe dienen kann“, sagt Matthias.
Genau so habe er ihn auch kennengelernt: Als in einer Krisenzeit die Firma des Vaters pleiteging, die Familie umziehen und sich einschränken musste, kurz darauf noch der geliebte Opa einen Schlaganfall erlitt, habe er als Junge zu beten begonnen.
„Das gab mir Frieden“, sagt Matthias. Er respektiere ja auch die Haltung seiner Frau: „Sie ist Naturwissenschaftlerin und baut darum sehr auf praktische Beweise“, sagt er. Die habe er, aber eben nur für sich.
Er schätze die Debatten mit seiner Frau auch sehr, da sie ihn zwinge, seinen Glauben zu hinterfragen: „Wir evangelischen Theologen lernen Bonhoeffer, Augustin und viele mehr, werfen dann gerne mit Zitaten um uns, aber auch unsere zentrale Frage lautet doch: Was glaubst Du eigentlich?“, sagt Matthias Kleiböhmer.
In der Corona-Zeit hatte er dann sogenannte „Wohnzimmer-Gottesdienste“ auf Youtube angeboten, um den Gläubigen die Isolation erträglicher zu machen. Das sei hervorragend angekommen.

Mit großem Abstand habe er die meisten Rückmeldungen erhalten, wenn er auf sein nicht ganz alltägliches Privatleben eingegangen sei. Sich gegenseitig zu respektieren und eine Entscheidung gemeinsam zu tragen, falle da vielen schwer, so Matthias Kleiböhmer. Sie hätten aber eine Basis, die das erlaube. Ob es um die kirchliche Trauung, oder die Taufe der gemeinsamen Kinder gehe - sie hätten schnell ihren Weg gefunden. „Bei der Hochzeit wusste ich, dass es ihm wichtig ist“, sagt Daniela Kleiböhmer.
Sie respektierte das und ergänzt, dass sie ja auch ganz vieles teilten. Der Glaube sei eben sein Bereich. „Es gibt ja auch Männer die sich jedes Wochenende kostümieren, um ins Stadion zu fahren, sich zu betrinken und rumzugröhlen“, so Daniela. Da sei ihr sein Glaube lieber. Ihnen sei auch beiden schnell klar geworden, dass diese Beiträge auf Youtube vielen Christen eine große Hilfe seien. „Ich kann mir wirklich vorstellen, dass für Gläubige der gemeinsame Glaube ein wichtiges Thema bei der Beziehung und Partnerwahl ist“, sagt die Naturwissenschaftlerin.
Idee zum Buch war bald geboren
Er hatte auch immer mehr Gespräche zum Thema Miteinander und bald war die Idee zu dem Buch geboren. „Das ist eine Mischung aus Ratgeber und persönlichem Bericht“, sagt Matthias Kleiböhmer. Die Themen sind vielseitiger, als man erst annimmt: Von „Der eine glaubt, die andere nicht“, über die Bibel als Ratgeber, Themen wie Heirat, Taufe, mit Kindern beten, den Festen und dem Reli-Unterricht, bis zu Geld für Glauben und Kirche, die Bestattung und auch dem Thema Trennung reicht das Feld.
Miteinander ist für Matthias Kleiböhmer ein wichtiges Stichwort: „Gerade für uns Christen ist es ja so, dass wir zusehends weniger werden“, sagt der Theologe. Doch die Christen von heute seien aktive Christen. „Dazu braucht es einfach die Gemeinschaft“, ist er sich sicher. Wenn man die nicht mehr in der Beziehung finde, dann eben außerhalb davon. Das bedeute aber nicht, dass eine Beziehung nicht gelingen könne, man könne trotzdem so viel teilen. Da verweist er auch auf den Spruch, den er in seinem Ehering trägt: „Mehr weil, als obwohl“.

In vielem ähneln sich die Haltungen auch: Da, wo der Christ sich für die Schöpfung engagiert, lässt sie sich von der faszinierenden Vielfalt der Natur leiten. So hat sie sogar einen erfolgreichen Blog unter dem Namen „werwohntinmeinemgarten.info“. Auch mit den Kindern wird über alles gesprochen und sie erhalten jede Freiheit. „Wenn eines der Kinder beim Zubettgehen sagt, es möchte beten, so kennen sie ja meine Haltung und erwarten nicht, dass ich mitbete“, sagt Daniela. Sie frage dann aber, ob sie solange dabei bleiben solle.
Respektvoll und manchmal auch pragmatisch geht es bei ihnen zu. Natürlich hat Daniela Kleiböhmer das Buch ihres Mannes gegengelesen, wie seine Predigten auch. „Ich schätze sie da sehr und da es uns alle betrifft, ist es ja auch eine Selbstverständlichkeit“, sagt Matthias. Daniela scherzt dazu nur: „Ich habe schon alle informiert: Wenn ihr wissen wollt, wie es bei uns zugeht, kauft das Buch“, sagt sie lächelnd.
Sonntagmorgensingle: Wie es ist, der einzige Christ in der Familie zu sein - Gütersloher Verlagshaus, ISBN: 3579062247, 18 Euro Broschiert, Kindle 12,99 Euro.