Sie ist ein schüchternes Mädchen, das nicht viele Worte macht. Die zehnjährige Cáit (Catherine Clinch) wächst auf in einer kinderreichen irischen Familie, wo von Zuneigung, Fürsorge, Geborgenheit nichts zu sehen ist.
Die Mutter wirkt überfordert, weil der Vater ein Taugenichts ist, der den Hof schlecht bewirtschaftet und beim Kartenspiel schon mal eine Kuh verzockt.
Abgeschoben zu Verwandten
Weil es finanziell vorne und hinten zwackt, bringt der Vater die Tochter über die Schulferien zur Cousine seiner Frau.
Dort beschwert er sich, die Kinder würden ihm die Haare vom Kopf fressen, sagt kein Dankeschön und fährt vom Hof. Arme Cáit, geschlagen mit diesem lieblos mürrischen Rabenvater, abgeschoben zu Verwandten. Kein Wunder, dass das Mädchen so still ist.
Kind blüht endlich auf
Pflegemutter Eibhlín (Carrie Crowley) weiß aber, wie man Kinder aufbaut und ermuntert. Sie fragt nach Cáits Wünschen, nach ihrem Befinden und nimmt das Mädchen als Persönlichkeit wahr, nicht als Bürde.
Auch Eibhlíns Mann Séan (Andrew Bennett) legt seine Einsilbigkeit bald ab und geht auf die Kleine ein. Cáit blüht auf bei Eheleuten, die selber aufblühen dank ihr.
Cáit genießt Glück auf Zeit
Mit leiser Kamera-Poesie und dezent gefühliger Musik schildert der Film von Colm Bairéad (Regie und Buch) das Geschehen aus Warte des Mädchens. Im Auto geht ihr Blick zum Himmel. Sie saugt Wissen auf, sie fragt, warum die Kälber Pulvermilch trinken.
Merke: Kein Kind wird als gestörtes Hascherl geboren, Eltern haben es in der Hand. Cáit genießt ein Glück auf Zeit. Warum ihre Gastgeber so froh sind, versteht sie nach einer Weile auch. Als das Mädchen zurück zur Familie muss, wird es herzzerreißend. Krönendes Finale eines klugen, sensiblen, berührenden Films.
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