The Art of Love: Adam und Eva arbeiten für die Erotikbranche

Von Kai-Uwe Brinkmann
The Art of Love: Adam und Eva arbeiten für die Erotikbranche
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Klar ist es ein wenig pikant, wenn die 50-jährige Eva ihr erstes Intim-Spielzeug auspackt und große Augen macht. Es handelt sich um ein Produkt der Londoner Firma „The Art Of Love“, auch Titel der Komödie des Schweizers Philippe Weibel.

Eva ist unerfahren

Der sich aber nicht groß mit Frivolitäten abgibt, sondern einen Blick auf die Liebe in Zeiten ihrer Industrialisierung wirft. Eva hat den Dildo gratis erhalten, um für den Hersteller Testberichte zu schreiben.

Obwohl sie solche Dinger nie benutzt, formuliert sie so blumig verkaufsfördernd, dass die Erotik-Firma ihr eine Trophäe verleiht, eine Oscar-Statue mit Piephahn.

Ein Adonis und Influencer

Sofort spannt die Firma Eva (Alexandra Gilbreath) mit dem jungen Adam (Oliver Walker) zusammen. Als Influencer und Promoter ist dieser Adonis der Paradehengst im Stall des Unternehmens, eines der Produkte heißt „Adams Vergnügen“. „Mit der alten Schachtel soll ich Sextoys optimieren?“, nörgelt Adam.

Evas Mann hat keine Ahnung

Dabei arbeitet er geistig, nicht körperlich mit Eva. Würde es publik, dass eine deutlich ältere Frau seine Kollegin sei, gefährde es sein Influencer-Image als „Mister Love“. „Na und“, blafft Eva, „ich gefährde mit diesem Job sogar meine Ehe!“ Ihr Mann ahnt nichts von ihrer Nebentätigkeit.

Influencer Adam und Eva stehen nebeneinander mit einem To-Go Becher in der Hand.
Adonis Adam will sein Image nicht mit einer älteren Frau gefährden. © Film Kino Text

Gefühle für die Software

Trotzdem gehen Adam und Eva an die Arbeit. Sie sollen Software für Sexpuppen mit Emotionen anreichern. Ausgehend von der Konstellation des ungleichen Paares fragt der Film nach dem Wert von Liebe und Nähe für zwei Generationen.

Adam steht für Selbstoptimierung, Jugendkult, Sex um Sexes willen. Eva leidet unter dem Schwund von Gefühlen in 30 Jahren Ehe.

Lebensecht mit Tiefgang

Es sind atmende Charaktere, keine Chiffren, die wir sehen. Adam und Eva (hoch sympathisch gespielt) punkten mit Sensibilität und Verletzlichkeit. Das macht die Attraktivität von Menschen aus, keine noch so lebensechte Puppe wird das ersetzen. Beide haben sie Probleme, wachsen aber aneinander, in einem vergnüglichen Wohlfühlfilm von Klugheit und auch Tiefe.

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