Die Haaslohstraße in Essel dürfte vermutlich nur den wenigsten Menschen in Recklinghausen bekannt sein, doch tatsächlich will die Stadt dort ein Projekt realisieren, das immerhin 3,5 Mio. Euro verschlingen wird. Tatsächlich soll damit vor allem ein künftiges Baugebiet geschützt werden, doch möglicherweise profitieren davon am Ende mehr Leute, als man im ersten Moment vermutet.
Bereits seit vielen Jahren wird über die Bebauung der Kampmannswiese östlich der Esseler Straße gesprochen. Eigentlich schreit das Areal danach, neue Eigenheime aufzunehmen, doch es gab in der Vergangenheit stets einen guten Grund, hier kein Haus hinzustellen. Denn immer, wenn es kräftig regnet, läuft das Wasser nicht zuletzt vom deutlich höher gelegenen Lohwäldchen genau auf die Kampmannswiese und macht diese zumindest vorübergehend zum Sumpfgebiet. Was bedeutet: Um potenzielle Häuslebauer an dieser Stelle davor zu bewahren, mehrfach im Jahr ihre Keller auspumpen zu müssen, muss etwas unternommen werden, und so wollte man in der Verwaltung handeln.
Reizloses Betonbecken trifft nicht jedermanns Geschmack
So existieren bereits seit längerer Zeit Pläne, neben der Haaslohstraße, die sich zwischen dem Loh und der Kampmannswiese befindet, ein Regenrückhaltebecken zu bauen, das im Bedarfsfall die ersten größeren Wassermassen aufnimmt und behutsam wieder abgibt. Und dieses Vorhaben erreicht gerade Realisierungsreife, doch letztlich noch einmal ganz anders als ursprünglich geplant.
Dabei wird das angedachte Regenrückhaltebecken zunächst einmal zum „Ökologischen Regenwasser- und Schlammrückhaltungssystem“, für das es bereits konkrete Ausarbeitungen gab, die jedoch nicht den Geschmack der unmittelbaren Anwohner trafen. Geplant war ein reizloses Betonbecken, das seinen Zweck erfüllt, aber ansonsten eher ein Fremdkörper in der Landschaft zu werden drohte.

Und so formulierten etliche Nachbarn Petitionen an den Rat. Unter diesen war auch Mechthild Tenthoff, die auch vielen Nicht-Esselern vom Spargelverkauf im Hofladen an der Esseler Straße 163 ein Begriff sein könnte. Auch ihr gefiel das Becken, das nur Boden versiegelt, so gar nicht, aber sie dachte lösungsorientiert: Mechthild Tenthoff signalisierte, dass sie durchaus bereit wäre, Grundstücke aus ihrem Besitz zu verkaufen, und so könne man das Becken größer und auch schöner bauen. Bei den Verantwortlichen in der Verwaltung rannte sie damit offene Türen ein, im Frühjahr 2025 sollen die Arbeiten dort beginnen.
Voraussetzung ist jedoch: Der Rat muss erst dem Haushalt für 2025 und damit der Finanzierung zustimmen, wovon jedoch auszugehen ist. Allerdings sind die Kosten in den vergangenen Jahren geradezu explosionsartig angestiegen: 2021 war erst von 300.000 Euro die Rede, 2022 waren es schon 700.000, ehe die Kosten im Laufe des Jahres von 1,17 Mio. auf 2,5 Mio. Euro anwuchsen. Und jetzt werden für die aktuelle Variante, die zwar einen Betonsockel, aber ansonsten einen begrünten Rand erhalten wird, 3,5 Mio. Euro veranschlagt.

Über diese Investition könnten sich aber auch einige Dattelner freuen, denn es ist eine Tatsache, dass große Wassermassen, die im Bereich um das Loh(-Wäldchen) herunterkommen, nicht nur über die Kampmannswiese, sondern im weiteren Verlauf auch an Horneburg und den Dattelner Ortsteil Hagem vorbei zur dortigen Beisenkamp-Siedlung fließen.
Diese Siedlung ist zwar rund sieben Kilometer von Essel entfernt, doch die Höhenunterschiede sind allemal verblüffend: Das Loh liegt weitgehend bei über 100 Metern, der tiefste Punkt auf der Kampmannswiese ist 76 Meter hoch, während es in der Dattelner Beisenkampsiedlung nur noch 50 Meter sind. Die Differenz von 50 Metern ist enorm, auch Experten haben immer mal wieder auf diese potenzielle Gefahr hingewiesen.