Magie, Esoterik, Okkultismus - ich war in meiner Jugend eine engagierte Hobby-Hexe und recherchierte über alles, was mit Magie im Zusammenhang stand. So stolperte ich auch über die Tarotkarten.
Ich lernte die Bedeutungen der Karten und Legetechniken. Klassenkameraden fanden das hochspannend und ließen sich regelmäßig von mir die Karten legen. Irgendwann verschwanden die Tarotkarten aus meinem Leben. Dann bat mich eine Freundin, meine Karten zu einer Halloweenparty mitzubringen.
Glaube ich an Weissagung? Glaube ich an die Wahrheit der Tarotkarten? Nein. Das tun die Wenigsten. Trotzdem geht von den Karten eine Gewisse Faszination aus. So wollte auch am Abend der Halloweenparty fast jeder von mir die Karten gelegt bekommen haben.
Wie geht Tarot eigentlich?
Tarot kennen viele als dubioses Fernsehformat auf Nischensendern, wenn eine Dame oder ein Herr zwischen Pastellfarben und Kristallen sitzt und verzweifelten Leuten am Telefon beantwortet, ob sie ihre Schulden loswerden oder der Partner fremdgeht. Das Ganze ist dann mit horrenden Anrufkosten verbunden.
Also alles nur Schmarrn? Nein. Wer Tarotkarten ernsthaft legen möchte, muss die Bedeutung der einzelnen Karten und Legetechniken lernen. Beispielsweise lege ich das Keltische Kreuz. Dabei deckt man 10 Karten in verschiedenen Positionen auf und jede Position hat ihre eigene Bedeutung. Die Karten und die Positionen stellen einen komplexen Verbund aus Bedeutungen auf, aus denen ich als Kartenleger dann schlau werden muss.
Dank der komplexen Legeweise kann ich auch recht genaue Aussagen bei Leuten treffen, die ich nicht kenne. Trifft das zu, was ich dann sage?
Purer Zufall oder voll ins Schwarze?
Am Abend der Halloweenparty habe ich einer Handvoll Personen die Karten gelegt. Alle waren erstaunt, wie genau meine Aussagen waren. Ein paar Partygäste kannte ich näher, von anderen war mir eigentlich nichts bekannt.
Was soll das also bedeuten? Dass ich in die Zukunft, in die Seele der Leute blicken kann dank der Magie meiner Tarotkarten? Sicher nicht. Aber ich denke, dass es die Leute bewegt, wenn ich ihnen sage: „Diese Karte zeigt deine innere Stärke. Nutze diese und vertraue dir, dann brauchst du vor Veränderungen keine Angst haben.“
Für manche ist es vielleicht schon „magisch“, wenn da jemand in dein Leben, deine Vergangenheit oder deine Zukunft blicken möchte. Ist es dann wirklich meine „Magie“ als Kartenlegerin, die eine Aussage zutreffend macht? Oder ist es nicht eher die Hoffnung meines Gegenübers, dass Gutes auf sie oder ihn wartet? Für viele sind die Tarotkarten ein „Schubs“, ein Denkanstoß.
Letzten Endes wünscht sich jeder eine schöne Zukunft. Und diese Zukunft steckt nicht in den Karten. Die sind am Ende egal. Die Frage ist doch: Will ich mich meiner Zukunft stellen, egal, wie sie aussehen mag?