
© Jörg Gutzeit
Recklinghäuser Südpark: Hikmek Gürleyen rettet kleinem Mädchen das Leben
Eine wahre Heldentat - Mit Video
Schon oft ist Hikmek Gürleyen tagsüber um den Teich im Südpark spaziert – und zwar immer auf eine bestimmte Weise. Das hat einem 17 Monate alten Mädchen in Recklinghausen jetzt das Leben gerettet.
Das Flanieren durch den Südpark ist für Hikmek Gürleyen beinahe zur täglichen Übung geworden. Auch am Dienstagnachmittag war der 59-Jährige dort unterwegs, und nichts deutete anfangs auf die dramatischen Ereignisse hin, die sich hier später noch abspielen sollten. „Ich wollte Eichhörnchen fotografieren, die ich schon eine ganze Weile beobachtet hatte. Die verschwanden dann so blitzschnell in den Bäumen, da kam ich mit der Handy-Kamera nicht mehr hinterher. Da habe ich dann lieber Enten fotografiert.“ Doch mit dem launigen Zeitvertreib war es kurz danach vorbei.
Zum Glück hat Hikmek Gürleyen eine Eigenheit entwickelt, wenn er den Teich im Südpark umrundet: „Ich gehe immer direkt am Ufer entlang, und nicht auf den eigentlichen Wegen.“ Hätte er dies getan, so hätte er vermutlich gar nichts gesehen, sagt er selbst. Was er aber dort sah, wusste er im ersten Moment auch nicht: „Ich habe so eine kleine Welle wahrgenommen, wie sie Fische verursachen, wenn sie aus dem Wasser springen. Erst dann habe ich den Körper gesehen, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser lag. Kurz habe ich darüber nachgedacht, ob da jemand eine Puppe ins Wasser geschmissen hat, doch dann bin ich einfach rein.“
„Ihr Gesicht war schon blau und bleich“
Und zwar ohne jedes Zögern und ohne die Schuhe oder gar die Hose auszuziehen: „Es war ja dort auch nicht so tief, das Wasser stand mir vielleicht kniehoch.“ Sicher ist aber: Hikmek Gürleyen merkte schnell, dass er es mit einem (noch) lebenden Menschen zu tun hatte: „Als ich den Körper umgedreht habe, habe ich sofort erkannt, dass es ein Mädchen war. Ihr Gesicht war schon blau und bleich. Die hatte wohl schon ordentlich Wasser verschluckt. Ehrlich: Da war ich auch in Panik.“
Hikmek Gürleyen zog das Mädchen aus dem Teich und legte es auf die Wiese. Er sah eine Frau, die auf dem Fahrrad vorbeikam, und signalisierte ihr, dass sie Polizei und Rettungswagen alarmieren sollte, was sie auch sofort machte. Auch andere Leute wurden auf die Situation aufmerksam: Wie sich herausstellte, waren es die Eltern (33, 37) des Mädchens: „Die saßen auf einer Parkbank, rund 150 Meter entfernt“, so Gürleyen.
„Es schrie wie ein Kind, das gerade auf die Welt kam“
Er forderte den Vater auf, mit einer Herzmassage zu beginnen, was dieser auch machte. Die Mutter schloss sich an. Das Mädchen spuckte zweimal Wasser, dann riet Hikmek Gürleyen dazu, das Kind auf die Seite zu legen. Das war der Durchbruch. „Das Mädchen erbrach sich und fing an zu schreien“, so der Retter: „Es schrie wie ein Kind, das gerade auf die Welt kommt.“
Polizei und Rettungskräfte kamen und übernahmen. Die Eltern erlitten einen Schock. Das 17 Monate alte Kind wurde in die Kinderklinik nach Datteln gebracht, wo es ihm inoffiziellen Berichten zufolge gut geht. Hikmek Gürleyen, der selbst drei erwachsene Kinder hat, freute sich gestern, das zu hören: „Dann kann ich wieder ruhig schlafen.“

Das Medieninteresse an Hikmek Gürleyen war groß: Auch unserem 24Vest-TV-Team stand er Rede und Antwort. © Jörg Gutzeit
Ganz ausdrücklich lobte die Polizei seinen Einsatz, und man hofft darauf, dass er im Bedarfsfall viele Nachahmer hat: „Jedermann ist im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Hilfe verpflichtet“, erklärte Polizeisprecher Andreas Lesch. Im Amtsdeutsch heißt das: „Es ist das Zumutbare zu erwarten.“ Was bedeutet: „Man muss sich in solchen Situation nicht selbst in Gefahr bringen, aber das Mindeste ist es, den Rettungsdienst zu informieren.“
Dass die Eltern in diesem Fall keine allzu rühmliche Rolle gespielt haben, will die Polizei gar nicht beurteilen: „Es liegt uns kein Hinweis auf strafbare Handlungen vor. Es gibt also kein Verfahren.“
Derweil hatte Hikmek Gürleyen, der erst vor zwei Jahren von Datteln nach Recklinghausen gezogen war, ganz andere Sorgen: „Schuhe und Hose kann ich erstmal nicht mehr gebrauchen. Der stinkt vielleicht, dieser Teich.“
Ich bin Ur-Recklinghäuser, der die Stadt nur für das Studium Richtung Münster verlassen hat. Seit 1990 freier Mitarbeiter, seit 1992 fest angestellt. Rund 20 Jahre habe ich mich vor allem um Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen gekümmert. Danach folgte eine Horizonterweiterung für alle Themen - und das mit Überzeugung.