
© Jörn Hartwich
Student ersticht Lebensgefährten der Mutter: „Ich musste sie einfach schützen“
Landgericht Bochum
Ein Student aus Bochum hat den Freund seiner Mutter erstochen. Vor Gericht sagte er unter Tränen, dass er sie schützen musste. Bis zur Bluttat war der junge Mann problemlos durchs Leben gegangen.
Der Stich ging direkt ins Herz: Vor rund sechs Monaten hat ein Student aus Bochum den Freund seiner Mutter erstochen. Zum Prozessauftakt am Bochumer Landgericht sagte der zur Tatzeit noch 19-Jährige unter Tränen: „Ich musste meine Mutter einfach schützen.“
Es war der Abend des 29. Dezember 2020. Erst hatte es Streit gegeben, dann ist die Situation völlig eskaliert. Der später Getötete soll voller Wut und Hass gewesen sein. „Er hat die Zähne aufeinandergebissen“, sagte der Angeklagte den Richtern zum Prozessauftakt. „Es war, als wenn man in das Gesicht eines Wahnsinnigen gucken würde.“
Angeklagter griff in Streitsituation zum Messer
Nach seiner Schilderung soll der 28-Jährige zweimal versucht haben, den Kopf seiner Mutter auf die Arbeitsplatte der Küche zu schlagen. „Das wäre ihr Ende gewesen.“
In dieser Situation habe er schließlich zu einem wuchtigen Messer gegriffen. „Ich wusste, ich verletzte ihn jetzt – auch schwer“, so der inzwischen 20-Jährige im Prozess. Den Freund der Mutter zu schlagen, sei keine Option gewesen. „Ich habe mich noch nie in meinem Leben geprügelt.“
Das Opfer hatte keine Chance. Der Mann war noch am Tatort verblutet. Neben dem Herz waren auch Lunge und Aorta getroffen worden.
Gefängnis ist für Angeklagten „ein Kulturschock“
Bis zu der Bluttat war der junge Bochumer problemlos durchs Leben gegangen. Er war auf einer bilingualen Privatschule, spricht vier Sprachen. Nach dem Abitur im vergangenen Sommer hatte er ein Studium der IT-Technik begonnen. Eigentlich wollte er mit Freunden in eine WG ziehen.
Doch jetzt sitzt er im Gefängnis. „Ein Kulturschock“, wie er den Richtern erzählte. „Da geht es nur um Schlägereien, Drogen und Frauen.“ Weil das nicht seine Welt sei, habe er sich völlig zurückgezogen. „Ich bin viel in der Bibliothek, lese und verbringe die Zeit in meiner Zelle.“
Freund der Mutter wollte illegal Hunde verkaufen
Nach seinen Angaben hatte der Freund seiner Mutter verlangt, dass er in einen illegalen Hundeverkauf einsteige. Angeblich habe es eine Möglichkeit gegeben, in Russland billig Welpen zu kaufen und in Deutschland unter Verschleierung der tatsächlichen Umstände teuer weiterzuverkaufen. Das habe er – genau wie seine Mutter – jedoch abgelehnt.
„Irgendwann ist sein Gesicht dann richtig rot geworden“, so der 20-Jährige. „Man hat richtig gemerkt, wie sich die Wut anstaut.“
Zuvor hatte es angeblich nie Probleme zwischen den beiden Männern gegeben. Man mochte sich zwar nicht besonders, ließ sich das aber nicht anmerken. „Ich hatte eigentlich ein neutrales Verhältnis zu ihm.“
Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf Totschlag. Der Prozess wird fortgesetzt.