Wenn eine Straße nach viel Prügel klingt Neue Schul-Adresse geht laut Landwirt völlig klar

„Leibzucht“ als Schul-Adresse geht laut einem Landwirt völlig klar
Lesezeit
Porträtfoto Redakteur Marcus Land in Unna

Ein Restaurant drängelt sich vermutlich nicht nach der Adresse „Am Schindanger“. Denn der lokalhistorisch und mundartlich beschlagene Mensch weiß natürlich: Auf dem Schindanger verscharrte man in grauer Vorzeit Tierkadaver und überließ sie den Aasfressern. Wohl bekomms, beim Bœuf bourguignon von der Speisekarte.

Wer will es also einem besorgten Pädagogen verdenken, wenn er Skepsis bei der künftigen Adresse einer Förderschule des Kreises Unna hegt. Hans-Ulrich Bangert aus Holzwickede fragte kürzlich mit skeptischem Unterton im Kreistag, ob es denn bei dem Straßennamen „Auf der Leibzucht“ am neuen Schulstandort in Lünen bleiben solle.

Landwirt im Kreistag klärt auf

Das saß. Denn gefühlt wie eine Ewigkeit dauernde Sekunden verharrte das komplette Plenum in Schweigen. Hatte man hier etwa vier Jahre lang zwar viel Hirnschmalz auf den Erwerb eines passenden Grundstücks verwendet – sich aber kein einziges Mal über dieses verheerende Signal, das von dem Begriff „Leibzucht“ auf dem Briefpapier einer Schule ausgeht, Gedanken gemacht?

Der Skandal war schon mit Händen zu greifen – ehe Carl Schulz Gahmen für allseitige Erleichterung sorgte. „Leibzucht“, so der Lüner, habe mit körperlicher Züchtigung mal so gar nichts zu tun. Leibzucht sei nichts anderes als eine Leibrente für Bauern, die im Alter ihren Hof übergeben. Anzweifeln mochte diese Erläuterung niemand – schließlich ist Schulz-Gahmen selbst Bauer. Noch Fragen?