Strafgebühr für Patienten Gesundheitsnetz Unna mit klarer Aussage zu geplatzten Arztterminen

Gesundheitsnetz Unna lehnt Strafgebühren bei geplatzten Terminen ab
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Viele Restaurants verlangen bei nicht stornierten Tischreservierungen mittlerweile eine Art Ersatz für den entgangenen Gewinn von den ausgebliebenen Gästen, den sogenannten No-Shows. Ärztevertreter fordern Ähnliches bei geplatzten Terminen.

Für Dr. Thomas Huth, Geschäftsführer des Gesundheitsnetz Unna, eines Zusammenschlusses von Ärzten, Apotheken und Kliniken, kommt dieser Vorstoß der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) völlig überraschend.

Verlust für Ärzte bei Terminausfall

Die KBV hatte kürzlich von Verlusten bei den Ärzten gesprochen, wenn vereinbarte Termine von den Patienten nicht eingehalten werden und Strafgebühren verlangt, die von den Krankenkassen zu übernehmen seien.

Aus seiner persönlichen Sicht könne er diesen Vorschlag nicht akzeptieren, sagte der praktizierende Allgemeinmediziner aus Fröndenberg am Dienstag (17. September). „Wir Hausärzte haben die Praxen voll“, so Huth. Falle wirklich einmal ein Termin aus, „dann steht schon der nächste Patient da.“

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Honorarverhandlungen für Hausärzte

  • Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Westfalen-Lippe zeigt sich am Mittwoch (18. September) enttäuscht und verärgert über das Ergebnis der Honorarverhandlungen zwischen dem GKV-Spitzenverband und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
  • Diese hatten sich am Montag auf eine Anpassung des Orientierungspunktwertes (OW) für Vertragsärzte und -psychotherapeuten um 3,85 % geeinigt. „Dieses Ergebnis ist vollkommen unzureichend, da es bei weitem nicht die steigenden Kosten der zurückliegenden Monate und Jahre auffängt, mit denen die hausärztlichen Praxen konfrontiert sind, und damit die Zukunft vieler Praxen gefährdet“, erklärt Lars Rettstadt, 1. Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe.

Zumindest für Praktische Ärzte könne daher überhaupt nicht von einem Verlustgeschäft gesprochen werden. Auch bei Fachärzten gebe es in vielen Disziplinen eine Warteliste für Termine, nicht selten mit einer Wartezeit von drei oder auch sechs Monaten.

Je nach Taktung der Termine sei in diesen Fällen zwar ein Verlust des Arztes denkbar. Doch werde eine Strafgebühr aktuell weder in den Gremien des Gesundheitsnetzes diskutiert, noch kenne er eine solche Idee aus den Publikationen des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe in Unna oder der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund.

Terminerinnerung für Patienten

Tatsächlich hatte sich der Hausärzteverband NRW laut Tagesschau bereits weitgehend ablehnend geäußert. Viele Arztpraxen arbeiteten bereits mit Terminerinnerungen per E-Mail. Darüber seien Patienten sehr dankbar.

Für Dr. Thomas Huth kommt eine Gebühr allenfalls dann in Betracht, wenn sich geplatzte Termine in einer Praxis häuften. Dies sei seines Wissens in den Hausarztpraxen aber gar nicht der Fall.

Im Übrigen gebe es auch keine Abrechnungsziffer für die Ärzte bei den Krankenkassen, über die ein entfallenes Honorar geltend gemacht werden könnte. „Wir können ja mal schauen, wie die Krankenkassen auf den Vorschlag reagieren – die haben doch gar keine Kohle“, so der Mediziner.