Stillstand im Massener Hellwegbad Verein beklagt Mitgliederschwund und attackiert die Stadt

Wasserfreunde Massen ärgern sich über Stillstand am Hellwegbad
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Das Hellwegschwimmbad in Massen ist seit vergangenem August geschlossen. Grund dafür sind bauliche Mängel, die bei der letzten TÜV-Prüfung festgestellt worden sind. Die Liste ist lang: ein undichtes Becken, asbesthaltige Platten in der Lüftungsanlage, verrostete Leitungen, fehlende Brandschutzklappen und veraltete Filteranlagen. Die Kosten für die Sanierung des Bades beliefen sich auf mindestens 600.000 Euro, wie die Pressestelle der Kreisstadt Unna mitteilte. Allein die neue Lüftungsanlage zur Heizung und Entfeuchtung würde 85.000 Euro kosten. Ohne diese kann das Bad aber nicht wiedereröffnen.

Das fordern jedoch die Wasserfreunde Massen, denn sie bangen um ihre Existenz: Seit der Badschließung habe der Verein 40 Mitglieder verloren. Aktuell seien es somit zwar noch 285, wie auch die Zahlen des Landessportbundes NRW zeigen. Jedoch befürchten die Massener weitere Austritte.

Tobias Boos, Vorsitzender der Wasserfreunde Massen, macht für diese Austrittswelle die Badschließung verantwortlich: Der Verein musste in die Schwimmhalle am Bergenkamp umziehen. Die Stunden dort würden jedoch nicht ausreichen, um alle Kurse wie gewohnt anbieten zu können. In Massen hätte man noch etwa doppelt so viele Stunden zur Verfügung gehabt.

„Wenn uns die Wasserzeiten fehlen, verlieren wir nicht nur Mitglieder, sondern gewinnen auch keine neuen dazu. Früher war es ein Rein-Raus. Jetzt ist es nur noch ein Raus“, beschreibt Boos die aktuelle Situation. Am Bergenkamp würde der Verein keinen Gesundheitssport mehr anbieten, da dies dort kaum möglich sei. Das fehlende Angebot sei aber der Grund für einige Austritte gewesen. Es gäbe auch nicht genug Wasserzeiten und Fläche. Nach Aussagen des Vereins stünden so aktuell über 100 Kinder auf der Warteliste. Tobias Boos fühlt die Interessen des Vereins nicht ernst genommen: „Ob der Verein draufgeht oder nicht, interessiert die Stadt nicht wirklich.“ Verwaltung und Politik würden die Dringlichkeit nicht sehen.

Die Stadt Unna erklärt, dass ihr bewusst sei, dass die aktuelle Situation für die Nutzerinnen und Nutzer des Bades eine schwierige sei. Weiter führt sie aus: „Allen Vereinen, die das Hellwegbad Massen nutzen – also auch den Wasserfreunden Massen – wurden Wasserzeiten in der Schwimmsporthalle am Bergenkamp angeboten. Davon haben die Wasserfreunde Massen 2,5 Stunden mittwochs und eine Stunde samstags in Anspruch genommen.“ Damit hätte der Verein die angebotenen Wasserzeiten nicht komplett in Anspruch genommen. Auch für ein Bad in Dortmund sollen dem Verein Zeiten angeboten worden seien.

Wasserfreunde brauchen Hallenzeiten

Tobias Boos bestätigt, dass dem Verein tatsächlich weitere Zeiten für das Bad am Bergenkamp angeboten wurden: samstags und sonntags von 16 bis 21 Uhr. Diese Zeiten seien für den Verein jedoch aus verschiedenen Gründen nicht hilfreich: Am Wochenende würden viele Eltern mit ihren Kindern etwas anderes machen und erwachsene Mitglieder hätten sich immer die alten Zeiten freigehalten. Außerdem lebe der Verein von Ehrenämtlern und diese hätten auch noch ein Privatleben. Von einem Angebot für Dortmund wisse er jedoch nichts: „Selbst, wenn man uns diese Zeiten angeboten hätte: Wir sind ein Massener Verein. Die meisten Leute kommen aus der Region und fahren nicht dahin. Man muss die Kirche im Dorf lassen.“

Der Verein hoffe zwar, dass es bald zu einer Lösung kommt, jedoch wisse er nichts über die geplanten Schritte. Der Kontakt zur Stadt sei eher beschränkt. Daran ändern möchte der Verein aber nichts. Boos: „Das würde eh nichts bringen.“ Was in den letzten Monaten im Bad gemacht worden sei, wisse er auch nicht. Bisher passierte auch nicht viel. Wie die Stadt mitteilte, sollen kleinere Maßnahmen stattgefunden haben. Diese würden nur dazu dienen, den aktuellen Zustand des Bades zu erhalten. Der Rat der Stadt begrüße aber die Sanierung des Bades: Es sollen sogar weitere 100.000 Euro aufgebracht werden, um das fast 60 Jahre alte Gebäude zu erneuern.

Die Pressestelle der Stadt beschreibt die Kommunikation jedoch anders als die Wasserfreunde Massen: „Die Stadtverwaltung steht in engem Austausch mit den Nutzern des Bades. Mehrfach haben dazu Gespräche auf höchster Ebene unter Beteiligung des Verwaltungsvorstandes stattgefunden. Insbesondere wurde jedem Gesprächswunsches des Vorstandes des genannten Vereins durch den Bürgermeister nachgekommen.“ Tobias Boos bestätigt, dass solche Gespräche zwar stattgefunden hätten, jedoch ohne die Beteiligung der Wasserfreunde.

Stadtsportverband fordert Wasserflächen

Ein eher distanziertes Verhältnis zwischen der Stadt und den Vereinen beschreibt auch Volker König, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Unna. Der SSV Unna sei zwar die kommunikative Brücke zwischen der Stadt und den Vereinen, doch die Kontaktaufnahme sei eher einseitig: „Die Stadt nutzt die Verbindung von mir zum Sport. Von den 58 Vereinen zur Stadt ist das allerdings ein bisschen mager.“

Das Hellwegschwimmbad Massen ist derzeit geschlossen.
Das Hellwegschwimmbad Massen ist derzeit geschlossen. © Michael Neumann

Auch König weiß um die Situation, selbst wenn der Verein diesbezüglich nie selbst auf ihn zugekommen sei: „Es tut mir wirklich leid für die Wasserfreunde Massen. Wasserfläche ist für unsere Stadt ein Muss und es war schon immer schwierig, diese zu bekommen. Natürlich möchte der SSV, dass die Stadt Unna Sorge dafür trägt, dass fehlende Wasserflächen baulich wieder hergestellt werden. Ferner hat die Politik dafür im Rahmen der Möglichkeiten Gelder bereit zu stellen oder im Haushalt der Kreisstadt zu berücksichtigen. Wenn dann aber dargelegt wird, wie knapp die Mittel für alle 58 Vereine sind, dann wird es für die Stadt auch schwer.“ Wer für die Situation verantwortlich sei, vermag König nicht zu sagen.

Die Wasserfreunde Massen sehen jedoch vor allem das Immobilienmanagement der Stadt Unna in der Verantwortung: „Reparaturen werden immer wieder auf die lange Bank geschoben, so dass die Gebäude dann geschlossen oder teuer saniert werden müssen. Es passiert immer erst etwas, wenn es knallt.“ Gerade in diesem Bereich fehle es auch an Personal, um den Aufgaben gerecht zu werden.

Wiedereröffnung des Hellwegbades

Die Stadt möchte deswegen eine neue Stelle für die Sanierung des Hellwegbades besetzen: „Die Stellenausschreibung ist erfolgt, ein erfolgreicher Abschluss der Personalakquise ist zeitnah angestrebt. Die Erstellung eines Bauzeitenplanes bis zu einer möglichen Wiedereröffnung ist einer der ersten zu erledigenden Aufgaben nach erfolgter Einstellung“, wie die Pressestelle erklärt.

Wann eine Wiedereröffnung des Hellwegbades stattfinden könnte, steht jedoch nicht fest. Doch auch eine Baderöffnung auf der Fläche des ehemaligen Freizeitbades sei für die Stadt absolut in Betracht zu ziehen. Sie verfolge damit sogar ein größeres Projekt: „Hier sind nicht nur die Belange eines möglichen Baus eines Bades, sondern auch weitere mögliche Folgenutzungen (z.B. Bau einer Kindertagesstätte) in den Fokus zu nehmen und in Einklang zu bringen. Die planungsrechtlichen Vorarbeiten dazu haben begonnen.“

Ob es dann tatsächlich in das Hellwegbad zurückgeht oder doch auf das ehemalige Freizeitbadgelände sei den Wasserfreunden Massen relativ egal: „Hauptsache wir haben genug Wasser zur Verfügung“, sagt Tobias Boos. Der Verein hoffe einfach auf Fortschritt. Nach den Osterferien geht es trotzdem erstmal wieder in das Bornekamp-Freibad.