
Der Angeklagte steht in Bochum vor Gericht. © picture alliance / Bernd Thissen/dpa
Stieftöchter missbraucht – Angeklagter: „Sowas kann man nicht wiedergutmachen“
Prozess
Ein Vater (43) aus Herne soll seine zwei Stieftöchter jahrelang sexuell missbraucht haben. Im Januar kam alles raus, jetzt drohen viele Jahre Gefängnis. Die Vorwürfe sind erschütternd.
Erschütterndes Geständnis: Ein 43-jähriger Mann aus Herne hat am Bochumer Landgericht zugegeben, sich mehr als einhundertmal sexuell an seinen zwei anfangs elf und zwölf Jahre alten Stieftöchtern vergangen zu haben. „Das war ein riesengroßer Fehler“, sagte der Angeklagte am Freitag beim Prozessauftakt vor der 8. Jugendschutzkammer. „Sowas kann man nicht wiedergutmachen.“
Laut Anklage geht es um insgesamt 115 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen sowie des Verschaffens von jugendpornografischen Inhalten zwischen Ende 2015 und dem 29. Januar 2022. Ans Licht gekommen waren die Missbrauchsvorwürfe offenbar dadurch, dass sich eine der Stieftöchter zuletzt ihrem Freund anvertraut hatte und der junge Mann daraufhin die Polizei informiert haben soll. Der Angeklagte wurde kurz nach dem letzten angeklagten Übergriff festgenommen und sitzt seit dem 31. Januar durchweg in U-Haft.
Die Anklageschrift skizziert erschütternde Vorkommnisse. Der Handwerker (aus gescheiterten Ehen selbst dreifacher Vater) lebte bis zu seiner Festnahme gemeinsam mit seiner Ehefrau und deren vier Töchtern in Herne. Mutmaßliche Opfer sind die beiden ältesten zwei Töchter (heute 16 und 17) seiner Ehefrau.
Übergriffe passierten im Wohnzimmer und im Auto
Ab 2015 soll der 43-Jährige sich erst jahrelang an der anfangs elfjährigen Stieftochter vergriffen haben. Die Übergriffe passierten laut Anklage zumeist im Wohnzimmer, mindestens einmal aber auch im Pkw des Angeklagten. Ab 2018 soll der Angeklagte sich dann parallel auch an der zweitältesten Stieftochter (anfangs zwölf) vergangen haben. Insgesamt werden mehr als 60 Übergriffe als besonders schwerer sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen bewertet. Die letzten Taten sollen im Januar 2002 passiert sein.
Einem der Mädchen soll der Stiefvater laut Anklage zudem in einem Chat reihenweise pornografische Videos als eine Art Anleitung zugesendet haben. Außerdem soll er das Mädchen dazu veranlasst haben, ihm selbst gefertigte Nacktvideos zu übersenden.
Ihm droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe
Gleich zu Beginn des Prozesses ließ der Angeklagte die Vorwürfe über seinen Verteidiger Martin Gentz (Bochum) als richtig erklären: „Er weiß, dass die Schuld schwer wiegt, gibt die Tatvorwürfe aber alle zu.“ Wie es soweit kommen konnte, ließ der Vater unbeantwortet: „Ich kann es einfach nicht erklären. Ich weiß nur, dass es ein riesengroßer Fehler war.“ Dem Handwerker droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Für den Prozess sind noch vier Verhandlungstage bis zum 17. August.