Sterbebegleiter auf vier Pfoten in Recklinghausen Fellnase Fiete tritt Dienst im Hospiz an

Sterbebegleiter auf vier Pfoten: Fiete tritt seinen Dienst im Hospiz an
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Da ist er, ein wuscheliger, putziger Golden Retriever mit Schlappohren. Das ist Fiete. Und Fiete ist ein Zauberer: Denn der tapsige Kerl zaubert jedem Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. Genau das ist das Ziel. „Bei seinem Anblick schüttet der Körper Glückshormone aus. Das ist wertvoll“, verrät Besitzerin Sabrina Bergeest und schaut den kleinen Hund liebevoll an. Darum ist Fiete im Hospiz an der Feldstraße in Recklinghausen besonders willkommen. Als Sterbebegleiter auf vier Pfoten sorgt er in den Zimmern der elf Bewohnerinnen und Bewohner für gute Gefühle in einer schweren Zeit. Und damit beweist er einmal mehr: Wer glaubt, das Hospiz sei ein dunkler, düsterer und trauriger Ort, der irrt.

Langsam, aber sicher nahm die Idee Gestalt an

„Wir haben schon lange darüber nachgedacht, zumal wir sehen, wie positiv unsere Gäste reagieren, wenn Angehörige ihr Tier mitbringen“, erinnert sich Mitarbeiterin Sabrina Bergeest, die die Ehrenamtlichen und den „Ambulanten Hospizdienst“ betreut. Und siehe da: Die Idee nahm Gestalt an. Zumal: Die 42-Jährige wollte sich bereitwillig „opfern“ und sich ganz und gar dem Projekt widmen. Sie lacht. „Ich hätte immer schon gerne einen Hund gehabt. Doch wie sollte das funktionieren, schließlich bin ich voll berufstätig?“ Dabei lag die Lösung so nah.

Sabrina Bergeest steht vor dem Hospiz und hält einen Hund im Arm.
Besonderer Einsatzort: Im Hospiz macht Fiete fortan die Menschen glücklich. Mitarbeiterin Sabrina Bergeest kümmert sich um den kleinen Therapiehund. © Jörg Gutzeit

Zur Freude von Fiete. Bei seinem Antrittsbesuch fliegen dem neun Wochen alten Welpen die Herzen zu. Jeder, den er treu aus braunen Kulleraugen anschaut, muss sich beherrschen, um ihn nicht gleich zu streicheln und zu knuddeln. Aber das ist erlaubt. Sogar erwünscht. Vertrauensvoll dreht sich der Rüde auf den Rücken: Kraul mich, soll das heißen. Gerne. Der tierische Helfer sorgt im Hospiz für etwas Normalität und Ablenkung. Er ist ein Tröster ohne Worte. Die Erfahrung zeigt: Die Kranken vergessen einen Moment lang ihre Sorgen, den Kummer und die Ängste. Ein kleines Stück vom Glück.

Welcher Vierbeiner eignet sich als Therapiehund?

Doch zuvor musste sich Sabrina Bergeest gründlich informieren: Welcher Vierbeiner eignet sich überhaupt als Therapiehund? Freundlich muss er sein, zugewandt, ausgeglichen, nichts sollte ihn aus der Ruhe bringen. Schnell fiel die Wahl auf einen Golden Retriever. „Natürlich hätten wir auch gerne einen Hund aus dem Tierheim genommen. Aber da weiß keiner genau, was er erlebt hat und wie er reagiert. Dieses Risiko konnten wir nicht eingehen“, erzählt sie weiter. Also begann ihre Suche bei den Züchtern. Mit Erfolg.

Sabrina Bergeest führt einen Hund an der Leine durch ein Gebäude.
Auf Entdeckungstour: Therapiehund Fiete schaut sich an seinem Einsatzort um. Besitzerin und Hospiz-Mitarbeiterin Sabrina Bergeest zeigt ihm das Haus. © Jörg Gutzeit

Da sitzt Fiete nun und macht seinem Namen aus dem hohen Norden alle Ehre: Er bedeutet der „Reiche“, der „Friedliche“, der „Beschützer“. Schelmisch und zugleich soooooo unschuldig blickt die Fellnase drein und legt sich entspannt mitten in den Eingangsbereich des Hospizes. Sabrina Bergeest ruft Fiete zu sich. „Er muss sich erst einmal an seinen Einsatzort gewöhnen“, erklärt sie und sieht dabei zufrieden aus. Sehr zufrieden. Die Frau mit den blonden Haaren liebt ihre Arbeit an der Feldstraße. Und nun erst recht – mit dem neuen Kollegen an ihrer Seite, und zwar fünf Tage in der Woche. Auch wenn das neugierige Fellknäuel noch viel lernen muss. Auf Welpen- und Hundeschule folgt die Ausbildung zum Therapiehund.

Aber bereits jetzt begleitet Fiete die Männer und Frauen in Süd auf ihrem letzten Weg bis zum Tod. Und wenn Worte nicht mehr (er)reichen, dann ist er zur Stelle, der Tröster auf vier Pfoten!

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