Atemberaubende Geschwindigkeit, große Gefühle und einzigartige Musik – und das alles auf Rollschuhen. Das rasante Musical „Starlight Express“ von Andrew Lloyd Webber in Bochum hat Kult-Status.
Am 12. Juni vor 35 Jahren rollte das Eisenbahn-Musical zum ersten Mal über die Bühne in der eigens dafür gebauten Halle in Bochum. Weil montags ein Show-freier Tag ist, wird an diesem Mittwoch mit einer großen Gala-Vorstellung gefeiert.
Starlight-Legende kehrt zurück
Als Pearl ging bei der Premiere 1988 die englische Darstellerin Maria Jane Hyde auf die Bahn. Die damals 19-Jährige war bereits zuvor bei der Londoner Fassung zwei Jahre dabei gewesen.
„Bochum war größer und besser“, sagt Hyde. Mit einer internationalen Besetzung und der speziell gebauten Arena, erkannte Hyde schnell den hohen Qualitätsstandard. „In London bin ich meine ersten Vorstellungen mit meinen eigenen Rollschuhen gefahren“, erzählt die Britin lachend. In Bochum sei alles viel professioneller aufgestellt.

Stetige Anpassungen
Für Maria Jane Hyde liegt der Erfolg von „Starlight Express“ in der Bereitschaft, immer etwas anzupassen: „Es wird immer geschaut, was wir besser machen können und trotzdem der Geschichte treu zu bleiben“, sagt die 54-Jährige.
Als die Rolle der „Mama“ in Bochum entstand, bewarb sich die Darstellerin 2020 sofort. Für sie ist die Chance, nach einer langen Starlight-Pause, zurückzukommen, etwas ganz Besonderes. Und es klappte: Sie ist die Zweitbesetzung von Mama. „Wenn ich meinen Namen auf der Liste sehe, muss ich mich selber kneifen, dass das jetzt noch für mich möglich ist“, sagt Hyde.
Prinzessinnen-Charme der Pearl
Die Rolle der Pearl und die der Mama könnten aber nicht unterschiedlicher sein. „Als Pearl musste alles perfekt aussehen und man musste etwas Prinzessinnen-Charme in die Rolle bringen“, erzählt Hyde. In ihrer Mama ist sie freier: „Es steckt etwas mehr von mir in Mama, als es damals in Pearl war“.
Wenn sie als Mama auf der Bühne steht und die neue Pearl beobachten kann, sei es als sehe sie sich als Teenager. „,Starlight Express‘ ist für mich eine Konstante, wie die Queen of England es war“, sagt Maria Jane Hyde. Trotzdem sei es mit Abstand die härteste Show, die man als Musical-Darsteller je spielen wird.

Mit Neopren in der Sauna
Der besonderen körperlichen Anstrengung stimmt auch der neue Rusty, gespielt von Max Luca Maus zu. „Es fühlt sich an, wie mit einem Neopren-Anzug in der Sauna“, erzählt er schmunzelnd.
Nur wiegt der Neopren 18 Kilo und Maus läuft gefühlt einen Marathon. Die Darsteller würden hinter die Bühne die ganze Zeit viel Wasser trinken, um nicht zu dehydrieren. Doch die Anstrengung sei es wert.
Junges Chortalent
Mit 14 Jahren hat der Dortmunder das Musical von Andrew Lloyd Webber zum ersten Mal gesehen und ihm war sofort klar, dass er da mitlaufen will.
Angefangen zu singen hat der 26-Jährige in der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund. Damals seien die Scouts von Grundschule zu Grundschule in Dortmund gegangen, um die besten jungen Talente zu finden – so hätte alles angefangen.

Erste Hauptrolle
Neben einer klassischen Ballettausbildung studierte Max Luca Maus an der Wilhelms-Universiät in Münster „Pop Vocals“. Er spielte in verschiedenen Theaterproduktionen, unteranderem in Oberhausen und im Opernhaus Dortmund, mit.
Die Rolle von Rusty ist für ihn jedoch die erste Hauptrolle in einer professionellen Produktion. Am 31. Mai 2023 stand der Dortmunder zum ersten Mal in Bochum auf der Bühne.
Extrem schwerer Helm
Rollschuhfahren konnte er vorher nicht, doch jetzt seien die Rollen „fast natürlich an seinen Füßen“. Er sei zwar in seiner Jugend mal Inliner gefahren, doch das Gefühl sei ganz anders. „Am Anfang ging es noch mit dem Muskelkater doch plötzlich hatte ich es am ganzen Körper“, sagt Maus.
Eine besondere Herausforderung ist der schwere und extrem lange Helm. Das Sichtfeld sei sehr eingeschränkt. Maus hat nur einen schmalen Schlitz zum Hindurchschauen bei den zwei Rennen im Dunkeln, die Rusty in der Show fährt.
Eine Ehre dabei zu sein
„Starlight Express“ ist eine Show, die etwas ganz Besonderes ist. Da sind sich Maria Jane Hyde und Max Luca Maus einig. Die Beziehung, die die Darsteller zum Musical haben, könnte nicht unterschiedlicher sein. Doch für beide ist es eine Ehre, bei so einer erfolgreichen Show dabei zu sein.
Zahlen und Fakten rund um das rasante Musical
- Bis zum 7. Mai 2023 waren in Bochum 12.855 Vorstellungen zu sehen. Das bedeutet 1,9 Millionen Minuten Eisenbahn-Spaß.
- 18 Millionen nationale und internationale Besucher haben das rasante Bochumer Musical von Andrew Lloyd Webber angeschaut.
- In 35 Jahren brauchten die 850 Darsteller 187.499 Schnürsenkel und 170.213 Rollen für ihre Schuhe. Auch 28.997 Meter Pflaster für die ein oder andere Schramme kamen zum Einsatz.
- Um Verletzungen zu minimieren, sind 13.998 Knieschoner benutzt worden.
- In der Maske wurden 28.997 Kilo Puder und 40.487 Schminkpinsel verbraucht.
Termine: Täglich außer montags und dienstags, Starlight Express Theater Bochum, Stadionring 24.
Karten: Tel. (01805) 20 01 und www.starlight-express.de
Hinter den Kulissen des Starlight Express in Bochum „Rollschuhfahren müssen Darsteller erst lernen“ Vom Reiseleiter zum Chef des Starlight Express Jürgen Marx (53) aus Lünen lebt seine Leidenschaft„Mavka - Hüterin des Waldes“: Das Fantasialand hinterm dunklen Berg