Mit elf Zimmern, 616 Quadratmetern Wohnfläche und einer Grundstücksgröße von 1013 Quadratmetern ist die aktuell in Fröndenberg angebotene Villa höchst attraktiv. Auch die Lage, direkt auf dem Sümberg, bietet Ruhe und die Nähe zur Natur. Spannend ist aber vor allem die wechselvolle Geschichte des Hauses: So wurde im September 1939 der damalige Neubau als Heim der Hitlerjugend eingeweiht.
Als die NSDAP im Jahr 1933 an die Macht kam, waren die 1926 gegründete Hitlerjugend (HJ) und der vier Jahre später ins Leben gerufene „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) als Gliederung für die Mädchen personell bereits sehr stark. In Fröndenberg fanden sie zunächst Räumlichkeiten und Büros bei der Firma Himmelmann. In den Ortsteilen fanden sie Unterkünfte bei Bauern oder in Kleinbetrieben.
„Die Räume wurden im Wesentlichen nur für Heimabende genutzt, denn Vieles spielte sich im Freien ab, so Sport, Wanderungen, Ausflüge und Aufmärsche“, erklärt Stadtarchivar Jochen von Nathusius. In der Fröndenberger Innenstadt gab es eine Gefolgschaft von 120 bis 180 Jungen und Mädchen, wobei die örtliche HJ vor allem musikalisch gut aufgestellt war.
Neben einem Blasorchester des Jungvolks gab es auch je einen Fanfaren- und Trommlerzug. Das war durch die Unterstützung der Firma Union möglich, die jedem 14-Jährigen, der die HJ durchlaufen hatte, einen Ausbildungsplatz anbot.
Bei der HJ stand jedes Kalenderjahr unter einem Motto und so wurde das Jahr 1937 zum „Jahr der Heimbeschaffung“ erklärt.

In Ermangelung von Geld bei der zuständigen Kommune sowie dem Mangel an Baumaterial allgemein, zog sich die Umsetzung dieser „Heimbeschaffung“ in Fröndenberg jedoch in die Länge. Erst Ende September 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde das Fröndenberger HJ-Heim feierlich eingeweiht. Unten im Heim befanden sich zwei große Versammlungsräume, die Küche und die Toiletten.
Oben waren kleinere Räume, etwa für Bastelgruppen oder kleine Versammlungen, getrennte Büros für HJ und BDM, Materialräume sowie die Sanitäreinrichtungen für das Führungspersonal. Mit diesem Heim war Fröndenberg etwas Besonderes, nicht nur im von Hamm aus geführten „HJ-Bann“, der rund 3.000 bis 4.000 Jugendliche führte. Denn obwohl rund 9 Millionen Jugendliche bei HJ und BDM Mitglied waren, gab es im Deutschen Reich nur rund 1000 HJ-Heime.
Unklare Nachkriegszeit
Die Zeit nach dem Kriegsende liegt noch etwas im Dunkeln. Von 1950 bis 1960 wurden im früheren HJ-Heim Ferienkinder aus Berlin untergebracht und verpflegt. Gesichert ist eine zeitweise Nutzung durch das Deutsche Rote Kreuz, und bis 1972/73 wurde das Gebäude auch als Küche für die Gesamtschule genutzt.
Mutmaßlich in den 1980er-Jahren wurde die Immobilie von der Stadt an private Erwerber veräußert. Wer nun das entsprechende Kleingeld hat, kann sich nicht nur ein großes Haus, sondern auch ein Stück Fröndenberger Stadtgeschichte sichern.