200 überdachte Parkplätze sollte das geplante Parkhaus am Bahnhof bringen. Jetzt stellt die WBU das Projekt zurück – und die Stadtverwaltung sieht keinerlei Auswirkungen auf die Verkehrspolitik in Unna. Das überrascht.
Nach dem Aus für ein neues Parkhaus am Bahnhof fehlt im künftigen Parkplatzangebot in der Innenstadt ein Baustein. Dass die Stadt diesen Verlust als eher unbedeutend einstuft, mag überraschen. Zuvor wurde der Neubau auch gegenüber Kritikern als dringend erforderlich beschrieben.
Der Bau eines weiteren Bürogebäudes und eines Parkhauses am Busbahnhof und Bahnhof waren von Anfang an umstritten. Baukosten von über 15 Millionen Euro hatte WBU-Chef Karl-Gustav Mölle bereits bei der Projektvorstellung vor über zwei Jahren beschrieben. Einige Ratsfraktionen, aber auch Interessensgruppen wie der ADFC stellten den Sinn dieser Investition infrage. Doch mit einer politischen Mehrheit und dem Aufsichtsrat im Rücken hielt die WBU an dem Vorhaben fest – bis vor kurzem eine Kostensteigerung von 25 Prozent auftauchte und die WBU-Kontrolleure auf die Bremse traten. Das Projekt solle vorerst nicht realisiert werden.
Parkraumbewirtschaftungskonzept kommt nach dem Sommer
Eine Frage, die sich an diese Entscheidung anschließt ist die nach den Auswirkungen für die Verkehrspolitik in der Innenstadt. Unna arbeitet derzeit an einem Parkraumbewirtschaftungskonzept, das nach dem Sommer vorgestellt werden soll. Darum geht es im Wesentlichen darum, welche Parkmöglichkeiten in Unna künftig mit Parkscheibe und Parkscheinen zu nutzen sind und wie teuer das Parken werden soll. Vorerst jedoch sehe man im Rathaus keine Auswirkungen durch den Projektstopp für das geplante WBU-Parkhaus an der AOK, gibt Behördensprecher Oliver Böer die Einschätzung der entsprechenden Fachabteilung wieder.
Diese Einschätzung überrascht. Zu Beginn der Planungen für ein neues Parkhaus war von einem dringenden Bedarf die Rede. Die bestehende Tiefgarage unter dem Busbahnhof, mit 520 Stellplätzen die größte Garage der Stadt, sei an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen, hieß es seinerzeit. Im Durchschnitt sei sie zu 80 Prozent belegt, in Spitzenzeiten aber regelmäßig voll und dann keine zuverlässige Anlaufstelle für Autofahrer auf Parkplatzsuche mehr.
Zeitgleich mit der Diskussion um den Sinn eines neuen Parkhauses am Bahnhof waren vor gut zwei Jahren ein anderes Phänomen aufgetreten: Tagesgäste, ob sie nun zum Arbeiten oder zum Einkaufen in die Stadt kommen, entdeckten immer weiter vom eigentlichen Stadtkern entdeckte Wohngebiete, um ihre Autos abzustellen. Ob dies ein Beleg für zählbaren Parkplatzmangel in der Innenstadt ist oder den laufbereiten Autofahrern schlicht die Gebühren zu hoch sind, lässt sich ohne Umfrage nicht klären. Sehr wohl zu vernehmen war der Ärger von Anwohnern, die sich nun an den Autos auswärtiger Besucher vorbei rangieren mussten.
Das Parkraum-Bewirtschaftungskonzept war auch eine Reaktion auf dieses Problem. Dass Unna künftig seine Gebühreneinnahmen steigern will, gilt zwar als sicher, da ein entsprechender Vorschlag zu den Ideen der Haushaltssicherungskommission gehört, gegen die sich bislang noch kein Protest formiert hat. Und doch kann man der Stadt abnehmen, dass das Konzept nicht nur Einnahmen erzeugen soll, sondern auch Ordnung schaffen, in dem es die parkenden Autos verträglicher in der Stadt verteilt. Laut Haushaltsplan kassiert die Stadt übrigens jährlich 500.000 Euro an Parkgebühren für ihre Freiluftstellplätze. Die Gebühren in den vier Großgaragen erhebt die WBU, deren Verkehrsbereich dennoch als defizitär gilt.
Parkplätze in Unnas Innenstadt:
Ob Unna nun wirklich einen Mangel an Parkplätzen hat oder ob die Art der Bewirtschaftung das Problem ist, lässt sich nur schwer aufklären. Händler des City-Werberings etwa hörten früher regelmäßig Klagen von ihren Kunden, dass man in Unna nirgends seinen Wagen lassen könne. Derlei Beschwerden verstummten allerdings sehr schnell, nachdem 2010 das neue Parkleitsystem aufgebaut wurde. Es zeigte sich: Es gab sehr wohl genügend Stellflächen, nur waren sie nicht leicht genug zu entdecken.
Parkplätze auch an der Mühle Bremme denkbar
Ob dies auch im Jahr 2018 noch gilt, soll das Parkraumbewirtschaftungskonzept irgendwann in der zweite Jahreshälfte zeigen. Das Faltblatt „City-Parken in Unna“ spricht von mehr als 4000 Stellplätzen. Der Zugewinn durch ein neues WBU-Parkhaus am Bahnhof wäre im Vergleich dazu tatsächlich überschaubar gewesen. Zuletzt war von mindestens 200 Stellplätzen darin die Rede gewesen: Aber 160 bis 180 davon wären schon erforderlich gewesen, um die Auswirkungen der beiden neuen Gebäude auszugleichen. Für den Bau des Parkhauses wären zunächst einmal 80 bis 90 Stellflächen des heutigen Park-and-Ride-Parkplatzes weggefallen. Und mit dem neuen Bürogebäude wären Berufstätige in den Bereich gelockt worden, die zum Teil sicherlich mit dem Wagen angereist wären.
Mögliche Entlastung allerdings kommt der Stadt ebenfalls durch eine „aktuelle Entwicklung“ entgegen. Die Mühle Bremme hat nach Jahrzehnten des Stillstandes einen neuen Eigentümer, der dort ein Einkaufszentrum errichten will. Ungeachtet der noch offenen Fragen zur Verkehrsanbindung an den Ring werden dort auch Parkplätze entstehen. Eigentlich sind sie für die Kunden gedacht. Aber so etwas lässt sich in der Praxis nicht gut kontrollieren.
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Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
