Die  Zentrale der Sparkasse Vest am Herzogswall in Recklinghausen.

© Jörg Gutzeit

Sprengungen: Jetzt steht fest, welche Sparkassen-Standorte geschlossen werden

rnKriminalität

Die Geldautomaten sind bereits leergeräumt, Kunden vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Die Sparkasse Vest wollte Kriminellen keine Chance mehr geben, vorher noch einmal zuzuschlagen.

Kreis Recklinghausen

, 15.02.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Schneller als erwartet macht die Sparkasse Vest Recklinghausen Nägel mit Köpfen: Aus Sorge vor weiteren Geldautomaten-Sprengungen hat sie mit sofortiger Wirkung die Geldautomaten an zwölf ihrer Selbstbedienungsstellen vom Netz genommen. Die Automaten sind von Sparkassen-Mitarbeitern bereits leergeräumt worden. Kunden wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Man habe Kriminellen keine Chance mehr geben wollen, vorher noch zuzuschlagen, heißt es.

Die Schließungen sollen nicht endgültig sein, erklärt Sparkassen-Sprecher Stefan Fokken, sondern erst einmal nur vorläufig gelten. Betroffen sind alleine sechs SB-Stellen in Recklinghausen: Quellberg, Grullbad, Suderwicher Heide, Bochumer Straße, Stuckenbusch und RE-Nord. In Dorsten trifft es den SB-Standort Wulfen-Barkenberg, in Marl die SB-Stelle Drewer, in Datteln die SB-Stellen Ahsen und Hötting. Castrop-Rauxel ist mit den Standorten Obercastrop und Deininghausen ebenfalls doppelt betroffen.

Auch der Geldautomat der SB-Stelle Marl-Drewer am Lipper Weg ist von der Sparkasse Vest vom Netz genommen worden.

Auch der Geldautomat der SB-Stelle Marl-Drewer am Lipper Weg ist von der Sparkasse Vest vom Netz genommen worden. © Meike Holz

Täter gehen immer brutaler vor

Die Sparkasse Vest ist seit 2017 sieben Mal von kriminellen Sprengkommandos heimgesucht worden. Zuletzt traf es im Dezember 2021 die Filiale an der Sachsenstraße in Recklinghausen-Suderwich. Hier zeigte sich, dass die Täter immer brutaler vorgehen und Sprengstoff einsetzen, mit dem sich auch „die hochgerüsteten Sicherheitsvorkehrungen in der Sparkasse überwinden“ ließen, so das Geldinstitut in einer Pressemitteilung. Im „Wettrüsten“ um die Sicherheit von Bargeldautomaten hätten die professionellen Banden im Moment die Nase vorn. Weil zudem von Nachahmungstätern auszugehen sei, rechnet die Sparkasse in den kommenden Monaten mit einer steigenden Zahl von Anschlägen auf Geldautomaten im ganzen Land. Durch den Einsatz immer stärkeren Sprengstoffes werde zunehmend auch die Gesundheit von Menschen gefährdet.

Risikoeinschätzung für sämtliche Geldautomaten-Standorte

Das führende Geldinstitut im Vest hat für sämtliche Geldautomaten-Standorte eine neue Risikoeinschätzung vorgenommen. Dabei spielten u. a. Faktoren wie Lage und Fluchtwege eine Rolle. Schon längst war die Sparkasse auch dazu übergegangen, den Zugang zu ihren Geldautomaten nachts - zwischen Mitternacht und fünf Uhr - zu verschließen. Doch in Suderwich hatten sich die Gangster den Weg einfach freigesprengt.

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Ein Expertenteam hat der Sparkasse die sofortige Umsetzung verschiedener Sicherungsmaßnahmen empfohlen. Teilweise sei das bereits erfolgt, in anderen Fällen seien umfassende Baumaßnahmen erforderlich, hieß es. So gibt es Überlegungen, Filialen mit Rollgittern zu sichern, die nicht so leicht aufzusprengen sind, weil die Druckwelle durch sie hindurch geht. Wie Stefan Fokken, der auch für das Gebäudemanagement verantwortlich zeichnet, betont, komme bei den Geldautomaten der Sparkasse Vest zudem eine Reihe von Techniken zum Einsatz, die das Geld im Tresor schützen sollen. Welche Techniken das im einzelnen sind, verrät Fokken nicht. „Daraus könnten sich für potenzielle Täter Hinweise ergeben, wie man diese Sicherungen überwinden kann“, sagt der Pressesprecher. Die Automaten mit Farbpatronen zu bestücken, biete alleine keine Abschreckung. Denn es gebe international Märkte für eingefärbte Geldscheine, so Fokken.

Der Sparkassen-Geldautomat in Recklinghausen-Suderwich war zuletzt das Ziel von Automaten-Sprengern.

Der Sparkassen-Geldautomat in Recklinghausen-Suderwich war zuletzt das Ziel von Automaten-Sprengern. © Jörg Gutzeit

Zahl der Sprengattacken hat sich in NRW verfünffacht

Die Sparkasse Vest unterhielt bis Dienstag in den Städten Recklinghausen, Marl, Herten, Datteln, Waltrop, Oer-Erkenschwick, Dorsten und Castrop-Rauxel neben 39 mit Personal besetzten Filialen 26 reine Selbstbedienungs-Center. Jetzt sind es nur noch 14.

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Neueste Zahlen stützen die Argumentation der Sparkasse: Demnach hat sich die Zahl der Sprengattacken im bisherigen Jahresverlauf im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Nordrhein-Westfalen verfünffacht. Wurden im vergangenen Jahr bis Mitte Februar sechs Taten gezählt, waren es in diesem Jahr (Stichtag 14. Februar) bereits 33 Fälle, wie aus Angaben des Landeskriminalamts (LKA) in Düsseldorf hervorgeht. Im vergangenen Jahr waren in NRW insgesamt 151 Attacken registriert worden. Im Kreis Recklinghausen traf es 2021 Sparkassenautomaten in Recklinghausen (2) und Castrop-Rauxel sowie jeweils eine Volksbank-Filiale in Dorsten und in Castrop-Rauxel.

Kunden bekommen Kosten erstattet

  • In den nächsten Monaten will die Sparkasse Vest ein Konzept erarbeiten, mit dem auch in Zukunft eine sichere Bargeldversorgung im Vest Recklinghausen gewährleistet werden kann.
  • Sollten Kundinnen und Kunden wegen der Schließungen auf einen Automaten einer anderen Bank zurückgreifen müssen, sollen sie bis auf weiteres die hierfür in Rechnung gestellten Gebühren ersetzt bekommen, teilte das Geldinstitut mit. Betroffene sollten sich an ihren Kundenberater wenden.