Was wäre, wenn morgen 400 Milliarden jährlicher Erbmasse über eine Lotterie verteilt würden? Kinder reicher Eltern sind ausgebootet, weil Kanzler Lindner auf Chancengleichheit setzt!
So das Szenario der Zeitgeist-Farce „Jeeps“, die im Grillo-Theater Premiere gefeiert hat. Rafael Sanchez‘ Inszenierung wird zur höhnischen Farce und geht im Sinne der Unterhaltung auch den Weg des Kasperletheaters. Mitunter nach Lachern fischend, aber kurzweilig.
Die fetten deutschen Jahre sind vorbei, konstatiert Nora Abdel-Maksoud mit ihrem Stück. Sorglos gelebt und plötzlich aufgewacht. Na, so was: Das stolze deutsche Haus steht auf wackeligem Fuß. Da und dort ist es eine Bruchbude! Hat Putin Schuld? Corona? Trump oder das Klima?
Wohl eher deutsche Bräsigkeit. Die Trägheit der Entscheider und des Amtsschimmels, dazu unsere Scheu, kritisch voraus zu blicken. Geld war aber nie das Problem.
„Jeeps“ (von 2021) ist ein Reflex auf Turbulenzen im Jetzt und Heute, auf Krisen, die alte Gewissheiten pulverisierten. Wirre Debatten werden hier zur Groteske: Im Jobcenter darf sich jeder um ein Los als Erbe bewerben. In Wartehallen stehen die Antragsteller prompt Schlange.
Demnächst im Gaga-Land
Willkommen im Gaga-Land nach Abdel-Maksoud und Rafael Sanchez. Die Figuren sind Chiffren: Beamte (Christopher Heisler und Mansur Ajang), dazu zwei Damen (Floriane Kleinpass, Bettina Engelhardt), die um Bürgergeld und Erbe kämpfen.
Die Herren nennen die Klienten „Opferwürste“. Die Frauen wissen, welcher Sachbearbeiter ihren Antrag ablehnte. Jeder glaubt sich im Recht, Egoisten und Armleuchter sind andere. Im Stil einer flott geplapperten Sitcom lüftet das Quartett die Neid-Debatte Arm gegen Reich durch. Amts-Fuzzis pflegen ihr Kauderwelsch und die Eitelkeit, wer im Büro (bei Bühnenbildner Thomas Dreißigacker eine Wartehalle) die Nummer eins ist.
Sprachwitz und frei florettierender Ulk mischen sich. Eine Waffe wird gezogen, Darsteller treten neben ihre Rolle, Mansur Ajang säuselt tuntig expressiv. Satire-Jux, der angenehm unterhält.
Termine: 2. / 11. / 18. / 25. 5., 1./ 14. / 29. 6., / 5.7.;
Karten: Tel. (0201) 812 22 00 oder www.theater-essen.de.