Sparbeschlüsse der Ampel machen Strom teurer So lassen sich trotzdem hunderte Euro sparen

Haushaltsbeschluss der Ampel macht Strom teurer: So lassen sich trotzdem hunderte Euro sparen
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Auch der Strompreis wird im neuen Jahr steigen. Das steht seit den Beschlüssen der Ampel-Koalition zum Haushalt 2024 fest. Der Grund liegt im Wegfall der geplanten Subventionen an die Netzbetreiber. Mit 5,5 Milliarden Euro, so der ursprüngliche Plan, wollte der Bund die Netzbetreiber subventionieren, um den Anstieg der Strompreise zu bremsen. Diese Milliarden fielen jetzt dem Sparzwang zum Opfer.

Die Folge: Wären die Milliarden geflossen, so hatten die Netzbetreiber kalkuliert, hätte das für jede Kilowattstunde Strom einen Anteil von 3,19 Cent als Netzentgelt bedeutet. Ohne diesen Zuschuss, so rechnen die Betreiber vor, wird der Anteil des Netzentgeltes am Strompreis auf 6,43 Cent steigen.

Das würde, wenn die weggefallene Fördersumme komplett auf den Strompreis umgelegt würde, beispielsweise für einen vierköpfigen Musterhalt (vier Mitglieder, 4.250 Kilowattstunden Strom Jahresverbrauch) Mehrkosten gegenüber der ursprünglichen Planung von 137,70 Euro im Jahr bedeuten.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass am Ende die Verbraucher nicht die gesamten Mehrkosten zahlen müssen. Das Vergleichsportal Verivox etwa rechnet mit Mehrkosten von um die 100 Euro pro Musterhaushalt.

Strompreisbremse ist ab Januar auch Geschichte

Gerade angesichts dieser bevorstehenden Preiserhöhung und dem ebenfalls am 1. Januar in Kraft tretenden Wegfall der Strompreisbremse ist es umso sinnvoller, jetzt über einen Wechsel des Stromanbieters nachzudenken. Vor allem Menschen, die noch den Tarif der Grundversorgung haben, können mit einem Wechsel viele hundert Euro im Jahr sparen.

Das zeigt eine Auswertung unserer Redaktion für 74 willkürlich ausgewählte Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Für unseren Vergleich haben wir einen vierköpfigen Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.250 Kilowattstunden Strom zugrunde gelegt.

Zum einen haben wir den Tarif des Grundversorgers gewählt. Zum anderen haben wir für jede einzelne Stadt den derzeit preiswertesten Alternativanbieter ermittelt, dessen Tarif eine Preisbindung von mindestens 12 Monaten vorsieht. Die Daten haben wir der Vergleichsplattform Verivox entnommen.

Bei all diesen Daten ist die absehbare Erhöhung der Netzentgelte noch nicht berücksichtigt. Sie fällt allerdings für alle Tarif ohnehin gleich hoch aus, egal ob Grundversorgung oder ein freier anderer Tarif.

Von Stadt zu Stadt, von Gemeinde zu Gemeinde sind die Zahlen höchst unterschiedlich, wie wir auf einer interaktiven Karte dargestellt haben. Die Ergebnisse für die 74 Städte und Gemeinden lassen sich so zusammenfassen:

1. Die Strompreisbremse, die zum Januar wegfällt, lag bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Von den Alternativversorgern liegt in allen 74 Orten der günstige Anbieter unter dieser Grenze.

In der Grundversorgung wird dagegen die 40-Cent-Grenze noch immer in 17 Städten und Gemeinden überschritten. Viele der übrigen 57 Grundversorger liegen nur knapp unter dieser Schwelle, die allerdings ohnehin am 1. Januar ihre Bedeutung verliert.

Im Schnitt liegt der Preis pro Kilowattstunde bei den Grundversorgern bei 40,38 Cent, bei den Alternativanbietern bei 29,5 Cent.

Überall ist der Alternativanbieter günstiger als der Grundversorger

2. Im Gesamtvergleich liegt in allen von uns untersuchten 74 Kommunen der im ersten Jahr monatlich zu zahlende Gesamtpreis bei einem Alternativanbieter unter dem Preis der Grundversorger. Im Schnitt verlangt der Grundversorger 156,23 Euro, der Alternativanbieter dagegen lediglich 97,87 Euro pro Monat.

Die höchsten Preise sind bei den Grundversorgern in Borken (212,96 Euro), Coesfeld (210,87 Euro), Ahaus, Stadtlohn, Südlohn, Vreden (187,70 Euro) und Unna (178,47 Euro) monatlich zu bezahlen.

3. Im Schnitt lässt sich mit einem Wechsel des Stromanbieters aktuell bei den von uns betrachteten 74 Städten und Gemeinden 699,36 Euro im Jahr sparen. Den größten Spareffekt hat man in Borken (1.292,67 Euro) und Coesfeld (1.266 Euro). Aber selbst in Hamm, der Stadt mit der geringsten Sparwirkung, sorgt ein Anbieterwechsel dafür, dass man für Strom 354,51 Euro im Jahr weniger ausgeben muss.

Risikoeinschätzung muss jeder selbst vornehmen

Amelie Vogler von der Verbraucherzentrale NRW hatte schon im September gegenüber unserer Redaktion geraten, aktiv zu werden und sich nach alternativen Tarifen umzuschauen: „Sehen Sie sich um, gucken Sie in die Vergleichsportale, schauen Sie sich insbesondere auch die Anbieter genau an. Der Günstigste ist vielleicht nicht immer der Beste. Was ist das für ein Anbieter? Passt der zu mir oder hat der vielleicht schon mal Probleme bereitet?“

Grundsätzlich gilt: Der Grundversorgungs-Tarif kann jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden – von beiden Seiten. Wie langfristig man sich bei einem Alternativanbieter bindet, hängt von der eigenen Risikoabwägung ab.

Wer auf sinkende Strompreise setzt, sollte sich nicht so lange binden. Wer dagegen davon ausgeht, dass die Strompreise in den nächsten Monaten wieder steigen, ist mit einer Vertragslaufzeit von einem oder zwei Jahren besser beraten.

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