Skandal um Verbandspräsidenten Luis Rubiales Wie gehen die Frauenteams im Kreis damit um?

Skandal um spanischen Verbandspräsidenten: Wie gehen die Frauenteams im Kreis damit um?
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Anderthalb Wochen nach dem Ende der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Australien sind die Titelträgerinnen aus Spanien weiter ein bestimmendes Thema in den Sportmedien. Nur geht es inzwischen so gut wie gar nicht mehr ums Sportliche. Die Ereignisse um Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales und seinen Kuss auf den Mund der Spielerin Jenni Hermoso haben ein Eigenleben entwickelt und sind zu einem echten Politikum geworden. Viele fordern den Rücktritt des spanischen Fußballchefs, der sich noch dagegen sträubt.

Bei einer spontanen Umfrage unter mehreren Fußballvereinen im Kreis Unna, die auch Frauenteams an den Start bringen, wird deutlich: So präsent, wie sich anhand der Medienberichterstattung vielleicht vermuten ließe, ist das Thema in den Klubs bei Weitem nicht. Meinungen gibt es dennoch, und die unterscheiden sich – wenngleich meistens nur in Details.

„Haarsträubend“ findet Ulrich Eckei, Vorsitzender des BSV Heeren, die Angelegenheit. „Was der Präsident getan hat, gehört sich nicht. Vielleicht war er nach dem Spiel ein bisschen emotional, aber dann darf so etwas trotzdem nicht passieren. Eigentlich müsste er zurücktreten, das will er nicht, also muss nun der Verband die Konsequenzen ziehen.“

Rücktritt nicht für alle alternativlos

Michael Menne, der die Heerener Frauen in der Landesliga trainiert, stimmt seinem Vorsitzenden in der Forderung nach Konsequenzen zu: „Für mich ist er nicht mehr tragbar. Man sollte zwar bedenken, dass es sicher aus der Freude heraus war, aber es ist dennoch sehr unpassend, was der Präsident gemacht hat.“ In Mennes Team gebe es „mit Sicherheit unterschiedliche Meinungen dazu“, das Thema sei aber zumindest auf dem Trainingsplatz nicht bestimmend.

Michael Menne steht auf dem Fußballplatz
Michael Menne trainiert den BSV Heeren. © Knapp

Ebenfalls für einen Rücktritt Rubiales‘ ist Nick Honscha, Trainer der Frauenmannschaft des VfL Kamen in der Kreisliga A. Er sehe jedoch auch die Berichterstattung und die Entwicklung des Falles kritisch: „Es wäre besser gewesen, wenn man schon vor Ort irgendwie reagiert hätte. Vielleicht sollte der Verband jetzt aber nochmal eine Kommission einsetzen, die das Ganze untersucht.“ In seiner Mannschaft sei die „Kuss-Affäre“ allerdings kein Diskussionsthema.

Claas Hoffmann gibt einer seiner Spielerinnen Anweisungen
Claas Hoffmann (M.) sieht eine komplizierte Situation im spanischen Fußballverband. © Palschinski

In der Bezirksliga treten die Frauen von RW Unna an, ihr Trainer ist Claas Hoffmann. Der gibt zu: „Ich habe von der ganzen Sache relativ wenig mitbekommen und wir haben untereinander auch nicht darüber gesprochen.“ Die Sache sei „sicherlich ein bisschen verzwickt. Und von den Verbänden her ist es schwierig zu entscheiden, was jetzt zu tun ist.“ Er könne auch für sich nicht klar sagen, ob er einen Rücktritt des Verbandspräsidenten befürworte. „Ich glaube aber, dass es weitaus wichtigere Dinge gibt“, so Hoffmann abschließend.

„Zu viel Politik“ für Trainer des Königsborner SV

Cosimo Petiti, Trainer des Königsborner SV in der Kreisliga A, sieht einen Rücktritt nicht als zufriedenstellende Lösung an: „Klar, das, was der spanische Präsident gemacht hat, war zu viel. Ich denke aber nicht, dass er deswegen zurücktreten muss. Ich denke, er sollte anderweitig sanktioniert werden.“ Auch er habe mit seinem Team nicht über den Fall diskutiert. „Für mich ist es aber, wie schon bei manchen Aktionen der Männer in Katar, zu viel Politik neben dem Fußball.“ Seine Mannschaft fahre gut damit, sich vor allem auf dem Trainingsplatz nicht von Nebenkriegsschauplätzen ablenken zu lassen.

Innerhalb der Fußballteams im Kreis Unna spielt die aktuelle Diskussion um Luis Rubiales zumindest vordergründig offenbar keine große Rolle. Mit klaren Forderungen und Verurteilungen sind die Trainer der Mannschaften eher vorsichtig. Dass der Kuss-Skandal die sportlichen Leistungen nun überlagert, sehen aber alle kritisch.

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