Update 22.5., 14 Uhr: Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler der englischen Universität Reading einen Zusammenhang zwischen der Zunahme unsichtbarer Klarluft-Turbulenzen und dem Klimawandel nachgewiesen. An einem typischen Punkt über dem Nordatlantik maßen sie eine Zunahme des Phänomens um 55 Prozent im Zeitraum zwischen 1979 und 2020. Auch auf anderen Flugrouten gebe es mehr Turbulenzen als vor einigen Jahren.
Die Piloten erhalten mit ihren Flugplänen grobe Hinweise und Vorhersagen auf mögliche Turbulenzgebiete. Exakte Prognosen der Klarluft-Turbulenzen seien aber nicht möglich, während man solche an Gewittern sehr gut erkennen könne, berichtet ein erfahrener Pilot aus der Vereinigung Cockpit. Kurzfristige exakte Warnungen seien nur möglich, wenn die Crews voran fliegender Maschinen die Flugsicherung informiert haben. Diese geben die Informationen natürlich weiter, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Allerdings veränderten sich die Luftmassen ständig.
Grundsätzlich seien die Flugzeuge baulich stabil genug, um die Kräfte auszuhalten, erklärte der VC-Experte. Diese entstehen, wenn sich Luftmassen in unterschiedliche Richtungen bewegen. Bei einer starken Abwärtsströmung könne die Flughöhe des Flugzeugs temporär nicht mehr aufrechterhalten werden. „Das Flugzeug fällt aber nicht, sondern bewegt sich nach unten.“
Wenn Hinweise auf starke Turbulenzen vorliegen, versuchen die Piloten, das entsprechende Gebiet zu umfliegen, was bei typischerweise dichten und hohen Wolken in den Tropen aber nicht immer möglich ist. „Schnallen sie sich auf keinen Fall ab“, rät der VC-Pilot den Passagieren als wichtigste Schutzmaßnahme bei unvorhergesehenen Turbulenzen. „Das ist wie mit einem Auto mit 900 km/h durch ein Schlagloch zu fahren.“ Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter seien angewiesen, sich bei starken Turbulenzen sofort hinzusetzen, um nicht durch das Flugzeug geschleudert zu werden.
Nach Turbulenzen und Notlandung: Emotionale Szenen am Flughafen
Update 22.5., 11.30 Uhr: Nach den schweren Turbulenzen während eines Langstreckenflugs der Singapore Airlines mit einem Toten und Dutzenden Verletzten sind 131 Passagiere und 12 Crew-Mitglieder mit einem Sonderflug nach Singapur gebracht worden.
79 Passagiere und mehrere weitere Besatzungsmitglieder seien aber noch in Bangkok, wo die Maschine auf dem Weg von London nach Singapur am Dienstag notgelandet war, sagte Airline-Chef Goh Choon Phong. Dabei handele es sich um die Verletzten, die ärztlich betreut würden, sowie ihre mitreisenden Angehörigen und Freunde.
Über den Zustand der Verletzten wurden zunächst keine weiteren Details bekannt. Auf dem Flughafen Changi in Singapur hätten sich emotionale Szenen abgespielt, als die Sondermaschine am frühen Morgen (Ortszeit) gelandet sei, berichtete die Zeitung „Straits Times“.

Update 21.5., 16.58 Uhr: Sieben Personen seien in einem kritischen Zustand, sagt der Chef des Flughafens Bangkok, Kittipong Kittikachorn, der BBC zufolge auf einer Pressekonferenz. Ein 73-jähriger Brite ist gestorben, vermutlich an einem Herzinfarkt. Seine Frau und Dutzende andere Menschen werden verletzt.
„Dramatisch abgesackt“ sei das Flugzeug, zitiert die britische Nachrichtenagentur PA den Flughafenchef. Daten der Tracking-Plattform Flightradar24 zeigen: Binnen kürzester Zeit ging es für die Maschine von 37 000 Fuß Reisehöhe auf 31 000 Fuß herab. Das sind fast 2000 Meter Unterschied.
Von außen sehe die Maschine okay aus, sagt der Flughafenchef. „Aber im Inneren ist es völlig chaotisch.“ Bilder, die im Internet kursieren, können nur einen kleinen Eindruck geben von dem, was an Bord von SQ321 geschehen sein muss. Auf dem Boden liegen Lebensmittel, Flaschen, Thermoskannen, Tabletts, Sauerstoffmasken baumeln aus den Fächern. „Ich war voller Kaffee“, erzählt Passagier Andrew Davies aus London der BBC. „Während der wenigen Sekunden, in denen das Flugzeug absackte, gab es schreckliche Schreie und etwas, das wie ein dumpfer Schlag klang.“
Unterschiedliche Angaben zu Zahl der Verletzten
Nach ersten Angaben der Fluglinie wurden 30 Menschen verletzt, davon kamen 18 in Kliniken. Der Flughafen teilt hingegen der BBC zufolge mit, dass 53 Passagiere sowie ein Crew-Mitglied verletzt worden seien. „So viele Verletzte – sie hatten Schnittwunden am Kopf, blutende Ohren“, berichtet Passagier Davies dem Sender.
Die 16 Jahre alte Maschine war um 23.17 Uhr (MESZ) am Montagabend am größten britischen Flughafen Heathrow gestartet. 13 Stunden sollte der Flug dauern - nach etwa 11 Stunden Reisezeit, ungefähr auf Höhe der Westküste von Myanmar, kam es dann zur Beinahe-Katastrophe. Die Ursache für die Turbulenzen war zunächst unklar.
In Südostasien hat jüngst die Regenzeit begonnen. Zuletzt kam es in der Region wiederholt zu schweren Unwettern, auch am Dienstag regnete es in Bangkok stark.
Mehr Turbulenzen wegen des Klimawandels?
Auf Flügen kommt es immer wieder zu Turbulenzen, weshalb die Besatzung auch routinemäßig dazu auffordert, stets angeschnallt zu sitzen. Im Juni 2023 erlitten zwei Crewmitglieder eines British-Airways-Flugs Knochenbrüche, als ihre Maschine auf dem Weg von Singapur nach Heathrow über dem Golf von Bengalen - also grob in derselben Gegend wie im Fall SQ321 - in Turbulenzen geriet.
Fluggesellschaften nutzen verschiedene Methoden, um Risiken zu minimieren. Dazu gehören Wettervorhersagen, Radar und Berichte von vorausfliegenden Flugzeugen, wie der Luftfahrtexperte John Strickland im Gespräch mit PA sagt. „Es sollte nie auf die leichte Schulter genommen werden, wenn Fluggesellschaften empfehlen, den Sicherheitsgurt während des gesamten Fluges locker anzulegen.“
Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich Turbulenzen aufgrund des Klimawandels häufen. Dass sie Todesfälle und Verletzungen verursachen, geschieht jedoch selten. Passagier Davies gibt sich in der BBC zuversichtlich. Er werde ohne Sorgen wieder in ein Flugzeug steigen.
Singapore-Airlines-Flug: Ein Toter, 30 Verletzte nach Turbulenzen
Erstmeldung: Auf dem Flug SQ321 von Singapore Airlines, der am 20. Mai 2024 von London (Heathrow) nach Singapur geflogen ist, hat es während des Fluges schwere Turbulenzen gegeben. Laut der Airline gibt es an Bord der Boeing einen Toten und mehr als 30 Verletzte. Das Flugzeug wurde nach Bangkok umgeleitet und landete dort um 15:45 Uhr Ortszeit.
Insgesamt befanden sich 211 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder an Bord der Maschine des Typs Boeing 777-300ER. In einem Facebook-Post spricht Singapore Airlines der Familie des Verstorbenen ihr tiefstes Beileid aus.
Die Airline schreibt, sie arbeite mit den lokalen Behörden in Thailand zusammen, um die notwendige medizinische Hilfe zu leisten. Außerdem würden sie ein Team nach Bangkok schicken, um jede zusätzlich benötigte Hilfe zu leisten.
mit dpa