Silvester-Bilanz: 17-Jähriger stirbt in Leipzig Schwere Unfälle, Ausschreitungen in Berlin

Silvester-Bilanz: 17-Jähriger stirbt in Leipzig: Schwere Unfälle, Ausschreitungen in Berlin
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Am Rande der Silvesterfeiern hat es wieder schwere Unfälle und Straftaten mit Feuerwerk und Böllern gegeben. Ein 17-Jähriger in Leipzig verletzte sich beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er später im Krankenhaus starb, wie die Polizei an Neujahr mitteilte. Ein Fremdverschulden werde derzeit ausgeschlossen

In Thüringen zogen sich zwei Männer während der Silvesternacht durch explodierende Feuerwerkskörper schwere Verletzungen zu. Ein 42-Jähriger wurde in Friemar bei Gotha beim Hantieren mit online bestellten Böllern so schwer verletzt, dass ihm beide Unterarme amputiert werden müssen, wie die Polizei sagte. In Schleiz verlor ein 21-Jähriger bei einem Unfall mit einem Sprengkörper seine Hand. Die illegale Kugelbombe sei direkt beim Entzünden explodiert. Trotz der folgenschweren Verletzungen seien die Männer nicht in Lebensgefahr.

Silvester: Betrunkener überfährt 42-Jährigen in Schönebeck (Sachsen-Anhalt)

Beim Anzünden von Feuerwerkskörpern auf der Straße wurde ein Fußgänger in Sachsen-Anhalt von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Der 42-Jährige wurde durch die Wucht des Aufpralls am frühen Sonntagmorgen mehrere Meter weit über die Fahrbahn geschleudert, wie die Polizei mitteilte. Er starb noch am Unfallort in Schönebeck (Elbe). Der 61 Jahre alte Autofahrer beging nach dem Unfall Fahrerflucht. Ein Zeuge folgte ihm und konnte ihn laut Polizei zum Umkehren bewegen. Danach wurden bei dem 61-Jährigen 1,86 Promille gemessen. Ihm wurden eine Blutprobe und der Führerschein abgenommen.

Ein Mann aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt hat sich in der Silvesternacht schwere Verletzungen beim Zünden eines Böllers zugezogen. Er habe sich „die linke Hand komplett weggesprengt, da war nichts mehr zu retten“, sagte der Leitende Oberarzt der Spezialklinik für Handchirurgie und Brandverletzungen des BG Klinikums Bergmannstrost, Cord Corterier, der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem sei er auch an der rechten Hand verletzt und habe das linke Augenlicht verloren.

Wohnhaus in Brandenburg explodiert

Bereits am Silvestertag gab es in einem Wohnhaus im brandenburgischen Teupitz eine Explosion mit zwei Verletzten. Nach Polizeiangaben brach in dem Haus anschließend ein Feuer aus. Ein Großaufgebot der Feuerwehr löschte den Brand. Ein schwer verletzter 24-Jähriger wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Die Polizei ging nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Explosion durch einen Unfall mit Feuerwerk ausgelöst wurde, mindestens zwei Männer hätten im Keller mit Pyrotechnik hantiert. Beim Löschen des Brandes seien zudem zwei Pistolen entdeckt worden. Ob es sich dabei um Schreckschusspistolen oder andere Waffen handelt, werde noch untersucht. Das Haus war nicht mehr bewohnbar.

„Ausnahmezustand Silvester“ in Berlin - Barrikaden in Leipzig

Die Berliner Feuerwehr hat zum Jahreswechsel mehr als 1700 Einsätze gefahren, fast 700 mehr als vor einem Jahr während der Corona-Beschränkungen. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz vom Neujahrsmorgen hervor. Von Knallern und Raketen wurden demnach 22 Menschen verletzt. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen und 15 von ihnen verletzt worden, einer der verletzten Retter musste ins Krankenhaus: „Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen“, sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen.

Die Feuerwehr selbst zog als Fazit, man sei gut vorbereitet gewesen, aber überrascht „von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte“. So seien unter anderem Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen oder Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Alle Fälle würden angezeigt. Die Feuerwehr hatte wie üblich vorsorglich den „Ausnahmezustand Silvester“ ausgerufen, um Führungsdienste und Personal für die „arbeitsreichste Nacht des Jahres“ aufzustocken.

Ein gepanzertes Fahrzeug der Polizei räumt in Leipzig Barrikaden.
Ein gepanzertes Fahrzeug der Polizei räumt in Leipzig Barrikaden. In der Nacht zu Neujahr ist es auch im Leipziger Stadtteil Connewitz zu Zusammenstößen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen. © picture alliance/dpa

Ausschreitungen zu Silvester auch in Hagen und Essen

Auch in Essen und Hagen kam es in der Silvesternacht gehäuft zu Angriffen auf Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr. Dabei wurden in Essen zwei Beamte leicht verletzt. Ein Vater und seine 8-jährige Tochter in Essen wurden lebensgefährlich bzw. schwer verletzt, als der Vater versuchte, mehrere Silvesterraketen gleichzeitig zu zünden. Sie explodierten in unmittelbarer Nähe.

Mann kommt beim Karbidschießen in den Niederlanden ums Leben

Beim traditionellen Karbidschießen zu Silvester kam in den Niederlanden ein 23 Jahre alter Mann ums Leben. Der junge Mann sei nach dem Unfall in der Ortschaft Diessen bei Eindhoven am Samstagnachmittag per Hubschrauber in eine Klinik geflogen worden, wo er an seinen schweren Verletzungen starb, berichtete die Nachrichtenagentur ANP unter Verweis auf die Polizei. Rund 40 Menschen wurden Augenzeugen des Unglücks.

Beim Karbidschießen werden Karbidsteinchen in eine alte große Milchkanne aus Metall oder ein Güllefass gelegt und nass gemacht, so dass sich Gas bildet. Die mit einem Plastikball verschlossene Kanne wird dann über ein Zündloch angezündet, wobei der Ball Dutzende Meter weit geschossen wird und es einen dröhnenden Knall gibt. Mitunter wird mit zahlreichen Tonnen gleichzeitig geschossen. Das Karbidschießen gehört in den Niederlanden zum immateriellen Kulturerbe.

dpa/kar

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