Das Labyrinth, gezeichnet auf den Boden und die Rückwand in den Kammerspielen des Bochumer Schauspielhauses zeigt sofort: Es gibt viele Wege hin zu Sherlock Holmes, und unzählige Wege, auf die man abbiegen kann, wenn man den Spuren der Faszination folgt, die der Meisterdetektiv über die Jahrzehnte unverändert ausübt.
Robert Gerloff stellt in seiner Inszenierung, die am Freitag Premiere hatte, einen modernen Sherlock Holmes auf die Bühne. Pfeife und Kappe braucht Oliver Möller nicht. Zwar wird auch in „Sherlock Holmes jagt Dr. Watson“ irgendwie zwischendurch ein Kriminalfall gelöst.
Anleihen bei Comedy
Der Untertitel „Bis Seite 27 nach Arthur Conan Doyle“ zeigt, dass man es mit der Romanvorlage „Das Zeichen der Vier“ nicht allzu ernst nimmt. So ist es eher eine Komödie, die mit parodistischen Elementen arbeitet, Anleihen bei Comedy und Slapstick nimmt und auch billige Gags und Klamauk nicht scheut.
Es wird viel gesungen. Die Songs reichen von Henry Purcell und Shirley Bassey bis zu Queen und Falcos „Der Kommissar“.
Viele Anspielungen
Die Inszenierung strotzt vor Zitaten und Anspielungen. Geht es um Holmes und seinen treuen Gefährten Dr. Watson, wird von Schimanski und Thanner gesprochen, ermittelt Sherlock Holmes messerscharf, versetzt er sich wie Tatort-Kommissar Faber in die Rolle des Verbrechers.
Victor IJdens bringt in der Rolle von gleich zwei Zwillingen in einer großartigen Szene Gollum aus „Herr der Ringe“ auf die Bühne. Auch Tarantino lässt grüßen.
Mimen spielen virtuos
Nur per Video erscheint in kurzen Schwarz-Weiß-Einspielungen Sherlock Holmes mit Kappe und Pfeife, im Nebel und im Moor brechen Gräber auf und ein Hund heult. Auch der brillante Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch bekommt hier eine kleine Hommage.
Virtuos spielen die fünf Schauspieler mit den vielen Motiven von Sherlock Holmes. Oliver Möller, schlank und hager, zeigt in der Titelrolle durchaus mal soziopathische Züge.
Pointen-Feuerwerk entzündet
Auch seine Kokainsucht wird häufig angesprochen von Alexander Wertmann, der als Dr. Watson zunehmend Kontur gewinnt. Friederike Ott, Veronika Nickl und Victor Ijdens schlüpfen in immer neue Rollen, auch Gegenspieler Moriarty darf nicht fehlen. Sie alle sind großartig.
Doch bei all den sich jagenden Pointen, all dem Trubel, den hektischen Bewegungen fehlt manchmal ein ruhiger und verbindender Moment – und warum nur muss dieser Hund so lange bellen? So bleiben viele tolle einzelne Szenen, die sich noch zu einem runden Umami-Theaterabend verbinden dürfen.
14. / 25. / 31. 12.2022; Karten: Tel. (0234) 33 33 55 55. www.schauspielhausbochum.de

Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“ begeistert mit grandiosem Ensemble
Alkestis tanzt in der Bochumer Eröffnungspremiere munter in den Tod