„She said“ ist der Film zum Weinstein-Skandal Zwei Frauen kämpfen gegen das Schweigen

Von Kai-Uwe Brinkmann
„She said“ im Kino: Zwei Frauen gegen das große Schweigen
Lesezeit

„She Said“ heißt das Hollywood-Debüt von Maria Schrader, in dem sie den Weg zur Wahrheit nachzeichnet und Reporterinnen einen Ehrenkranz flicht. Jodi Kantor und Megan Twohey schrieben ein Sachbuch über ihre Recherche, Basis für Film und Drehbuch (Rebecca Lenkiewicz).

Toxisches Betriebsklima

Selbstredend kreist „She Said“ darum, was Weinstein auf dem Kerbholz hat. Im Mittelpunkt steht aber weniger der Täter, sondern die Opfer. Junge Frauen, die in Weinsteins Firma „Miramax“ in ein Klima gerieten, für das der Begriff „toxisch“ geprägt wurde. Ein mächtiges Alphatier agiert wie ein Schwein und kommt damit durch, weil alle schweigen und wegsehen. Das Kuschen und Vertuschen hat System, merken Kantor (Zoe Kazan) und Twohey (Carey Mulligan). Sie kämpfen gegen ein Schweigekartell, ihre Waffe ist der investigative Journalismus: Informanten und Fakten aufspüren. Behörden löchern. Ähnlich wie Hoffman und Redford damals als „Die Unbestechlichen“.

Chronik einer Recherche

Als Recherche-Chronik erreicht „She Said“ nicht die Thrillerpower des Watergate-Dramas, packend ist der Stoff aber doch. Weil er eine tiefere psychologische Dimension hat: Jodi und Megan müssen Opfern die Wahrheit entlocken, die man(n) beruflich kaltstellte, als sie sich wehren wollten.

Regisseurin Maria Schrader bei der Filmpremiere.
Regisseurin Maria Schrader bei der Filmpremiere. Sie ist selbst eine bekannte Schauspielerin. © dpa

Es galt, einen Panzer aus Scham, Angst und Frust zu knacken, den der Film eindrücklich beschreibt. Keine Frau wollte mit Namen genannt werden – zuerst. Ashley Judd gab schließlich ihr Okay. Dass Judd in „She Said“ nun sich selbst spielt, ist großartig, weil Kino und Realität eins werden. Teils in Räumen der New York Times gedreht, gibt der Film präzisen Einblick ins Reporterleben. Großes Feingefühl zeichnet ihn aus, zu spüren auch im famosen Spiel von Kazan und Mulligan, deren Figuren nicht bloß auf ihren Beruf reduziert sind.

„Der Räuber Hotzenplotz“: Wer lauert da im Wald?

„An einem schönen Morgen“: Seydoux spielt die Mutter, deren Vater das Gedächtnis verliert

Guillermo del Toros bizarrer „Pinocchio“-Film: Kleiner Holzkopf überlebt den Faschismus