Waltroper Schulleiterin hat die Malerei für sich entdeckt „TV-Verzicht verschafft mir viel Lebenszeit“

Sonja Leukefeld hat die Malerei für sich entdeckt: Lebenszeit durch TV-Verzicht
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Sonja Leukefeld ist Chefin von 850 Waltroper Schülerinnen und Schülern sowie eines 70-köpfigen Kollegiums. Die 50-Jährige, verheiratete Mutter zweier Kinder, lebt in Kamen. Wenn sie am Theodor-Heuss-Gymnasium den Schlüssel umdreht, liegt ein voller Arbeitstag hinter ihr.

„Ich habe während des Studiums aufgehört, Fernsehen zu schauen. Man ahnt nicht, wie viel Lebenszeit das einem verschafft. Und in meinem Job habe ich genug Input den Tag über“, erzählt Sonja Leukefeld. Das ist der Grund, warum sie so viel Spielraum hat, um neben der Verantwortung als Schulleiterin und Mutter künstlerisch tätig zu sein. „Und ich produziere unfassbar viel“, verrät sie. Es scheint, als wundere sie sich über sich selbst.

Sonja Leukefeld steht mit verschränkten Armen vor Bäumen und lächelt in die Kamera.
Seit zehn Jahren ist Sonja Leukefeld Leiterin des Waltroper Theodor-Heuss-Gymnasiums. © Christine Horn

Die 50-Jährige studierte einst Sport, Philosophie und Biologie auf Lehramt. Und absolvierte eine Ausbildung zur Theaterpädagogin. Sie liebte es, mit ihren Schülerinnen und Schülern Tanztheaterprojekte zu erarbeiten.

„Und dann kam Corona, das ging dann alles leider nicht mehr“, blickt Sonja Leukefeld zurück und fügt nachdenklich hinzu: „Mein künstlerischer Ausdruck konnte nicht mehr sprechen, er war verstummt.“

Eine ehemalige Kollegin regte an, einen Aktzeichenkurs zu besuchen. „Daran habe ich dann teilgenommen.“ Ein holländischer Tänzer stand Modell.

„Das machte richtig Spaß. Und toll war auch das positive Feedback aus der Gruppe heraus. Vor allem der Ausdruck meiner Bilder wurde gelobt, das Technische stand da gar nicht im Vordergrund. Zumal ich mich schon da auf das Wesentliche konzentrierte. Wie kann ich das mit wenigen Strichen sichtbar machen?“, erzählt Sonja Leukefeld von ihrer anfänglichen Motivation im September 2021. Und die ist bis heute geblieben.

Ein Bild in Blau-, Grün- und Grautönen zeigt einen Mann, der zur Seite blickt.
Gefühle sichtbar machen, die Menschen spüren, aber nicht ausdrücken können - das ist die Motivation von Sonja Leukefeld. © Sonja Leukefeld

„‘Deine Bilder haben was‘, ‚Bleib‘ dran‘, - das waren die Reaktionen der anderen Künstler. Und das habe ich dann auch gemacht.“ Sonja Leukefeld besuchte zunächst Online-Kurse. „Doch ich habe schnell gemerkt, dass jemand mit mir individuell arbeiten müsste. Und genau solch einen Künstler habe ich dann gefunden.“

Als sei ein Stöpsel einer Quelle geöffnet worden - die Kreativität sprudelte nur so aus Sonja Leukefeld heraus. „Ich habe immer mehr gemalt. Mit Finelinern, aber auch mit Eddings. Mit Acryl oder Aquarell-Farben“, erzählt sie mit einem Lächeln, das dem Gegenüber das Gefühl vermittelt, dass sie selbst überrascht war von ihrer neuen Kreativität. „Als Schülerin hatte in Kunst keine Eins“, fügt sie lachend hinzu. „Ich habe immer gerne gezeichnet. Mir war aber nicht klar, dass das, was ich jetzt mache, drin war.“

„Ich fühle mich direkt angeguckt“

Eine häufige Reaktion von Betrachtern ihrer Bilder: „Ich fühle mich direkt angeguckt“, erzählt die 50-Jährige. Und schiebt hinterher: „Ich freue mich sehr, wenn Menschen das sagen.“ Und welche Menschen stehen Modell? „Ich male Menschen, die ich kenne. Aber es sind auch Fotos aus dem Netz, die für diesen Zweck freigegeben sind.“ Und wann malt sie? „Eben zu jener Zeit, zu der andere Fernsehen schauen.“ Und wo malt sie? „Zuhause in meinem Büro. Aber auch in einem kleinen Atelier des Künstlerbundes Schieferturm in Kamen, dem ich beigetreten bin.“

Sonja Leukefeld versucht sich mittlerweile auch in Beton-Kunst.
Sonja Leukefeld versucht sich mittlerweile auch in Beton-Kunst. © Sonja Leukefeld

Sonja Leukefeld hat ihre Werke bereits in Herne und im Stift Hilbeck ausgestellt. Und am Dienstag (12.3.) beginnt um 16.30 Uhr die Vernissage im Waltroper Rathaus. „Clemens Schmale (Leiter der Waltroper Volkshochschule, d. Red.) hatte mich angerufen und gefragt, ob ich meine Bilder dort ausstellen möchte. Und ich habe gerne zugesagt“, erzählt die Künstlerin. Die Ausstellung „Sichtbarmachung“ geht bis zum 30. April. Wie viele Werke zu sehen sein werden? „Das entscheide ich beim Aufhängen am Montag“, verrät die Schulleiterin, vermutet aber, dass es zwischen 20 und 30 sein werden. Das werde sie intuitiv entscheiden.

Der Verkauf ihrer Bilder steht für Sonja Leukefeld nicht im Vordergrund. „Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst berühren. Ich finde es schön, wenn ich Gefühle sichtbar mache, die Menschen spüren, aber nicht ausdrücken können. Wenn jemand aber sein Lieblingsbild besitzen möchte, kann er es natürlich auch kaufen.“