Schüsse auf Schulhof in Kamen „Das Opfer hat großes Glück gehabt“

Schüsse auf Schulhof: „Das Opfer hat großes Glück gehabt“
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Erst gibt es Streit zwischen zwei Männern und einen Kampf. Dann fallen Schüsse. Schließlich liegt am Sonntagabend ein 21-Jähriger verletzt auf dem Schulhof der Kamener Hauptschule. Mindestens drei Mal ist auf ihn geschossen worden. Zwei Kugeln treffen den am Boden Liegenden in den Rücken. Der junge Mann muss im Krankenhaus operiert werden. Lebensgefahr besteht wohl nicht. „Aber er hat riesiges Glück gehabt“, zitiert Staatsanwältin Maribel Andersson den behandelnden Arzt.

Andersson ermittelt in dem Fall, der einen großen Polizeieinsatz rund um das Schulgelände am Koppelteich ausgelöst hat. Am Montag sind noch etliche Fragen rund um die Tat ungeklärt. Aber es gibt einen Tatverdächtigen. Der 19-Jährige befindet sich in Polizeigewahrsam. Nach Angaben von Andersson soll er am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden, der dann über die Untersuchungshaft entscheidet.

Die Polizei hat den Mann keineswegs am Tatort festgenommen, wo die Schüsse gegen 20.30 Uhr fielen. Sondern erst nach Mitternacht. Laut Staatsanwältin stellten die Beamten ihn in seiner Wohnung. Zeugen hätten die Adresse gewusst. Offenbar kannten sich Opfer und Tatverdächtiger. Und möglicherweise gehörten sie zwei Gruppen an, die schon öfter an der Hauptschule aneinander geraten sind. Allerdings waren die anderen jungen Leute laut Staatsanwältin etwas weiter vom Tatgeschehen entfernt, als die Schüsse fielen. Sie hätten auch die Polizei alarmiert.

Hauptschule Kamen Koppelteich
Am Tag nach der Tat waren auf dem Gelände der Hauptschule keinerlei Spuren mehr zu sehen. © Stefan Milk

Andersson weiß noch nicht genau, in welche Richtung sie ermitteln wird. Angesichts des bisher bekannten Tathergangs stehen versuchter Mord oder versuchter Totschlag im Raum. Es könne aber auch sein, dass sich der Vorwurf auf Körperverletzung reduziere, so die Juristin. Ein wichtige Rolle dürfte es dabei spielen, welche Waffe der mutmaßliche Schütze verwendet hat. Es ist von einer Schreckschusspistole die Rede. Andersson will das nicht bestätigten: „Das ist Gegenstand der Ermittlungen.“ Auf dem Schulhof seien Patronen gefunden worden. Womöglich handele es sich um eine umgebaute Waffe. Aber das sei zum derzeitigen Zeitpunkt Spekulation. Auf jeden Fall hat der Täter aus nächster Nähe auf sein Opfer geschossen, so die Staatsanwältin. Möglicherweise habe er die Waffe aufgesetzt.

Hauptschule Kamen Koppelteich
Mit der Hauptschule hat die Tat nichts zu tun, am Montag läuft der Unterricht ganz normal und ungestört. © Stefan Milk

Der Polizeieinsatz am späten Sonntagabend erregt großes Aufsehen rund um die Hauptschule. Der Tatort war abgesperrt, Polizeibeamte suchten bis Einbruch der Dunkelheit nach Spuren.

Am nächsten Morgen ist davon nichts mehr zu sehen. „Als ich gegen 7 Uhr zur Schule kam, war hier alles ganz normal“, sagt die kommissarische Schulleiterin Nicole Täuber am Telefon. Natürlich hat sie von den Schüssen auf dem Schulhof erfahren. Sie betont, dass die Ereignisse am Sonntagabend und die Beteiligten nichts mit der Städtischen Hauptschule zu tun haben. „Sonst hätte die Polizei offiziell Kontakt zu uns aufgenommen“, sagt Täuber. Die meisten Schülerinnen und Schüler hätten von der Tat gar nichts mitbekommen. Der Schulbetrieb in der Hauptschule läuft dann auch am Dienstagvormittag augenscheinlich normal und ungestört. „Das ist eher ein Thema in der Nachbarschaft“, sagt Täuber.

Die Anwohner konnten das Geschehen am Sonntagabend kaum überhören. „Es hat drei Mal Peng gemacht“, berichtet eine Frau, die in einem Haus in der Nähe der Schule wohnt. „Das waren eindeutig Schüsse.“ Sie habe die jungen Leute schon häufiger auf dem Schulhof gesehen. Möglicherweise kennt sie auch das Opfer. Stimmen ihre Informationen, handelt es sich um den Neffen einer Hausnachbarin.

Ein Video zu dem Polizeieinsatz gibt es unter hellwegeranzeiger.de/kamen