Gegen die schlechte Ausstattung in Schulgebäuden haben am Dienstag in Köln etwa zweitausend Schüler, Eltern und Lehrer demonstriert. Auf selbstgemalten Transparenten stand etwa „Schulnotstand im Kölner Norden“ und „Bessere Schulen, bessere Bildung“. Bei dem Protest ging es vor allem um Mängel an Schulen im Norden von Köln und die damit einhergehenden Einschränkungen im Unterricht.
Die Zustände beim Sport wurden auf einem Plakat aufs Korn genommen: „Täglich turnen wir im Stalle und wünschen uns 'ne neue Halle“. Die „schulische Exkursion“ genannte Aktion führte vom Städtischen Heinrich-Mann-Gymnasium zum Bezirksrathaus im Stadtteil Chorweiler. Dort sollte ein Forderungskatalog übergeben werden. Angemeldet war der Protestzug von der Elternvertretung des Gymnasiums. Nach deren Angaben beteiligten sich fünf Schulen.
Selbst ein mit Schülern entstandenes Lied über marode Technik und defekte Leitungen wurde gesungen. Es handelte von dem Wunsch nach reparierten Sporthallendächern, modernen Räumen für die NaWi-Fächer und „Klos die nicht entsetzlich stinken - Seht doch wie wir um Hilfe winken!“. Für die Schulpflegschaft des Gymnasiums sprach Philipp Meise von teilweise seit langem bestehenden Mängeln an der Ausstattung. So müssten Physik-, Chemie- und Biologieräume seit langem modernisiert werden, doch es geschehe nichts. Es gebe defekte Leitungen und kaputte Toiletten.
„Es kann nicht sein, dass Kinder hier in der Mittagspause abgeholt werden von den Eltern, damit sie auf Toilette gehen können zu Hause“, sagte Meise dem WDR. Laut Studie der staatlichen Förderbank KfW sind die Schulgebäude der größte Investitionsbereich der Kommunen in Deutschland auch in diesem Jahr. Sie stehen demnach mit 12,1 Milliarden Euro und einem Anteil von 28 Prozent an den Gesamtinvestitionen erneut an erster Stelle in den Kommunalhaushalten vor denen in Straßen und Verkehrswege.
Schüler in Köln protestieren: Kommunen in NRW müssen investieren
Laut der am Montag veröffentlichten Studie waren allerdings 47,4 Milliarden Euro erforderlich, um die Schulen insgesamt etwa auch bei der Digitalisierung auf den heute notwendigen Stand zu bringen. „Allen kommunalen Bemühungen zum Trotz wächst der Investitionsstau weiter an und es ist kein Ende in Sicht“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Christof Sommer, die Ergebnisse der Studie. Die Ausgaben für die Kommunen stiegen rasant, etwa für Flüchtlingsunterbringung, Tariferhöhungen, Energiekrise oder Baukosten.
Schon heute müsse der Großteil der Städte und Gemeinden in NRW auf Rücklagen zurückgreifen, um den nächsten Haushaltsplan abzusichern. Für die großen Zukunftsaufgaben wie Klimaschutz, Digitalisierung oder nachhaltige Mobilität bleibe nicht das übrig, was bei den ambitionierten Zielen erforderlich wäre. Die Stadt Köln erklärte, Schulbau habe allerhöchste Priorität. Dazu gehöre auch der Erhalt schon bestehender Schulplätze. Die Stadt investiere allein in diesem Jahr 250,5 Millionen Euro in Schul-Großbauprojekte.
Für die laufende Instandsetzung würden 75,6 Millionen Euro an den 266 städtischen Schulstandorten bereitgestellt. „Da wir nicht alle Schulen gleichzeitig modernisieren können, hat der Rat die Reihenfolge der 193 Maßnahmen beschlossen - 86 davon sind bereits in Planung und Bau“, erklärte der Dezernent für Planen und Bauen, Markus Greitemann. Mit Blick auf die kritisierten Zustände an dem städtischen Gymnasium ergänzte er, ein neuer Modulbau mit Naturwissenschaftsräumen und diverse Sanierungen sollten bis zum ersten Quartal 2026 abgeschlossen sein.
dpa/bani
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