
Die Deutschen verzehren rund 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr und Kopf, Tendenz rückläufig. Eine fleischärmere Ernährung hilft auch dem Klima. © picture alliance/dpa
Schon ein Tag in der Woche ohne Fleisch hilft der Umwelt
Serie: Unser Klima
Ernährung: Jeder kann in seinem Alltag etwas zum Klimaschutz beitragen, sogar vom Esstisch aus. Denn auch die Ernährung nimmt Einfluss auf unsere Umwelt – insbesondere der Fleischkonsum.
Der Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Um die globale Erwärmung zu verlangsamen, steigen viele Menschen auf das Rad, investieren in erneuerbare Energien oder verzichten auf den Urlaub in der Karibik. Dabei beginnt der Klimaschutz bereits am Esstisch. Denn laut Umweltbundesamt produzieren die Deutschen im Durchschnitt 10,8 Tonnen CO2 – und 16 Prozent davon sind auf die Ernährung zurückzuführen.
Jede Person in Deutschland verbraucht durchschnittlich 500 Kilogramm Lebensmittel im Jahr. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, ist eine große Anbaufläche nötig – genauer gesagt halb Deutschland. Die Landwirtschaft nutzt nach Angaben des Bundesumweltministeriums die Hälfte der gesamten Landesfläche, um einen Großteil unserer Lebensmittel zu produzieren.
Mehr als die Hälfte des Ackerlandes für Futtermittel
Davon werden jedoch wiederum 70 Prozent für die Viehzucht genutzt – und genau da liegt das Problem. Mehr als die Hälfte des Ackerlandes dient der Futtermittelproduktion. „Während Wiederkäuer selbst große Mengen an Treibhausgasen ausstoßen, stellen die Futtermittel das Hauptproblem der industriellen Geflügel- und Schweineproduktion da“, schreiben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und die Heinrich-Böll-Stiftung im Fleischatlas 2021. Parallel zu dem rasanten Wachstum der Tierproduktion und dem vermehrten Anbau von Futterpflanzen würden auch mehr Düngemittel zum Einsatz kommen, was ebenfalls zu steigenden Treibhausgasemissionen führe.

Für die Viehzucht und Futtermittelproduktion wird ein großer Teil der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland genutzt. © picture alliance/dpa
Neben den Treibhausgasen spielt auch der Verbrauch von Ressourcen eine Rolle. Welche Auswirkungen haben beispielsweise Produktion, Transport und Verpackung der Lebensmittel? Die ifeu-Studie „Ökologischer Fußabdruck von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“ zeigt einheitliche Bilanzen für über 200 Lebensmittel auf.
Zum Vergleich: Während sich der Fußabdruck von einer Portion Rindergulasch auf 2,6 Kilogramm CO2 beläuft, sind es bei einer Portion Spaghetti mit Paprikarahmsoße 0,6 Kilogramm CO2. Für die Produktion von Fleisch müsse mehr Wasser eingesetzt werden als für Nahrungsmittel auf pflanzlicher Basis. Allein der durchschnittliche Wasserfußabdruck pro Kalorie bei Rindfleisch sei zwanzigmal größer als bei Getreide, wie im Fleischatlas 2021 berichtet wird.
Wir essen doppelt so viel Fleisch wie empfohlen
Hinzu kommt die Menge an Fleisch, die wir in Deutschland konsumieren. Im Jahr 2020 war der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch mit 57,3 Kilogramm zwar so niedrig wie noch nie seit Berechnung des Verzehrs im Jahr 1989, wie aus der Versorgungsbilanz des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft hervorgeht – doch war er immer noch doppelt so hoch wie empfohlen. Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zufolge sollte nämlich nicht mehr als 600 Gramm Fleisch pro Woche verzehrt werden. Auf das Jahr gerechnet sind das also maximal 31 Kilogramm.
Müssen wir also nun gänzlich auf Fleisch verzichten? Immerhin sparen Vegetarier mit ihrer Ernährung 30 Prozent an Treibhausgasemissionen jährlich pro Person ein, Veganer produzieren sogar nur halb so viel CO2 wie Fleischesser. Doch auch wer schon weniger tierische Produkte isst, kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wie World Wide Fund For Nature aufzeigt.
Die internationale Natur- und Umweltschutzorganisation kommt zu dem Ergebnis, dass rund 600.000 Hektar Anbaufläche eingespart werden könnten, wenn wir einmal in der Woche auf Fleisch verzichten würden. Das entspreche rund neun Millionen Tonnen Treibhausgasen und einer 3600 Kilometer langen Autofahrt für eine vierköpfige Familie. Und auch der Kauf von Bio-Produkten sowie regionalen Lebensmitteln trägt zum Schutz des Klimas bei.