Bedrohlich wirkt der Feuerschein am 13. Januar 2020, als in Scholven 260 Tonnen Kohlenwasserstoffe abgefackelt werden mussten.

Bedrohlich wirkt der Feuerschein am 13. Januar 2020, als in Scholven 260 Tonnen Kohlenwasserstoffe abgefackelt werden mussten. © Ralf Deinl

13. Januar 2020 - die Nacht, in der das Ruhrgebiet „brannte“

rnChemiepark Scholven

In der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven stehen die diesjährigen Revisionsarbeiten an. Es ist in den nächsten Wochen mit Fackeltätigkeiten zu rechnen. Da werden Erinnerungen wach.

Gelsenkirchen, Kreis Recklinghausen

, 26.07.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In der Raffinerie der Ruhr Oel GmbH (BP Gelsenkirchen) in Gelsenkirchen-Scholven beginnen in dieser Woche umfangreiche Revisionsarbeiten. Aus diesem Grund stehen einige Anlagen im Werk Scholven ab dem 29. Juli für mehrere Wochen still. Durch den Stillstand könne es zeitweise zu Fackeltätigkeiten kommen, teilt das Unternehmen mit. Bei dieser Information werden Erinnerungen wach an den 13. Januar 2020.

Am Abend dieses Tages hatte eine größere Fackelaktivität auf dem Werksgelände der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven für Aufsehen im Ruhrgebiet gesorgt. Zugrunde lag eine Betriebsstörung in der Olefinanlage. Der Fackelschein war an jenem Abend kilometerweit im Ruhrgebiet zu sehen, vor allem auch in den angrenzenden Städten Marl und Dorsten, und löste bei vielen Menschen Verunsicherung aus. Geäußert wurde die Sorge, dass beim Abfackeln des Gases schädliche Stoffe in die Umwelt gelangt sein könnten.

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Die als Aufsicht zuständige Bezirksregierung in Münster gelangte allerdings zu dem Ergebnis, dass eine Belastung der Umgebung durch Schadstoffe nicht vorgelegen habe. Durch die hohe Verbrennungsquote jenseits von 99 Prozent seien Gefahren für die Umwelt oder Nachbarschaft „nicht zu erwarten“, so damals eine Sprecherin der Bezirksregierung.

Fackeln gehören zu den Sicherheitssystemen

Fackeln gehören zu den Sicherheitssystemen einer Raffinerie. Überschüssige Gase, die bei Betriebsstörungen oder auch beim Anfahren von Anlagen entstehen, werden dort kontrolliert verbrannt. Am 13. Januar 2020 waren es nach Angaben der Bezirksregierung 260 Tonnen. Dabei handelte es sich um Kohlenwasserstoffe, die normalerweise als Prozessgas in den Anlagen weiterverarbeitet werden.

Die vollständige Verbrennung von Kohlenwasserstoffen führt zu Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf. Es entstehen dabei also keine giftigen Schadstoffe, wobei das in die Atmosphäre entweichende CO2 natürlich klimaschädlich ist. Bei einer unsauberen Verbrennung können sich allerdings auch gesundheitsschädlicher Ruß und giftiges Kohlenmonoxid (CO) bilden. Entscheidend ist deshalb, dass die Fackeln perfekt eingestellt sind. Um ein ausreichend hohes Verbrennungsluftverhältnis zu gewährleisten, führt BP der Fackel Dampf zu. Dieser Vorgang wird in der Nachbarschaft als lautes Zischen wahrgenommen.

In der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven finden wieder Revisionsarbeiten statt.

In der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven finden wieder Revisionsarbeiten statt. © Archiv

Mehrere zehntausend Arbeiten erforderlich

Während der nun bevorstehenden Großrevision im Werk Scholven werden in den unterschiedlichen Anlagenbereichen mehrere zehntausend einzelne Arbeiten ausgeführt. Innerhalb von mehreren Wochen werden dabei mehr als 20 Kolonnen, über 100 Behälter und neun Öfen überprüft. Darüber hinaus stehen rund 160 Wärmetauscher, über 900 Armaturen, etwa 250 Rohrleitungspunkte sowie knapp 300 Sicherheitsventile auf der Prüfliste des TÜV. Die zur Revision anstehenden Produktionsanlagen werden dabei nach einem festgelegten Prozess abgeschaltet, gereinigt, inspiziert und bei Bedarf repariert bzw. einzelne Komponenten erneuert, teilt das Unternehmen mit. Anschließend werden die Anlagen von unabhängigen Prüfern kontrolliert. Am Ende erhalten sie eine Verlängerung der Betriebserlaubnis.

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BP bittet die Nachbarschaft um Verständnis

Es könne bei den Arbeiten zu Fackeltätigkeiten kommen – vor allem dann, wenn Anlagenteile außer Betrieb oder wieder in Betrieb genommen werden und das dabei anfallende überschüssige Gas kontrolliert verbrannt werden müsse, so BP. Das Werk versucht, so heißt es in einer Mitteilung, diese Maßnahmen auf „ein absolut notwendiges Minimum“ zu reduzieren und bittet die Nachbarschaft um Verständnis.

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Bei Fragen zu Geräuschs- oder Geruchsbelästigungen können sich Nachbarn 24 Stunden am Tag an das Umwelttelefon der Raffinerie wenden: Tel. 0209 / 3663588. Weitere Infos gibt es im Netz auf www.bpge.de.