Anja Sinn aus Dortmund koppelt das Ladekabel mit dem wuchtig wirkenden Stecker an. „Da geht ruckzuck die Power rein“, sagt die Fahrerin eines Elektroautos zufrieden.
Nicht nur die Ikea-Mitarbeiterin, die mit ihrem Ehemann Andreas gerade auf eine längere Tour geht, ist vom Schnellladepark im Kamen-Karree elektrisiert: Seitdem die Ladestation des Energieversorgers Energie Baden-Württemberg (EnBW) vor fast genau zwei Jahren eröffnet worden ist, sieht man mehr und mehr Fahrer, die dort mit Strom auftanken und nicht mehr an der klassischen Tankstelle anbremsen.
Statt drei bis fünf hängen nun immer zehn bis fünfzehn Fahrzeuge am daumendicken Ladekabel. Platz gibt es dennoch ausreichend: Mit 52 Ladepunkten für das ultraschnelle Stromtanken.

Wie ein Weltraumbahnhof auf Erden
Hoch aufragende Ladesäulen unter einem riesigen Solardach, leuchtende LED-Ringe in coolen Farben und futuristische Zapfpistolen. Wie ein Weltraumbahnhof auf Erden wirkt der Schnellladepark am Kamener Kreuz. Die voluminöse Stromtanke für E-Mobilisten, im Dezember vor zwei Jahren eröffnet, steht im Kamen-Karree unweit von Ikea und den Restaurants L’Osteria, Pizza Hut und KFC.
Der Betreiber EnBW ist mit der Akzeptanz zufrieden. Sprecherin Beate Rosalie Holzwarth sagt: „Der Start verlief sehr zufriedenstellend und gemäß unserer Prognose.“ Auf unsere Frage, wie viele E-Mobilisten dort anbremsen, antwortet sie nicht konkret. „Aus wettbewerbsrelevanten Gründen können wir dazu leider keine Angaben machen.“

Nicht alle Autos laden schnell im Schnellladepark
Der Kamener Schnellladepark, der bei der Eröffnung als Europas größter angepriesen wurde und dann kurze Zeit später von einem Park in Hilden mit 90 Ladepunkten entthront wurde, hält zumindest im Konzern weiterhin den ersten Platz, was die Größe anbetrifft. In Großburgwedel an der A7 wurde jüngst die zweitgrößte Station mit 32 Ladepunkten eröffnet. „Mit Zusatzdiensten wie Reifendruckmesser, Fußmattenreiniger und vielem mehr“, so Holzwarth.
Service, der an auch an der Station in Kamen durchaus gefragt ist, wie E-Autofahrer Andreas Sinn unserer Redaktion bestätigt. „Hier kann man sich einen Snack holen, die Toilette nutzen – oder mal rüber zu McDonald‘s oder Ikea.“ Denn nicht alle Wagen lassen sich trotz schneller Ladesäulen auch schnell aufladen. Sinn: „Zwar geht das hier für unsere Verhältnisse sehr schnell – aber bei diesem Modell dauert es dennoch eine Dreiviertelstunde.“

Ladepark auch für den Fern- und Reiseverkehr
Dass mit den Sinns jetzt gerade Dortmunder hier auftanken, ist kein Zufall. „Eine ähnlich große Station gibt es bei uns nicht“, berichtet Anja Sinn. „Hier anzubremsen, das ist für uns deswegen ideal.“ Einmal tankten sie dort auf, um sogar bis zur Nordsee durchzustarten.
Holzwarth bestätigt, dass es sowohl eine regionale als überregionale Nachfrage gibt. „An der A1 und unweit des Kamener Kreuz haben wir üblicherweise den Reise- und Fernverkehr sowie Pendler aus der Umgebung, die nach Dortmund fahren. Ebenso nutzen ortsansässige Kundinnen und Kunden aus Kamen und Unna unseren Schnellladepark.“
Einige weitere Ladesäulen im Kamen-Karree
Die EnBW-Station ist im Kamen-Karree die größte, aber nicht die einzige, wo es ruckzuck Power gibt. Fünf Säulen mit zehn Schnellladepunkten gibt es beispielsweise vor dem Gartencenter Dehner am Kamen-Karree 3, wo CityWatt eine kleinere Station betreibt. Zudem gibt es auch Lademöglichkeiten bei Connies Diner (Tesla) und bei Autoteile Unger. Anja Sinn gibt einen Tipp: „Bei Ikea kann man sogar umsonst laden. Die Säulen sind aber meistens belegt.“
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