Schiedsrichter-Schwund Thorsten Milde mit Appell an Vereine: „Das würde ich mir wünschen“

Von Fabio Desiderio
Schiedsrichtermangel in den Kreisligen
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Ein lauter Pfiff ertönt, als das Finale der Zwischenrunde des Warsteiner Masters einen Sieger gefunden hat. 7:1 zeigt die Ergebnistafel an und kürt den Fußball-Westfalenligisten Türkspor Dortmund zum Sieger des Turniers. Die Fans des Vereins fallen ihren Spielern um den Hals, die Verlierer liegen niedergeschmettert am Boden und werden getröstet. Doch nur einer tritt alleine den Gang in die Kabine an: Thorsten Milde, der Schiedsrichter der Partie.

Milde ist Fußball-Schiedsrichter im Kreis Unna-Hamm und pfeift neben den unterklassigen Ligen auch höhere Amateurligen bis zur Oberliga. „Schiri zu sein, wurde mir praktisch in die Wiege gelegt“, so Milde. Die Abneigung gegen Referees kann der 33-Jährige nicht verstehen. „Im Spiel kann es mal heiß hergehen, besonders in den Kreisligen. Da ist oft viel Feuer drin, trotzdem ist es dann auch mal gut, wenn das Spiel abgepfiffen ist. Ich habe ja kein persönliches Problem mit dir, wenn ich dich mal lautstark ermahne auf dem Feld.“

Schiedsrichter benötigen im deutschen Amateurfußball ein besonders dickes Fell. Neben oftmals überzogener Kritik und Beleidigungen sind sie oft Drohungen und Gewalt ausgesetzt. In der Spielzeit 2018/19 wurden in ganz Deutschland mehr als 2900 Gewaltakte gegen Unparteiische registriert.

Zuletzt wieder mehr Schiedsrichter

Auch Thorsten Milde ist davon betroffen. Bei einem Ligaspiel der Kreisliga B kam es zu unschönen Szenen gegen den Schiedsrichter: „Die Fans der Heimmannschaft hatten mich bereits während des Spiels immer wieder beleidigt. Das ging so weit, dass ich nach der Partie so stark bedroht wurde, dass ich schlussendlich mit einer Polizei-Eskorte abtransportiert werden musste.“

Szenen, die längst keine Seltenheit mehr auf den Amateurplätzen Deutschlands und wohl ausschlaggebend dafür sind, dass die Zahl der Schiedsrichter immer weiter schrumpft. Waren es 2016/17 bundesweit noch etwas mehr als 59.000 Schiedsrichter, waren es 2020/21 nur noch knapp 45.000. Immerhin ist die Zahl in der Saison 2021/22 wieder auf 50.000 gestiegen.

Milde hingegen will gar nicht ans Aufhören denken. Die Passion treibt ihn immer weiter an. Einen guten Tipp für seine Amtskollegen hat er auch: „Es ist immer wichtig, Spiele im Nachhinein Revue passieren zu lassen und sich zu hinterfragen, ob ich mit meiner Leistung zufrieden bin.“ Sollte das nicht der Fall sein, so der Schiedsrichter, habe man das nächste Spiel Zeit, an seinen Fehlern zu wachsen.

„Leute vom Sportplatz ausschließen“

Der Unparteiische versucht, einen ersten Lösungsansatz zu liefern und wendet sich direkt an die Verantwortlichen der Vereine: „Wenn der Verein merkt, dass Zuschauer randalieren und mit Gewalt drohen, dann sollen sie endlich von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und diese Leute vom Sportplatz ausschließen. Das würde ich mir wirklich wünschen.“

Noch existiert die vom Aussterben bedrohte Spezies namens Schiedsrichter, doch wer weiß, wie lange noch? Jeder ist aufgefordert, seinen Anteil zu leisten und die Schiedsrichter aktiv zu schützen. Damit weiterhin ein schriller Schlusspfiff ertönt und die Fans weiterhin die Sieger bejubeln und die Verlierer vertrösten können.

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