Schauspieler Armin Rohde im Interview „Fallen ist keine Schande - aber liegen bleiben“

Armin Rohde: „Fallen ist keine Schande - aber liegen bleiben“
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Er spielte mit in rund 200 Kino- und Fernsehfilmen, ist einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler. Armin Rohde („Kleine Haie“, „Der Räuber Hotzenplotz“) kam als Überraschungsgast zum Donnepp Media Award im Marler Grimme-Institut. Als er seine Lobrede auf den langjährigen Grimme-Preis-Leiter Dr. Ulrich Spies halten wollte, stürzte er auf die Bühne - und steckte das schlagfertig weg: „Das war ein Kniefall!“ Im Interview mit uns spricht er über seine Anfänge und seine Liebe zum Ruhrgebiet.

Haben Sie sich wehgetan?

Nein, ich bin von Jugend an Kampfsportler, jetzt nicht mehr aktiv. Ich sage immer: Fallen ist keine Schande, aber liegen bleiben.

Respekt, Sie haben das schlagfertig gelöst. Welchen Kampfsport haben Sie gemacht?

Judo und Taekwondo.

Sie hatten es ja nicht weit nach Marl, Sie wohnen hier im Ruhrgebiet...

Zur Zeit mal wieder. Ich bin auch im Ruhrgebiet geboren, in Gladbeck.

Und die meiste Zeit hier geblieben...

Ich war lange Jahre am Schauspielhaus in Bochum beschäftigt, ja.

Was lieben Sie am Ruhrgebiet?

Dass sich seine Schönheit dem Durchreisenden nicht sofort erschließt, dass es eine Weile braucht, um in die poetischen Geheimnisse vorzudringen. Es gibt so viele schöne, spannende Ecken und es hat eine Größe und Bevölkerung und ein kulturelles Angebot, das ich mit New York vergleichen kann. Ich wünsche mir auf Dauer, dass da ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wächst.

Armin Rohde bei der Verleihung des Donnepp Media Awards in Marl mit Grimme-Freunde-Vorsitzender Jörg Schieb,
Vorsicht, Stolperkante! Armin Rohde bei der Verleihung des Donnepp Media Awards in Marl. Er hielt die Lobrede auf den langjährigen Grimme-Preis-Leiter Dr. Ulrich Spies (r.). In der Bildmitte: Grimme-Freunde-Vorsitzender Jörg Schieb. © Patrick Köllner

Ihre Autobiografie heißt „Größenwahn und Lampenfieber“. Haben Sie noch Lampenfieber, auch heute?

Nee. Größenwahn auch nicht mehr. Größenwahn hat man als Anfänger. Oder wenn man eine Zeit lang zu sehr mit Lob gefüttert wird, was für die Seele und die Begabung nicht gut ist. Eitelkeit frisst das Herz der Begabung, da muss man aufpassen.

Die Tänzerin Pina Bausch hat Sie fürs Theater begeistert. Deswegen wollten Sie Schauspieler werden?

Allerdings, ja. Das Größte, was man damals erreichen konnte, war eine Karte für den Pina Bausch-Abend zu ergattern. Ich hab’s das mehrfach geschafft, hab mich sogar in die Proben geschlichen. Als Erstes hab ich „Le sacre du printemps - das Frühlingsopfer“ gesehen, und von der ersten Sekunde an stand ich in Flammen, war elektrisiert, und ich wusste, ich will in diese Welt, ich will auf die Bühne. Nicht als Tänzer, aber ich wollte in diese Welt dieser Magier, dieser Schamanen.

Aber dann haben Sie erst mal das Abi abgebrochen, haben gejobbt, sind gereist. Wie kommt man dann plötzlich an die Folkwang-Universität der Künste?

Ich war ein Jahr lang in den USA, und da ist mir eine Fotoausrüstung, die ich mir im Winter auf dem Rohbau als Hilfsheizungsmonteur verdient hatte, von ein paar Hippies geklaut worden. Die kamen gerade von der Beerdigung von Elvis Presley zurück, es war August 77, und dann hab ich gesagt, okay, was machst du jetzt? Eigentlich muss ich diesem Hippie-Pärchen dankbar sein, ohne die wäre ich vielleicht nie Schauspieler geworden.

Als junger Mann traten Sie zum Buddhismus über. Sind Sie Buddhist?

Nein, das war reine Angeberei.

Ohne Bedeutung für Ihren Schauspielerjob?

Ich finde, es ist eine sehr sympathische Weltanschauung, eher Philosophie als Religion. Buddha wird als oberster Lehrmeister verehrt, aber nicht als Gott. Ein lächelnder Mann mit Bauch und geschlossenen Augen spricht mich mehr an als ein gequälter Mensch, den man an Holz genagelt hat.

Wo sehen wir Sie als Nächstes?

Da sind einige Sachen in der Pipeline. Eine „Nachtschicht“-Folge ist noch nicht gesendet, der Schwarzwaldkrimi ist noch nicht gesendet: Es ist einiges unterwegs.