Jede Geste, jede Pose ist exakt einstudiert, wenn Imany sich als singende Priesterin in Szene setzt.

Jede Geste, jede Pose ist exakt einstudiert, wenn Imany sich als singende Priesterin in Szene setzt. © Meijer

Sängerin Imany kam als Voodoo-Beschwörerin ins Festspielhaus

rnKonzert bei den Ruhrfestspiele

Sängerin Imany war zu Gast bei den Ruhrfestspielen. Begleitet von acht Cellisten zelebrierte sie eine Performance aus Düster-Sound und abgezirkelter Choreografie.

von Kai-Uwe Brinkmann

Recklinghausen

, 26.05.2022, 12:46 Uhr / Lesedauer: 1 min

Es ist kein Konzert im üblichen Sinne, sondern eine Performance nach exakter Choreografie. Jede Geste, jede Pose, jeder Schritt war einstudiert, als Sängerin Imany (größter Hit: „Don‘t Be Shy“) am Mittwoch bei den Ruhrfestspielen auftrat.

„Voodoo Cello“ heißt die Show: Begleitet von acht Cellisten setzt sich Imany, sonst in Soul, Folk, Blues zu Hause, als dunkle Diva und Hohepriesterin in Szene.

Die Songs waren in Streicher-Gothic-Sound gekleidet

Sie adaptiert Songs von Madonna, Elton John, Radiohead, Cat Stevens, die Cello-Spieler unterlegen einen Sound, den man „Streicher-Gothic“ nennen könnte, verwandt dem Klang von Apocalyptica, die allerdings Heavy Metal covern.

Verschleiert sitzt Imany anfangs auf ihrem Thron, herumdrapiert sind ihre acht Eleven. Die Bühne ist nur von hinten beleuchtet, zu sehen sind die Silhouetten eines Schattenspiels, zu hören Gesang und Sprechgesang, der wie eine Beschwörung klingt.

Der Gestus von Optik und Klang ist dramatisch-pathetisch

Bei Bonnie Tylers „Total Eclipse Of The Heart“ knipsen die Streicher LED-Lichter auf den Instrumenten an, Imany beleuchtet ihre Augenpartie. Der Gestus von Optik und Klang ist dramatisch-pathetisch.

Als zu Hoziers „Take Me To Church“ rotes Licht die Bühne aufhellt, registriert man, dass die schwarz gekleideten Teufelsgeiger angehalten sind, finster-streng zu gucken. Alles an der Show ist auf dunkles Faszinosum und Mysterienspiel getrimmt, Imanys abgezirkelte Armbewegungen, jeder Schritt der Cellisten, jede Einstellung der Lichtregie.

Imany erscheint als „schwarze Majestät“

Die Instrumente werden gestrichen, gezupft, perkussiv bespielt. Imanys Vortrag streift die „spoken word“-Performance, manchmal klingt sie nach Grace Jones, wie Jones ist sie mit jedem Zoll eine schwarze Majestät, wenn nicht Göttin.

Staunen und anbeten

Wir sind aufgefordert, sie zu bestaunen und anzubeten. Aber: Es gibt den Punkt, wo Pose, Perfektion und Präzision zu kalter Pracht werden. Alles an diesem Bild dominanter Weiblichkeit ist Kalkül und Berechnung, doch fließt ohne Spontaneität wirklich Energie? Das Publikum antwortet mit Ja, applaudiert stehend, spart nicht mit Jubel und hat es wohl genossen.