
Die Hülle bläht sich, gleich wird der Ballon abheben und der Show des Cirque Inextremiste tolle Bilder bescheren. © Meijer
Ruhrfestspiele endeten mit einem großen Spektakel in der Luft
Finale im Stadion Hohenhorst
Mit „Exit“ vom Cirque Inextremiste gingen die Ruhrfestspiele zu Ende. Die Show war ein faszinierender Mix aus Artistik, Thrill und Komik, gespielt auch in luftiger Höhe am Heißluftballon.
Was haben wir da gesehen im Recklinghäuser Stadion Hohenhorst? Ein Horrordrama? Einen Thriller mit gewagten Stunts? Eine Artistik-Show am Heißluftballon? Eine zirzensische Performance zu Live-Musik? Ein Freiluft-Spektakel zum Staunen?
Die Abschlussveranstaltung der Ruhrfestspiele bot von allem etwas: Was die französische Truppe Cirque Inextremiste am Samstag ins weite Rund des Stadions zauberte, sprengt die Gattungsbezeichnungen. Mit ihrer Show „Exit“ betätigt sich die Truppe unter ihrem Leiter Yann Ecauvre als Grenzgänger zwischen Zirkus und Theater, seelenverwandt mit den Katalanen von La Fura dels Baus.
Ein Krankenwagen spukt Gestalten in Zwangsjacken aus
Als gegen 22 Uhr das Tageslicht schwindet, fährt ein Krankenwagen mit Sirene über die Laufbahn der Arena und nähert sich dem abgesperrten Mittelbereich, der von etwa 1000 Zuschauern gesäumt wird.
Die Hecktür geht auf, acht Gestalten in weißen Hemden steigen aus, sie wirken ängstlich und verwirrt. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass sie Zwangsjacken tragen, als kämen sie aus einer Irrenanstalt der rabiaten Schule.
Begleitet werden sie von einem Aufseher, der als Doktor tituliert wird. Und von einem Faktotum namens Serge, das selbst einen Dachschaden hat. „Das ist Monsieur Pompon. Achtung, er ist gefährlich“, stellt Serge per Mikrofon die Irren vor.
Zwei Frauen wanken zum Flügel, dem sie bedrohliche Klänge in Moll entlocken. Schüsse halten die Irren in Schach.
Beim Ausrollen des Ballons werden die Helfer fast abgeflammt
Sie müssen die Haut eines Ballons ausrollen, Serge kommandiert. „Du bist unprofessionell, Serge“, nörgelt der Doktor in einem Mix aus Englisch und Französisch: „Wir sind hier in Deutschland, wo alles professionell ist. Bis auf die Züge!“ Gelächter bei den Zuschauern. Humor mischt sich unter ein Szenario, das bislang eher nach Horrorfilm aussieht.
Ein Gebläse pumpt Luft in die Ballonhülle, das Piano pumpt spukige Sounds, Melodiefetzen und dramatische Läufe in die Arena. Fast hätte Serge die Helfer mit dem Brenner abgeflammt, eine Kopfbandage brennt.
Was so närrisch und stümperhaft aussieht, folgt natürlich einer präzisen Choreografie, das ist der Clou der Show. Als der Ballon orange erglüht und abhebt, reißt es wie zufällig den Tubaspieler in die Höhe.
Ein Schreckmoment, dem weitere folgen. Mit Passagieren (einer aus dem Publikum) schwebt der Ballon in 40 Meter Höhe, als es zu Beinahe-Abstürzen kommt. Die Gondel qualmt, sie scheint zu brennen.
Das Spiel der Akrobaten um den „glühenden“ Ballon ist poetisch
Später hebt der ganze Konzertflügel samt Musikern ab, sie spielen ein Requiem für eine just Verstorbene.
Tolle Bilder. Ein „glühender“ Ballon, bespielt von Akrobaten hat immer etwas Poetisches.
Wir gucken und staunen, genießen einen Ballonzauber, der die Irren-Geschichte hinter sich lässt und Auge und Ohr glänzend unterhält. Viel Beifall.