Rudi Assauers Urne ruht unter einem Baum im gräflichen Friedwald von Herten-Westerholt. Doch wirkliche Ruhe scheint es für den einstigen Manager des FC Schalke 04 noch immer nicht zu geben. Um den Nachlass des einst so starken Machers ist ein Rechtsstreit entbrannt, der die Gerichte seit Jahren beschäftigt.
Das Leben und Sterben der Schalker Legende sorgt auch mehr als drei Jahre nach seinem Tod immer wieder für Schlagzeilen. Als es zuletzt hieß: „Rudi Assauers Testament vom Gericht für ungültig erklärt!“, fühlte sich eine Frau endlich gehört und bestätigt, die von vielen stets nur belächelt wurde und der man niedere Beweggründe unterstellte: Britta Assauer (57), seine Ehefrau Nummer 2.
„Ich kämpfe wie eine Löwin für die Wahrheit“
Über die letzte Ehefrau von Rudi Assauer gibt es vor allem Berichte, die sich um den erbitterten Kampf um den Aufenthalt und die Betreuung des schwer an Alzheimer erkrankten Mannes und um sein Erbe drehen. Dazwischen liegt eine Scheidung, die Britta Assauer absolut nicht wollte und die sie nach wie vor für ein großes Unrecht hält. Man habe ihrem geliebten Ehemann eingeredet, dass er die Scheidung wolle. „Das ist bei demenziell Erkrankten ein Leichtes“, sagt sie.
Ihre Sammlung an Dokumenten zu all den rechtlichen Auseinandersetzungen um ihr Leben mit Rudi Assauer füllt 12 dicke Aktenordner. „Ich kämpfe seit mehr als zehn Jahren wie eine Löwin für meinen Mann, um die Wahrheit und unsere Rehabilitation“, sagt die sehr schlanke Blondine. Sie ist aus Mönchengladbach nach Herten zum Friedwald gekommen, um vor unserer Kamera über ihren Kampf zu sprechen und ihre Version der Vorfälle zu schildern.



„Rudi fragte: Darf ich Dich küssen?“

Britta Assauer führte den Nachnamen Idrizi, als sie am 13. Februar 2010 den Mann kennenlernte, der ihr Leben nachhaltig verändern sollte. Sie war Sekretärin, er der große Rudi Assauer, den sie bei einer Veranstaltung im Europapark Rust um ein Autogramm bat. Der Prominente war damals bereits erkennbar an Alzheimer erkrankt. Ob das der Grund für sein forsches Herangehen war oder halt „typisch Rudi“, sei dahingestellt. „Jedenfalls fragte er mich, ob er mich küssen dürfte“, erzählt die damals 44-Jährige.

„Der kranke Mann wurde regelrecht zur Schau gestellt“
Der Frau aus kleinen Verhältnissen mag es wie ein Traum vorgekommen sein, was sich dann zwischen ihr und dem Schalker Idol entspann. An seiner Seite lebte sie in Assauers 300-Quadratmeter-Villa in Gelsenkirchen, wo bis 2009 die glamouröse Schauspielerin Simone Thomalla ein und aus gegangen war, und rückte ins Licht der Öffentlichkeit. Wenngleich Britta Assauer stets betont, dass weder sie noch er großen Wert darauf gelegt hätten und man sich weitgehend ins Privatleben zurückgezogen habe.
Es sei für ihren Partner und späteren Ehemann aufgrund der Demenz zunehmend eine Tortur gewesen, sich im grellen Scheinwerferlicht zu bewegen. „Deshalb empfinde ich es auch als grausam, wie er später als schwer Kranker immer wieder auf Veranstaltungen regelrecht zur Schau gestellt wurde. Man konnte ihn ja über die Homepage buchen. Das wollte er nicht, es geschah gegen seinen Willen und er hat darunter gelitten, da bin ich mir sicher“, sagt sie.

Kurz nach dem Eheglück beginnt der Alptraum
Die Hochzeit am 19. April 2011 sei Rudis Idee jedoch ganz in ihrem Sinne gewesen, erzählt Britta Assauer. Ihre gemeinsame Zeit sei wunderschön gewesen, doch sie währte nicht lange. Als Ihr Ehemann von seiner Tochter Bettina Michel im Dezember 2011 aus dem Haus regelrecht entführt wird, beginnt für Britta Assauer ein Alptraum, der Jahre andauert und bis heute nicht wirklich ausgeträumt ist. Sie verliert ihren Mann und ihre Wohnung, muss schließlich Privatinsolvenz anmelden und arbeitet heute in einem Outlet-Geschäft in Holland.
„Hätte man mir doch damals schon geglaubt“
Einen Etappenerfolg sieht sie nun in dem Gerichtsbeschluss, der Rudi Assauers Testament für ungültig erklärt. Es sei von Anfang an offensichtlich gewesen, dass der Kranke nicht testierfähig war, als es am 17. Januar 2012 in aller Eile verfasst wurde. „Hätte man mir doch damals schon geglaubt, dann wäre auch Rudi viel Leid erspart geblieben“, glaubt sie. Immerhin: Nun ist es amtlich, dass Bettina Michel nicht mehr Alleinerbin ist, sondern die gesetzliche Erbfolge gilt, bei der dann auch die ebenfalls ausgebootete Tochter Katy Assauer zum Zuge kommt

„Ich will Rehabilitation für mich und Rudi“
Nun erwartet Britta Aussauer mit Spannung, wie der weitere Rechtsstreit um den Verbleib des Millionenerbes ausgeht. Angeblich ist von den 2,3 Millionen, die im Raum stehen, kaum noch etwas übrig. Rudi Assauers ehemalige Sekretärin und Generalbevollmächtigte Sabine Söldner, seine Tochter Bettina und der Freund und Schönheitschirurg Heinz Bull werden verdächtigt, ihre Positionen ausgenutzt und den kranken Mann regelrecht ausgeplündert zu haben. In welchen Kanälen das viele Geld versickerte, ist weiterhin unklar.
Britta Assauer behauptet, dass eben diese Menschen sie von jeher hätten loswerden wollen, um ungestört ihr Spiel spielen zu können. Was sie sich heute erwartet? „Es geht mir nicht um Geld. Darum ging es mir nie. Ich will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Und ich will Rehabilitation für mich und Rudi und unsere Liebe.“ Und sie sinniert: „Im Lied heißt es: Steht auf, wenn ihr Schalker seid. Aber für Rudi ist keiner aufgestanden.“