In den Kindertagesstätten machen in den zurückliegenden Tagen und Wochen unterschiedliche Viruserkrankungen die Runde. Mal sind die Atemwege betroffen, mal Magen und Darm.
In der Folge erkranken auch viele Erzieherinnen – kurzzeitige Personalengpässe in den Kitas bleiben nicht aus. Und Eltern werden entweder auch selbst krank oder müssen Kinderkrankentage nehmen, um ihre Kleinkinder zu betreuen.
Wie viele Fälle von meldepflichtigen Infektionen gibt es?
Das Kreisgesundheitsamt meldet routinemäßig im Wochenrhythmus meldepflichtige Infektionskrankheiten an das Landeszentrum Gesundheit NRW; die Daten werden letztlich zentral beim Robert-Koch-Institut erfasst.
Bis zum Ende der fünften Kalenderwoche sind aus dem gesamten Kreisgebiet 780 Infektionen gemeldet worden. Ganz überwiegend betreffen die Erkrankungen die Atemwege oder den Magen-Darm-Bereich. Meldepflichtig sind aber auch Infektionen wie zum Beispiel Hepatitis A-E, Legionellose oder die klassischen Kinderkrankheiten wie Mumps, Masern und Windpocken.
Wie viele Meldungen betreffen Atemwegsinfektionen?
Die mit Abstand am häufigsten gemeldeten Krankheiten betreffen Infektionen der Atemwege. Man unterteilt lokal in Infekt der oberen Atemwege (Nase, Nebenhöhlen, Rachen sowie Kehlkopf) und der unteren Atemwege (Luftröhre und Bronchien).
Bisher hat das Kreisgesundheitsamt 280 Fälle von Influenza (Grippe) gemeldet; dahinter liegen die Fälle von Coronavirus-Infektionen mit 217 Fällen. Umgerechnet sind das rund 62 Grippefälle und rund 36 Coronafälle auf 100.000 Einwohner. Die Inzidenz liegt bei der Influenza im Kreis auf demselben Niveau wie NRW-weit; bei Corona liegt sie leicht über dem NRW-Schnitt.
Zum Vergleich: In den ersten fünf Wochen des Jahres 2023 hat es noch 2735 Fälle von Covid-19 und nur 98 gemeldete Grippefälle gegeben.
Die RSV-Infektionen liegen aktuell bei 113 Fällen; bis zum selben Zeitpunkt im Vorjahr hatte es dagegen keinen einzigen registrierten Fall im Kreis Unna gegeben. Der RS-Virus gilt als bedeutendster Erreger von Erkältungskrankheiten bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Menschen. Nach dem Ende der Corona-Pandemie hatten sich die RSV-Infektionen ab November 2022 rasch unter Kleinkindern ausgebreitet. Grund laut AOK war seinerzeit, dass wegen der Corona-Schutzmaßnahmen weniger Babys mit dem Virus in Kontakt gekommen waren und sich danach zwei Babygenerationen gleichzeitig ansteckten.
Immerhin liegt die Inzidenz mit 17,6 Fällen/100.000 Einwohner im Kreis Unna deutlich über dem NRW-Wert von 10,3.

Wie viele Magen-Darm-Infektionen gibt es aktuell?
Zu den vom Kreisgesundheitsamt am häufigsten gemeldeten Infektionen gehört die Campylobacteriose mit bisher 35 gemeldeten Fällen, davon allein 26 nur in der fünften Kalenderwoche. Im Vorjahr hatte es zum selben Zeitpunkt lediglich 17 Fälle gegeben.
Die Campylobacteriose ist laut Bundesgesundheitsministerium eine bakterielle Durchfallerkrankung mit Fieber und Bauchschmerzen. Infektionsquelle sind in der Regel verunreinigte tierische Lebensmittel.
Die Norovirus-Gastroenteritis liegt bei insgesamt 67 Fällen in diesem Jahr, nahm mit allein 50 Fällen jüngst aber stark zu. Noroviren sind laut Ministerium für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Magen-Darm-Infektionen verantwortlich. Die Viren sind hoch ansteckend. Das erkläre die sehr rasche Infektionsausbreitung innerhalb von Einrichtungen wie Altenheimen, Krankenhäusern, Kitas und zum Beispiel auch auf Kreuzfahrtschiffen.
Schließlich sind Infektionen mit der Rotavirus-Gastroenteritis mit derzeit zwölf Fällen registriert. Auch Rotaviren gehören zu den häufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen.
Wie viele Infektionen mit „Kinderkrankheiten“ gibt es?
In diesem Jahr hat das Kreisgesundheitsamt bislang jeweils einen Fall von Keuchhusten und Mumps registriert. Immerhin fünf Infektionen mit dem Windpockenerreger wurden gemeldet; allein vier davon in der fünften Kalenderwoche. Masern dagegen kamen in diesem Jahr noch nicht vor.
Was ist sonst noch gemeldet worden?
Im Kreis Unna gibt es beispielsweise aktuell vier Fälle der Pneumokokken-Erkrankung; zudem zehn Fälle von Enterobacterales-Infektionen oder -Kolonisationen. Bestimmte Untergruppen einiger Enterobakterien, wie Shigellen und Salmonellen, lösen laut apotheken.de charakteristische Krankheiten aus, wie bakterielle Ruhr und Typhus.
Von aktuell zwölf Fällen von Hepatitis B sind zehn erst in der fünften Kalenderwoche aufgetreten. Hinzu kommen drei Salmonellose-Infektionen sowie fünf Yersiniose-Infektionen, die ebenfalls Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können.
Wie schätzt das Kreisgesundheitsamt die Lage ein?
Die Sachgebietsleitung Gesundheitsschutz sei „ganz entspannt“, heißt es auf Nachfrage. Es könne nicht von „einer starken Zunahme der Fälle mit Blick auf einzelne Krankheiten“ gesprochen werden.
„Vielmehr handelt es sich um eine Entwicklung, die typisch für diese Jahreszeit und absolut im Rahmen ist“, so die Einschätzung.
Im Allgemeinen gebe es auch kein „Herdgeschehen“, also viele Fälle an einem Ort – die Infektionszahlen nähmen flächendeckend zu. „Aber nicht besorgniserregend, sondern eher jahreszeittypisch“. So dauere etwa die Grippewelle von Oktober bis Mai. Laut RKI begannen die Grippewellen in den vergangenen Jahren im Januar und dauerten dann drei bis vier Monate an. „Demnach ist mit einem Scheitelpunkt erst im Februar/März zu rechnen“, wird prognostiziert.
Einzelne Auffälligkeiten wie etwa die drei Hepatitis-Fälle in der Kalenderwoche habe man im Blick und untersucht – „das sind bekannte Fälle“, heißt es. Auch alle anderen Krankheiten würden routinemäßig abgearbeitet. Dabei halte man sich streng an die Empfehlungen des RKI.
Ausschlaggebend bei allen meldepflichtigen Infektionskrankheiten sei auch stets die Inzidenz, also wie viele Fälle es auf 100.000 Einwohner gibt. „Und diese Werte sind ebenfalls nicht besorgniserregend“, gibt das Kreisgesundheitsamt Entwarnung.