
Julia Biermann an ihrer Wallbox. Im Dezember 2021 fing ihr Auto beim Ladevorgang ohne Fremdeinwirkung Feuer, was einen großen Feuerwehreinsatz nach sich zog. © Claudia Pott
„Riesige Rauchwolke“: Julia Biermanns Hybridauto fing beim Laden Feuer
Großer Feuerwehreinsatz
Julia Biermanns Mini ist Geschichte. Der Wagen brannte plötzlich lichterloh und ließ sich kaum löschen. Der aufwendige Feuerwehreinsatz war aber nur der Beginn einer Tortur.
„Da war eine riesige Rauchwolke und es war sofort klar, dass das Auto brennt. Daran gab es keinen Zweifel.“ Der Abend des 30. Dezember im vergangenen Jahr wird Julia Biermann noch lange sehr gut in Erinnerung bleiben: Biermann kommt gegen 17.30 Uhr nach Hause und schließt ihren Hybrid-Wagen zum Laden an der Wallbox an, die neben dem Garageneingang hängt.
Um 20.05 Uhr zeigt ihre App für den Hybrid-Mini dann auf einmal an, dass der Ladevorgang wegen eines Fehlers unterbrochen wurde. „Das ist noch nie passiert“, erzählt Biermann, die sich an diesem Abend über die Fehlermeldung wundert und nach draußen geht, um nachzuschauen.
Dann geht alles ganz schnell: Ihr Mini Countryman hat Feuer gefangen und qualmt extrem. Sofort ruft Biermann die Feuerwehr, die ihr noch am Telefon sagt, dass die Familie sofort das Haus verlassen soll. „Wir sind mit den drei Kindern im Schlafanzug hinten raus“, erzählt Biermann. Vorher haben sie, ihr Mann und die drei Kinder sich noch eine Jacke übergeworfen. Es ist schließlich kalt.
Das Auto hörte nicht auf zu brennen
Die Feuerwehr trifft wenig später ein, inklusive Notarzt, Rettungswagen und Polizei. „Das waren bestimmt 50 Einsatzkräfte, die ganze Straße stand voll“, so Biermann. Auch die Nachbarn sollten ihr Haus verlassen. Mit einer Spezialdecke hätten die Feuerwehrkräfte dann versucht, die Flammen zu ersticken. Währenddessen standen alle Einsatzkräfte parat, um notfalls löschen zu können. Überall auf der Straße lagen Wasserschläuche.
Doch das Auto brannte und brannte. Wie Biermann erzählt, kam dann ein Abschleppdienst samt Container. In diesen füllte die Feuerwehr Wasser. „Mit einem Kran wurde dann das brennende Auto in den Container gehoben. Die Feuerwehr bespritzte es währenddessen mit Wasser.“
Und dann? Richtig: Das Auto brannte einfach weiter, im Container. „Die Einsatzkräfte haben dann die Decke im Container über das Auto geworfen und sind mit dem brennenden Fahrzeug weggefahren.“ Der Container sei dabei noch beschädigt worden und kontaminiertes Wasser sei ausgelaufen, so Biermann. Die Feuerwehr sei bis zum frühen Morgen mit den Arbeiten beschäftigt gewesen. Später habe das Auto fast drei Wochen auf dem Gelände des Abschleppdienstes im Wasserbecken gestanden.
BMW kommunizierte nicht mit seiner Kundin
Von ihrem Mini, dem Traumauto das sie sich erst ein Jahr zuvor gekauft hatte, musste Biermann sich an diesem Abend verabschieden. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, alle kamen mit dem Schrecken davon.
Nach Neujahr kontaktierte sie sofort BMW in Dortmund, wo sie den Wagen gekauft hatte. „Ich hatte ja auch noch eine Garantie.“ Die Antwort des Mitarbeiters war für sie ernüchternd: Die Versicherung sei für alles zuständig. Einen Leihwagen würde sie nicht bekommen.

Während das Auto in einen Container gehoben wurde, brannte es weiter. Die Feuerwehr löschte es ununterbrochen ab. © privat
Biermann schaffte sich in der Not einen alten Gebrauchtwagen an, um mobil zu sein. Zu ihrem Ärger habe sie noch drei Raten des Autokredits zahlen müssen, bevor die Versicherung ihr dann den noch offenen Betrag zur Verfügung stellte und der Kredit bei der BMW-Bank abgelöst werden konnte. Auch eine Standgebühr für die Zeit beim Abschleppdienst musste gezahlt werden. Den Betrag übernehme ihre Versicherung, so Biermann.
Während der Austausch mit der Versicherung gut lief, ärgert sich die 40-Jährige über den Kontakt mit BMW. Wobei nach Biermanns Schilderungen von Kontakt nicht wirklich die Rede sein kann. „Bis heute habe ich nichts von BMW gehört“, sagt sie. Die Unnaerin habe mehrmals versucht, einen Ansprechpartner zu bekommen, hatte damit aber keinen Erfolg.

Julia Biermann aus Unna-Hemmerde hat sich nach dem Brand ihres Hybrid-Wagens wieder ein E-Auto angeschafft – und das Auto seitdem ganz genau im Blick, wenn es lädt. © Claudia Pott
Es sei kein Geld geflossen und keine Informationen: BMW habe den Brandursachengutachter, den erst die Versicherung engagiert hatte, übernommen und die Batterie ohne ihr Wissen ausgebaut. Was dann damit passierte und ob der Gutachter der Ursache auf die Schliche gekommen ist, das weiß sie nicht.
Ebenfalls ärgerlich: Die drei Raten, die sie nach dem Brand noch bezahlt hatte und die Eigenbeteiligung für die Versicherung habe sie noch zahlen müssen. Außerdem sei noch ein Teil der Standgebühr bei dem Abschleppunternehmen offen. Die Versicherung versuche, einen Teil von BMW zu bekommen und übernehme die Kosten andernfalls, erklärt Biermann. „Die Feuerwehr hat auch noch keine Rechnung geschickt.“
Auf Anfragen der Redaktion geht BMW nicht detaillierter auf den Fall von Biermann ein. Fahrzeugbrände passierten bei BMW sehr selten, Sicherheit sei von größter Bedeutung, heißt es. Kommt es zum Brand, könne das aus einer Vielzahl äußerer Gründe resultieren, die von „unsachgemäßer Reparatur bei Unfallschäden, mangelnder oder unsachgemäßer Wartung, unbefugten Änderungen am Fahrzeug (Eingriffe ins Bordnetz, Tuning usw.) bis hin zu Brandstiftung reichen.“
Hätte der Mini zurückgerufen werden müssen?
Biermann hat indes eine andere Vermutung: Sie hat in Erfahrung gebracht, dass es im Jahr 2020 eine Rückrufaktion für diesen Wagen gegeben hat – wegen einer möglichen Brandgefahr beim Ladevorgang. Das war vor ihrem Kauf. Könnte es also sein, dass Biermann ein Auto verkauft worden ist, das eigentlich zurückgerufen wurde und nicht mehr verkauft werden sollte?

Julia Biermanns Auto war nach dem Brand schrottreif. © privat
Eine Antwort auf diese Frage gibt es von BMW nicht. Das Unternehmen versichert jedoch, jeden Vorfall ernst zu nehmen und erklärt, dass es über ein Team verfüge, das sich der Zusammenarbeit mit BMW-Besitzern, Versicherungsunternehmen und Behörden widme, um Fahrzeugbrandvorfälle zu untersuchen, auf die BMW aufmerksam gemacht wurde.
Es sei in Deutschland üblich, „dass Fahrzeugschäden, etwa in Folge von Bränden, in der Regel über die Versicherung reguliert werden. Diese können ihren Versicherungsnehmern schneller helfen als der Hersteller, aufgrund der jeweiligen Versicherungsbedingungen sogar oft schon bevor die Brandursache feststeht“, so BMW.
Dass in diesem Fall offenbar etwas nicht ganz rund gelaufen ist, scheint der Autohersteller aber doch einzusehen: „Wir bedauern es sehr, dass in diesem Einzelfall das Vorgehen bzw. die Interaktion nicht zur Zufriedenheit der Kundin verlaufen ist. Wir gehen der Angelegenheit mit Hochdruck nach. Die Kundenbetreuung der zuständigen Niederlassung wird proaktiv auf die Kundin zugehen, um mit ihr gemeinsam eine zufriedenstellende Lösung zu finden.“