Rentner erlitt Hirnblutung und Gedächtnisverlust Bewährungsstrafe für jugendlichen Schläger

Rentner erlitt Hirnblutung: Bewährungsstrafe für jugendlichen Schläger
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Durch einen Faustschlag in Nähe des City-Sees wurde ein 69 Jahre alter Marler am 28. Juli 2023 lebensgefährlich verletzt. Nachdem Familie und Freunde Flugblätter mit Beschreibungen der möglichen Täter ausgehängt hatten, ermittelte die Polizei zwei 16-Jährige als Verdächtige. Nun standen sie wegen schwerer Körperverletzung vor dem Jugendschöffengericht. Der Prozess fand wegen ihres Alters hinter verschlossenen Türen statt.

Der Rentner aus Marl hatte damals mittags mit seiner Frau im Stadtkern eingekauft. An der Ecke Martin-Luther-Straße/Sickingmühler Straße geriet er mit den Jugendlichen aneinander. Sie hatten sich verabredet, Passanten zu ärgern - das räumte einer der beiden vor Gericht ein. Mit ihren Rädern waren sie von der Brücke am See hinunter zur Straße gerollt. Einer fuhr dicht an der Ehefrau vorbei, der zweite näherte sich von hinten dem Rentner.

Das Amtsgericht Marl von außen.
Das Marler Amtsgericht © Theresa Breuer

Nach Feststellung des Gerichts schwenkte der 69-Jährige in dem Moment seine Einkaufstasche mit Vogelsand aus einer Zoohandlung hoch und traf den 16-Jährigen im Gesicht. Der Radfahrer kam ins Schlingern, wäre fast gestürzt und verlor seine Baseball-Cap. Die soll der Rentner noch in seine Richtung getreten haben. Der 16-Jährige schlug dem Rentner mit der Faust ins Gesicht. Nach seiner Darstellung fürchtete er, dass der 69-Jährige ihn schlagen wollte.

Der Marler fiel nach hinten, schlug mit dem Kopf auf dem Pflaster auf. Er erlitt eine Hirnblutung. Ärzte retteten sein Leben mit einer Notoperation im Krankenhaus. Dabei wurde ein Teil der Schädeldecke abgenommen. Mehrere Tage lag der Rentner im Koma, schwebte in Lebensgefahr.

Seit der Operation leidet er unter erheblichen Gedächtnisstörungen. Sein Wesen hat sich verändert, eine Körperseite ist gelähmt. Für die Familie ist sein Zustand eine Belastung. Der Fall hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt. Die Familie hatte für Hinweise zum Täter eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.

Im Prozess am Marler Amtsgericht zeigte der 16-Jährige Reue und sagte, dass ihm die Tat leid tue. Das Jugendschöffengericht verurteilte ihn wegen schwerer Körperverletzung zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Er habe vorsätzlich und fahrlässig gehandelt. Für drei Wochen muss der junge Mann in Dauerarrest. Bei diesem „Warnschussarrest“ werden die Täter in Arresträumen oder in Jugendanstalten untergebracht.

Freispruch für zweiten Angeklagten

Die Staatsanwaltschaft hatte ebenfalls für eine zweijährige Bewährungsstrafe plädiert und vier Wochen Dauerarrest, der Verteidiger nur für einen „Warnschussarrest“ aus.

Der zweite Angeklagte stand nach Feststellung des Gerichts in zehn Metern Entfernung und hatte keinen Einfluss auf die Tat. Er wurde freigesprochen.