Vier Tote bei Busunglück auf A9 bei Leipzig Alle vier Opfer waren Frauen

Mindestens vier Tote bei Busunglück auf A9 bei Leipzig: Flixbus äußert sich
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Update 28.3., 16.19 Uhr: Die Polizei hat nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig Informationen zur Identität der Todesopfer veröffentlicht. Demnach handelt es sich bei den vier Getöteten um Frauen. Bei dem Unfall starben eine 47-jährige Polin, eine 20-jährige Indonesierin mit Wohnsitz in Berlin sowie eine 19-Jährige aus Bayern, wie die Polizei mitteilte. Die Identität der vierten Frau konnte nach fast einer Woche geklärt werden. Es handelt sich um eine 43 Jahre alte Frau aus der Ukraine, teilte die Polizei Anfang April mit.

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den relativ sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.

Bestatter tragen ein Todesopfer des verunglückten Busses von der Unfallstelle auf der A9.
Bestatter tragen ein Todesopfer des verunglückten Busses von der Unfallstelle auf der A9. © picture alliance/dpa

„Dennoch sind Fälle, in denen es zu Unfällen kommt, oft dramatisch, weil die Zahl der Betroffenen hoch sein kann“, sagte ein Sprecher des ADAC. 2022 kamen den Angaben zufolge bei Busunfällen innerhalb und außerhalb von Ortschaften insgesamt acht Menschen ums Leben - eine im langjährigen Vergleich nicht ungewöhnliche Zahl.

Der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. „Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen“, sagte der Sprecher. Busreisenden werde grundsätzlich empfohlen, sich anzuschnallen. Zudem müssen Reisebusse laut ADAC seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein. Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt. Ein solches System warnt den Fahrer, verhindert aber nicht das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn, falls er nicht gegenlenkt.

Ermittlungen gegen Flixbus-Fahrer

Update 28.3., 13.04 Uhr: Nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 bei Leipzig ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Busfahrer. Der Vorwurf gegen den 62-Jährigen lautet auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, wie ein Sprecher der Behörde sagte. Ob der Mann bereits vernommen wurde, konnte der Sprecher nicht sagen.

Derzeit steht für die Ermittler die Ursachenforschung im Vordergrund. Dazu stehen zahlreiche Zeugenbefragungen an, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig auf Anfrage sagte. Auch alle Verletzten, die in einem Krankenhaus behandelt werden, sollen befragt werden, sofern es deren Gesundheitszustand zulässt. Zum Gesundheitszustand der Verletzten, darunter sechs Schwerverletzte, konnten noch keine aktuellen Angaben gemacht werden.

Der Bus mit mehr als 50 Passagieren und zwei Fahrern war auf dem Weg von Berlin nach Zürich verunglückt. Noch vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte hatte ein nachfolgender Bus an der Unfallstelle angehalten. Darin hatten nach Angaben der „Saarbrücker Zeitung“ zahlreiche Feuerwehrleute aus Saarbrücken gesessen, die sofort zu dem verunglückten Reisebus geeilt waren. Demnach hatten sie ohne professionelle Ausrüstung Verletzte aus den Trümmern geholt und versorgt.

Die Verkehrspolizeiinspektion hat die Ermittlungen wegen des Verdachts einer fahrlässigen Tötung aufgenommen. Der Fahrer des Busses soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. „An Bord waren zwei Fahrer, der Fahrer im Einsatz steuerte den Bus seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr“, hieß es. Er ist nach Angaben der Polizei nicht unter den Toten.

Ein verunglückter Reisebus wird an der Unfallstelle auf der A9 von einem Kran geborgen.
Ein verunglückter Reisebus wird an der Unfallstelle auf der A9 von einem Kran geborgen. © picture alliance/dpa

Update 28.3., 8.40 Uhr: Nach dem schweren Busunglück mit vier Toten und über 30 Verletzten auf der Autobahn 9 bei Leipzig rücken nun die Ermittlungen zur Unfallursache in den Fokus. „Zunächst müssen zahlreiche Zeugenbefragungen durchgeführt werden. Das wird natürlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte eine Polizeisprecherin.

Der Doppelstock-Flixbus war am Mittwochmorgen von der Fahrbahn abgekommen, über den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Die Polizei sprach von 4 Toten, 6 Schwerverletzten und 29 Menschen mit leichten Verletzungen. Die Identifizierung der Toten war am Mittwoch noch nicht abgeschlossen.

Die A9, eine wichtige Nord-Süd-Strecke zwischen Berlin und München, war rund um die Unfallstelle zwölf Stunden voll gesperrt - bis gegen 21.30 Uhr am Mittwochabend.

Erstmeldung, 27.3.: Mehrere Hubschrauber landen auf der Autobahn, Krankenwagen rasen zur Unfallstelle: Auf der Autobahn 9 bei Leipzig ist ein Reisebus des Anbieters Flixbus auf dem Weg von Berlin nach Zürich schwer verunglückt. Die Polizei sprach von 5 Toten und mehr als 20 Verletzten. Die Polizei korrigierte am Abend die Zahl der Toten von fünf auf vier. Eine der Polizei zunächst als gestorben gemeldete Person befinde sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, teilte die Polizeidirektion Leipzig am Mittwochabend mit. Zur Identität, Alter und Geschlecht der Todesopfer werden zunächst keine Angaben gemacht.

Nach ersten Erkenntnissen ist der Doppelstockbus auf gerader Strecke zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz aus noch unbekannter Ursache von der Fahrbahn abgekommen. Dann raste das Fahrzeug noch knapp 100 Meter über den Grünstreifen, walzte Gebüsche sowie kleinere Bäume nieder und stürzte schließlich auf die Seite. An dem Unfall war wohl kein anderes Fahrzeug beteiligt, betonte ein Polizeisprecher. Die wichtige Nord-Süd-Trasse zwischen Berlin und München wurde in beide Richtungen für mehrere Stunden gesperrt.

Tödlicher Busunfall auf A9 bei Leipzig: Flixbus zeigt sich betroffen

An Bord des Fernbusses, der auf dem Weg von Berlin nach Zürich war, waren nach Angaben des Unternehmens Flixbus 53 Fahrgäste und zwei Fahrer. Es werde eng mit den örtlichen Behörden und den Rettungskräften vor Ort zusammengearbeitet und alles daran gesetzt, die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären, sagte ein Unternehmenssprecher. „Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen.“

Der Fahrer des verunglückten Flixbusses soll nach Angaben des Busunternehmens alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. Nach Angabe der Polizei ist der Busfahrer nicht unter den Toten. Details zum Gesundheitszustandes des Mannes wurden nicht genannt. Wann der Bus geborgen wird, war noch unklar. Am frühen Nachmittag konnte zumindest die A9 in Richtung Berlin wieder freigegeben werden.

Ein Reisebus liegt zur Seite gekippt an der Unfallstelle auf der A9.
Bei einem Unfall mit einem Reisebus auf der A9 nahe Leipzig sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. © picture alliance/dpa

Reaktionen aus der Politik

Solche Unfälle seien schockierend, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dem Nachrichtensender „Welt“. „Und jetzt geht es darum, dass die Sicherheitskräfte vor Ort die Sache aufklären müssen, dass den Menschen geholfen werden muss, die jetzt dringend Hilfe brauchen.“

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) verschaffte sich einen Überblick an der Unfallstelle und sprach den Hinterbliebenen der Todesopfer sein Beileid aus. Zudem „hoffe ich, dass es den Verletzten schnell wieder besser geht“. Schuster dankte den Rettungskräften für ihren professionellen Einsatz. Es sei eine „schwere Lage“ gewesen, die „hervorragend gemeistert“ worden sei. Er habe in den Gesichtern der Feuerwehrleute gesehen, „wie schwierig diese Szenen waren“.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete die Nachricht vom verunglückten Bus bei X (früher Twitter) als „schwer erträglich“. „Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Angehörigen und Hinterbliebenen der Todesopfer.“

Bestürzt zeigte sich auch Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten“, sagte der SPD-Politiker. „Ich danke den vielen Einsatzkräften vor Ort, die schnelle Hilfe leisten.“

Armin Schuster (CDU, M), Innenminister von Sachsen, gibt an der Unfallstelle auf der A9 ein Pressestatement.
Armin Schuster (CDU, M), Innenminister von Sachsen, gibt an der Unfallstelle auf der A9 ein Pressestatement. © picture alliance/dpa

Unfall auf A9: Krankenhäuser bereiten auf Großeinsatz vor

Erst nach drei Stunden konnte der verunglückte Bus mit Hilfe von Gurten aufgerichtet und mehrere Tote aus dem Innenraum geholt werden. Dabei schirmten mobile Sichtschutzwände die Aktion ab.

Krankenhäuser in der Umgebung bereiteten sich auf einen Großeinsatz vor. Die Notaufnahme sei alarmiert und es würden Operationssäle sowie Diagnostikräume vorbereitet und vorgehalten, sagte ein Sprecher des Diakonissen-Krankenhauses in Leipzig auf Anfrage. Zudem habe man bei der Leitstelle angegeben, welche Kapazitäten es bei der Aufnahme von Patienten gibt.

2019 hatte es auf der A9 bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt einen schweren Busunfall gegeben. Dabei starb eine Frau, und mehrere Menschen wurden verletzt. Im Dezember 2023 war ein Reisebus ebenfalls auf der A9 bei Leipzig verunglückt, es gab mehrere Verletzte. Das Schkeuditzer Kreuz liegt am Flughafen Leipzig/Halle. Die A9 ist eine wichtige Nord-Süd-Autobahn, die Berlin und München verbindet.

dpa