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Regionalvermarktung im Münsterland soll Perspektiven für bäuerliche Familienbetriebe schaffen
Aktiengesellschaft
Kurze Wege vom Produzenten zum Verbraucher – auch das gehört zu der Idee der Regionalwert AG. Zurzeit sei man bei 57 Gründungsaktionären und einem Gründungskapital von gut 330.000 Euro.
Wer an Aktiengesellschaften denkt, der denkt zumeist an anonyme Konzerne und unpersönliche Großunternehmen. Dass eine Aktiengesellschaft indes auch im Kleinen, im Regionalen erfolgreich sein und Mehrwert für die Region schaffen kann, das möchte die künftige Regionalwert AG (RWAG) beweisen. Anfang Dezember gab es die erste größere Infoveranstaltung dazu, jetzt ist die Gründungsversammlung in Sicht.
„Vom Acker auf den Teller“
Als Bürgeraktiengesellschaft wollen Landwirte und zahlreiche weitere Unterstützer aus dem Münsterland, darunter auch einige aus dem Kreis Borken, dafür sorgen, dass die künftigen Aktionäre eine andere Art von Rendite erhalten: gute regional produzierte Lebensmittel, Perspektiven für bäuerliche Familienbetriebe, maximale Transparenz bei der Produktion und Fairness für Mensch und Tier.
„Wir streben eine Regionalvermarktung im Münsterland an, mit Dorfläden und kurzen Wegen vom Acker auf den Teller“, sagt Carsten Rech, Regionalmanager für die „Leader“-Region Steinfurter Land und einer der treibenden Kräfte hinter der Idee.
Gemeinsam mit Thomas Köhler, dem Regionalmanager für die „Leader“-Region Tecklenburger Land, arbeitet er auf das große Ziel hin: die Gründungsversammlung der Regionalwert AG Münsterland. „Ich hoffe, dass wir Ende März oder Anfang April so weit sind“, sagt Rech.
Gründungskapital von gut 330.000 Euro
Zurzeit sei man bei 57 Gründungsaktionären und einem Gründungskapital von gut 330.000 Euro. Wie die großen „Vorbilder“ wird die Bürgeraktiengesellschaft einen Vorstand und einen Aufsichtsrat wählen. Eine erste Kapitalerhöhung soll es bereits im Juni geben. Die Projektträgerschaft liegt bei der ,Leader‘-Region Tecklenburger Land.
Das können zwei der an der Projektvorbereitung beteiligten Landwirte als Praktiker besonders gut: Antonius Winkelmann betreibt auf seinem Naturland-Hof in Dülmen Rinder- und Schweinezucht, Ackerbau und Gemüse- sowie Getreideanbau. „Die Regionalwert AG“, so glaubt er, „kann auch Schwachstellen erkennen und sie abstellen.“ Bessere Vertriebswege finden und Marktnischen besetzen – auch das sei mit der Bürgeraktiengesellschaft leichter.
„Regionalität ist ein wichtiges Kaufkriterium“
Mit von der Partie ist auch Heinrich Rülfing, Biolandwirt aus Rhede, Grünen-Kreistagsabgeordneter und Mitglied der RWAG-Initiativgruppe. Er hofft, die bisherigen Schwachstellen in der Bio-Kette im Verarbeitungs- und Absatzbereich zu verbessern. „Auch Mittagstische und Kantinen sind doch potenzielle Absatzmärkte“, sagt Rülfing. Eine gläserne Landwirtschaft, davon ist er überzeugt, könne viele Verbraucher überzeugen. Die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette mit kurzen Transportwegen und schlüssiger Direktvermarktung, das wollen sie alle in der Regionalwert AG. „Das trägt auch zum Erhalt der kleineren Bauernhöfe bei“, ist Rülfing von der Regionalwert-Idee überzeugt.
Das glaubt auch Kristian Kühling vom Unverpackt-Laden „Hülle und Fülle“ in Steinfurt. „Regionalität ist für immer mehr Menschen ein wichtiges Kaufkriterium“, sagt er. Seinen Laden sieht er als Bindeglied zwischen Erzeugern und Verbrauchern.
Wer an der Idee Interesse hat: Die nächsten Infotermine finden am 11. Februar um 18 Uhr und am 16. Februar um 19 Uhr jeweils online statt (www.regionalwert-muensterland.de)